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Astur Gold Corp.: Spanisches Gold neu entdeckt

15.12.2010  |  Jan Kneist (Metals & Mining Consult)

Wenn derzeit über Spanien gesprochen wird, dann ist der Tenor eher negativ - Arbeitslosigkeit, Finanzkrise, Wirtschaftseinbruch etc. Das sollte einen aber nicht hindern, auch in Spanien einen Blick auf den boomenden Bergbausektor zu werfen, denn dieser Sektor ist einer der größten in Europa.

In Spanien werden große Mengen an Zement, Flurspat, Gips, Sanden, Kupfer, Nickel und weitere Metalle produziert. Zu den bekanntesten Bergbau- bzw. Explorationsunternehmen in Spanien gehören Inmet Mining (Las Cruces Projekt), Orvana Minerals übernahm Kinibauri Gold) Ormonde Mining, Cambridge Minerals. Die Produktion an ausgewählten Metallen im Jahr 2008 betrug: Kupfer: 290.000 t, Zink: 456.050 t, Blei: 125.000 t, Nickel: 8.136 t, Gold: 3,4 t, Silber 3,4 t (Quelle: Gurmendi: The Mineral Industry of Spain 2008).

Die bedeutendste Bergbauregion Spaniens ist der Iberische Pyrit-Gürtel, der zahlreiche massive Sulfidlagerstätten beherbergt und sich von der Gegend um Sevilla bis südlich Lissabon in Portugal erstreckt. Dort findet sich auch Inmets Las Cruces Mine. Das Zentrum des historischen Goldbergbaus liegt aber woanders, nämlich im Norden Spaniens in den Provinzen Kastilien, Galizien und Asturien.

Der Goldbergbau in Spanien begann vor über 2000 Jahren, zu Zeiten des Römischen Reiches. Die Geldreform von Augustus führte zur Etablierung eines Goldstandards, der durch die Aureus Goldmünze verkörpert wird und so für erheblichen Goldbedarf sorgte.

Die Las Medulas Goldmine in der heutigen Provinz Kastilien u. Leon war zu Zeiten des Römischen Reiches eine der wichtigsten Goldminen. Plinius der Ältere schrieb über diese Mine, dass sie 20.000 Römische Pfund ( a 327,45 g) Gold pro Jahr lieferte, insgesamt über 250 Jahre Minenbetrieb ca. 1.650 t Gold (Quelle: http://iberianature.com). Noch heute zeugen zahlreiche alte Minen von der umfangreichen Bergbauaktivität der Römer. Trotz ihrer fortschrittlichen Technik war es ihnen nicht möglich, refraktorisches Erz (schwer zu trennendes Mischerz) zu verarbeiten, so dass sie die schon damals bekannte Salave Lagerstätte im heutigen Asturien nur oberflächlich ausbeuten konnten. Gut für Astur Gold!

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Hintergrund

Das heute unter Astur Gold Corp. firmierende Unternehmen wurde am 20. August 2007 als Kapital-Pool mit dem Namen Dagilev Capital Corp. gegründet. Anschließend fand der Börsengang statt und ab Februar 2008 notierten die Aktien an der TSX. Wie bei diesen Kapitalsammlern üblich fand anschließend eine Transaktion statt, mittels derer Aktiva in die Hülle eingebracht wurden. Bei Dagilev war das der Erwerb von 95,04% des spanischen Unternehmens Exploraciones Mineras del Cantabrico,. S.L. (EMC). EMC wiederum gehörte zuvor Rio Narcea Mines, einer Tochter von Lundin Mining. Für den Erwerb von EMC zahlte Dagilev 5,296 Mio. eigene Aktien und 500.000 € und machte Lundin zum Großaktionär. Nach Zustimmung der Aktionäre wurde Dagilev am 4. Juni 2010 in Astur Gold Corp. umbenannt.






