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Edelmetalle Aktuell

15.09.2010  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach (Heraeus)

Gold

Der Goldpreis ist in der vergangenen Woche nur knapp an einem neuen Allzeithoch vorbeigeschrammt. Am Ende lag der Höchstkurs am letzten Mittwoch nach einem beinahe kontinuierlichen Anstieg bei 1.262 $ je Unze und damit nur noch 2,90 $ vom am 21. Juni erreichten höchsten Kurs aller Zeiten entfernt.

Preistreibend wirkten dabei vor allem neue Engagements von insgesamt vermutlich eher spekulativ orientierten Adressen an der New Yorker COMEX aus. Deren Pluspositionen nahmen in den letzten beiden Wochen um noch einmal fast 80 Tonnen zu. Bei den ETFs hielten sich die Anleger dagegen eher zurück. Das Segment sah zwar leichte Verkäufe, diese erreichten aber zusammengenommen gerade einmal 2 Tonnen.

Generell lässt sich aus diesen Zahlen, aber auch aus der Zurückhaltung der physischen Anleger in Kontinentaleuropa (siehe unten) wohl ableiten, dass die Bedürfnisse der konservativeren Investoren nach den verschiedenen Kaufwellen im Frühjahr aktuell erst einmal gedeckt zu sein scheinen. Dies dürfte zum einen in einem wieder gewachsenen Sicherheitsgefühl hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Finanz- und Wirtschaftsmärkte begründet sein, aber sicher auch an dem jetzt wieder sehr hohen Preisniveau liegen, das einen Einstieg ausgesprochen teuer machen würde.

Zwei der wichtigsten Goldproduktionsländer gaben in den letzten beiden Wochen neue Zahlen zur laufenden Goldgewinnung heraus. Südafrika verkündete dabei für das zweite Quartal ein deutliches Plus in Höhe von 12 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres. Im Jahresverlauf lag die Ausbringung zwischen April und Juni aber erneut niedriger und zwar um 2 Prozent. Konkret wurden im letzten Quartal 49,4 Tonnen Gold am Kap gefördert. Bis 2006 war Südafrika für fast ein Jahrhundert der größte Goldproduzent der Welt. Seitdem haben sinkende Goldgehalte im Gestein, Streiks und Minenschließungen aufgrund von Unfällen dafür gesorgt, dass das Land direkt hinter Australien und den USA nur noch die Nummer 4 auf der Liste der größten Produktionsländer ist.

Der weltweit größte Produzent wird auch in diesem Jahr ohne Zweifel wieder China sein. Das zuständige Ministerium in Peking teilte mit, dass im Land alleine im Juli über 31 Tonnen Gold gefördert worden seien, insgesamt habe die Ausbringung zwischen Januar und Juli bei über 190 Tonnen gelegen.

Eine Überraschung gab es kurz vor dem vergangenen Wochenende auf der Zentralbankseite. Bangladesch teilte mit, dass man vom IWF 10 Tonnen Gold gekauft habe. Bezahlt hat die Zentralbank des Landes den Tagespreis vom vergangenen Dienstag, das waren etwas über 1.250 $ je Unze. Für den IWF war dies der erste Verkauf an eine Zentralbank in zehn Monaten. Im vergangenen Jahr hatte es insgesamt drei Verkäufe an Sri Lanka (10 Tonnen), Mauritius (2) und Indien (200) gegeben. Danach hatte der IWF begonnen, zusätzlich auch noch Gold im freien Markt zu verkaufen, wobei er sich an den Vorgaben des europäischen Zentralbankabkommens orientiert. Bis Ende Juli hatten sich diese letztgenannten Abgaben auf 88,3 Tonnen belaufen, wodurch der Fonds zusammengenommen schon 3/4 seiner Abgabepläne verwirklichen konnte. Insgesamt möchte der IWF 403,3 Tonnen Gold abstoßen und mit den Erlösen seine Finanzkraft zur Unterstützung ärmerer Länder stärken.

Außer Bangladesch hat auch Russland jüngst seine Goldreserven aufgestockt. Im Juli stiegen die Goldvorräte der Notenbank um fast 16 auf jetzt 724,7 Tonnen. Damit steht das Land derzeit auf dem 7. Platz der weltgrößten Goldhalter, es arbeitet sich langsam, aber sicher an Japan heran, das noch rund 5 Prozent mehr Gold in seinen Kellern liegen hat. Unter dem entsprechenden Link auf Seite 4 finden Sie eine Auflistung der 50 größten Goldhalter unter den Notenbanken (wobei die letzten Änderungen beim IWF und in Russland hierin noch nicht enthalten sind).

Unterschiedliche Meldungen gab es in den letzten beiden Wochen von den physischen Goldmärkten. Aus Dubai und Abu Dhabi wurde für den August über einen Rückgang des Goldabsatzes um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr berichtet, auch in der Türkei gab es im letzten Monat einen deutlichen Rückgang der Importe auf 7,57 Tonnen. Im Juli waren noch über 20 Tonnen Gold in das Land eingeführt worden. Ein (kleines) Plus in Höhe von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wurde aus Indien berichtet, allerdings handelte es sich dabei um die Absatzzahlen für das gesamte 2. Quartal. Insgesamt haben die Inder in diesem Zeitraum 164,5 Tonnen Gold gekauft. Entscheidenden Anteil hatte daran aber nicht die Schmucknachfrage (sie lag mit 1,8% im Minus), sondern der Kauf von Investmentgold. Weitere Details zu diesem Thema finden sich unter dem Link auf Seite 4.