Das Salave Goldprojekt

Das Projekt liegt ganz im Norden Spaniens, direkt an der Küste der Biskaya und nur wenige Kilometer von der Grenze zu Portugal entfernt. Die nächste Gemeinde ist die Kleinstadt Tapia de Casariego. Salava umfasst 5 Konzessionen auf ca. 433 ha Fläche. Alle wichtigen Infrastruktureinrichtungen (Strom, Wasser, Straße) sind entweder direkt am Projekt oder in Tapia verfügbar. Ein Hafen befindet sich in Bibadeo. Der Vorteil der Küstennähe ist auch gleichzeitig das einzige reale Problem.

Wie anfangs erwähnt, konnten die Römer diese Art von Refraktor-Erz nicht verarbeiten. Sie beuteten nur das verwitterte Oberflächengestein im Tagebau aus und ließen das darunterliegende Sulfidgestein unangetastet.

Die Lagerstätte hängt mit einer Scherzone zusammen und besteht aus zahlreichen Linsen mineralisierten Sulfid-Gesteins, die in Sedimenten und Granodiorit gelagert sind. Über 70% des Goldes liegt in Refraktorerz in Arsenopyrit und Pyrit. Die einzelnen mineralisierten Zonen sind 50 - 200 m lang, 10 bis 50 m breit und 10 bis 60 m stark.

Mehrere Vorbesitzer explorierten das Projekt, darunter Cominco, Rio Tinto, Gold Fields, Anglo American, Newmont und zuletzt Rio Narcea mit 14.885 m in 70 Bohrlöchern. Insgesamt wurden seit 1970 290 Diamantbohrungen über 55.847 m niedergebracht, was für Astur Gold einen großen Informationsvorsprung und Kostenersparnis bedeutet. Von diesen Bohrungen liegen 219 innerhalb des modellierten Ressourcenareals. Unter Einbeziehung der letzten Bohrungen von Rio Narcea fertigte Scott Wilson Mining Anfang 2010 einen NI 43-101 konformen technischen Bericht an, der auch die folgende Ressourcenschätzung enthielt:

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Die Gehalte sind für eine Tagebaulagerstätte sehr gut und festzuhalten ist auch, dass es sich bei Salava um eines der größten unentwickelten Goldprojekte in Westeuropa handelt. Und die Lagerstätte bietet durchaus Potential für Erweiterungen. Die Ergebnisse der bisher durchgeführten Diamantbohrungen deuten darauf hin, dass sich die hochgradigen Abschnitte in der Tiefe und in nördliche Richtung fortsetzen. Scott Wilson empfiehlt ebenfalls einen Test auf Erweiterungen der Mineralisierung in Richtung Westen.

Alle Fakten sprechen extrem für das Projekt, doch gibt es einen beeinträchtigenden Faktor - die bisher nicht vorhandene Tagebaugenehmigung. Im August 2005 wurde die weitere Entwicklung des Tagebauprojekts von Rio Narcea durch die Provinzregierung Asturiens wegen neuer Gesetze untersagt. Dem folgten drei Klagen von Rio Narcea gegen Asturien, die vor dem Obersten Gerichtshof ausgetragen werden, jetzt durch Astur Gold. Eine vierte Klage zielt auf einen Schadenersatz von 320 Mio. €. Die Summe wurde bei einem Goldpreis von 600 USD/oz festgelegt, wäre jetzt also wesentlich höher. Der Obere Gerichtshof hat entschieden, dass die Tagebaugenehmigung doch erteilt wird, wenn eine der drei Klagen vor dem Obersten Gerichtshof gewonnen wird. Eine Entscheidung wird vermutlich in 1-2 Jahren fallen.


Weitere Vorhaben

Noch im Dezember 2010 will Astur den Antrag für ein 2.000 m umfassendes Bohrprogramm stellen. Ebenfalls im Dezember erwartet man die Ergebnisse der laufenden Abgrenzungsstudien für den möglichen Tagebau und den Untergrundabbau. Im Januar 2011 wird man Anträge für den Bau einer 2,2 km langen Explorationsdrift und für 3.000 - 5.000 m Bohrungen stellen. Der Beginn der abschließenden Machbarkeitsstudie ist für Februar 2011 vorgesehen. Von größter Bedeutung für das Unternehmen ist aber der Erhalt der Tagebaugenehmigung und hierfür könnten die Wahlen in Asturien im Mai 2011 eine Rolle spielen. Selbst wenn die Genehmigung nicht erteilt wird, besteht die Option des Untergrundabbaus (von dann weniger Unzen) und Astur und Rio Narcea können noch immer eine Entschädigungszahlung im Falle des dauerhaft versagten Tagebaus erhalten.





Management

Ein signifikanter Erfolgsfaktor bei Minenunternehmen ist bekanntermaßen das Management und auch hier ist Astur bestens aufgestellt. Cary Pinkowski (CEO) ist der Gründer von Entree Gold und ihm gelang der Erwerb des Lookoout Hill Projekts, eines der hochgradigsten Kupfer-Gold-Porphyrprojekte weltweit. Emilio Hormaeche (Präsident) war unter anderem Projektmanager der Tasiast Goldmine von Red Back Mining. Er ist Spanier und mit sämtlichen Minenprojekten der letzten 20 Jahre in dem Land vertraut. Paul Conibear (Direktor) ist VP für Unternehmensentwicklung von Lundin Mining und war ehemals CEO von Tenke Mining. Sean Roosen (Direktor) ist CEO von Osisko Mining. Bei Astur ist also geballter Sachverstand versammelt.


Bewertung

Die Bewertung des Unternehmens wird am sinnvollsten über eine In-Situ-Bewertung der Unzen im Boden vorgenommen. Eine von Haywood Securities ange fertigte Tabelle, die sich auf S. 25 von Asturs jüngster Präsentation befindet, weist Werte von 40 bis 450 $ je Unze auf, der Mittelwert liegt bei 139 $. Aufgrund der Problematik der fehlenden Genehmigung bleiben wir im unteren Bereich und setzen 50 $ je Unze an. Astur verfügt über 1,68 Mio oz Gold gemessene und angezeigte Ressourcen, was zu einem fairen Wert von 84 Mio. USD bzw. 2,48 USD/CAD je Aktie führt. Nimmt man die abgeleiteten Ressourcen hinzu, kommt man auf 101 Mio. USD/CAD (1 USD = 1 CAD) bzw. 2,99 USD/CAD. Der Ertragswert einer 100.000 oz pro Jahr produzierenden Mine wäre noch deutlich höher. Um hierzu aber Aussagen treffen zu können sind die Ergebnisse der Abgrenzungs- bzw. Machbarkeitsstudien abzuwarten. In jedem Falle ist die Aktie aufgrund der rechtlichen Unsicherheit gravierend unterbewertet.

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Fazit

Astur Gold ist ein Unternehmen mit Pepp. Das Projekt im Norden Spaniens ist eines der hochgradigsten in Westeuropa und die Vorbesitzer haben erhebliche Investitionen getätigt, die Astur als Erwerber jetzt zugefallen sind. Das Unternehmen wird von absoluten Profis der Branche geführt. Einziger Bremsfaktor ist die fehlende Tagebaugenehmigung. Man sollte sich hierbei vor Augen führen, dass Spanien eine schwere und sich weiter verschlimmernde Wirtschaftskrise durchmacht und auf jeden Arbeitsplatz angewiesen ist. Das Projekt schüfe nicht nur zahlreiche Jobs, es brächte der Region auch beträchtliche Steuereinnahmen und wird daher von den lokalen Gemeinden sehr positiv beurteilt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Tagebaugenehmigung (unter strengen Umweltauflagen) erteilt wird, ist also hoch. Falls sie doch nicht kommen sollte, bleiben noch immer die erheblichen Schadenersatzforderungen im Raum. Eine perfekte Spekulation für risikofreudige Investoren!

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© Jan Kneist
Metals & Mining Consult Ltd.



Hinweis gemäß § 34 WpHG: Mitarbeiter und Redakteure der Metals & Mining Consult Ltd. halten folgende in dieser Ausgabe/Artikel besprochenen Wertpapiere: Astur Gold Corp.