Die Nachfrage nach physischem Anlagegold in Deutschland war in den letzten beiden Wochen erneut sehr gering. Stattdessen machte - sicher mit Blick auf den insgesamt noch immer hohen Goldpreis - erneut ein Teil der deutschen Anleger Kasse. Das von diesen bei Händlern und Banken eingereichte Gold - vor allem handelte es sich dabei wieder um Krügerrand-Münzen - landet mangels Abnehmern in der Schmelze. Weil auch die industrielle Nachfrage nicht überzeugend ist, endet das überschüssige Gold am Ende in Form von Standardbarren in den Tresoren am Handelsplatz London.

Ein hohes Aufkommen an Altmaterial gibt es derzeit nicht nur in Deutschland, sondern auch in Hongkong. Und auch hier reicht die lokale Nachfrage aktuell nicht aus, so dass das Gold ebenfalls in Form von 12,5 kg-Barren seinen Weg nach London findet.


Silber

Auch beim Silber waren es in erster Linie die an der New Yorker Terminbörse engagierten Spekulanten, die den Preis nach oben trieben. Sie erhöhten ihre offenen Positionen in den letzten beiden Wochen um 1.835(!) auf über 9.900 Tonnen und damit auf den höchsten Stand seit Ende 2009. Anders als beim Gold legten beim Silber zwar auch die ETF-Positionen zu, mit gerade einmal 125 Tonnen war der Zuwachs hier aber vergleichsweise gering. Trotzdem liegen hier die Investorenbestände mit jetzt rund 13.150 Tonnenaktuell auf einem absoluten Rekordniveau.

Dem Preis hat die Kaufwelle an der COMEX in den vergangenen zwei Wochen deutlichen Auftrieb verschafft, zumal auch die industrielle Nachfrage - wenn auch nicht auf den Rekordständen der früheren Monate - weiter anhält. Am Ende erreichte das weiße Metall in den letzten 14 Tagen mehrfach ein Niveau von über 20 $ je Unze. Heute Morgen hat es dabei mit 20,40 $ den bisher höchsten Stand seit März 2008 erreicht.

Charttechnisch steht einem weiteren Anstieg nicht viel im Wege und kurzfristig scheinen auch Kurse von deutlich über 20,50 $ möglich zu sein. Mittel- und langfristig geben aber die hohen Anlegerbestände durchaus Anlass zur Sorge. Bei aller positiven Grundstimmung aufgrund des relativ hohen industriellen Verbrauchs könnten nämlich Gewinnmitnahmen auch erst einmal für einen massiven Rückschlag sorgen.





Platin

Wie nach jedem Monatswechsel standen auch in den vergangenen beiden Wochen wieder die weltweiten Autoverkaufszahlen im Fokus der Platinmetallhändler. Die Berichte aus den einzelnen Märkten fielen dabei sehr unterschiedlich aus.

In China, dem weltgrößten Automarkt gab es vergangenen Monat im Vergleich zum Vorjahr ein massives Plus in Höhe von 56% auf 1,21 Mio. Neuzulassungen. Staatliche Subventionen für besonders sparsame Fahrzeuge haben hier nach Angaben von Nachrichtenagenturen ihren Beitrag geleistet. Außerdem habe der feste Yuan geholfen, macht er doch importierte Fahrzeuge günstiger. Vor dem steilen Anstieg im August waren die Steigerungsraten bei den Verkäufen im Reich der Mitte monatelang deutlich gesunken und hatten im Juli bei nur noch 17% gelegen.

In den USA gab es ebenfalls zweistellige Schwankungen bei den Verkaufszahlen, nur ging es hier in die andere Richtung: Ein Minus von 21% im Vergleich zum Vorjahr brachte den schlechtesten August-Wert der letzten 27 Jahre. Beobachter machten vor allem das Fehlen einer Abwrackprämie für den Einbruch auf knapp unter 1 Mio. Verkäufe verantwortlich. Die Citibank senkte derweil in einer neuen Studie die Absatzprognosen auch für 2011. Danach würden im kommenden Jahr in den USA statt 14 Mio. Autos nur 13,1 Mio. neu zugelassen werden. Immerhin würde dies gegenüber dem laufenden Jahr noch ein deutliches Plus bedeuten. Hier rechnen Marktbeobachter nach dem Einbruch im August mit nur noch 11,5 Mio. verkauften Autos.

Gute Nachrichten auf niedrigerem Niveau gab für den August auf der anderen Seite des ehemaligen Eisernen Vorhangs. In Russland sprangen die Autoverkaufszahlen im August dank neuer Förderprogramme der Regierung um 51% auf fast 170.000 Fahrzeuge. Das Plus im gesamten bisherigen Jahresverlauf liegt bei 14%, der Absatz in diesem Zeitraum bei 1,14 Mio. Fahrzeugen. Ein neues Rekordhoch bei den Autoverkäufen gab es in Indien, wo neue Modelle, gesunkene Zinsen und die bevorstehenden Feiertagsperioden für einen Boom sorgten. Mit einem Plus von 33% gegenüber dem Vorjahr und einem Absatz von über 160.000 Fahrzeugen hat sich der Markt eindrucksvoll entwickelt. Was den Platinmetallverbrauch angeht, dürfte das Land allerdings aufgrund der im Schnitt sicher relativ kleinen Motoren den anderen Märkten noch immer hinterherhinken.

Die USA standen übrigens mit ihrer negativen Entwicklung nicht alleine da. In Prozent ausgedrückt war das Minus in Deutschland sogar noch deutlicher: 27% weniger neu zugelassene Fahrzeuge ließen den Absatz auf 201.000 Fahrzeuge fallen; die Märkte in Russland und Indien sind, wie oben gesehen, davon nicht mehr so weit entfernt. Der Dieselanteil in Deutschland lag im August immerhin bei 39%, relativ gesehen hilft das dem Platin genauso, wie die Tatsache, dass das Minus vor allem auf Kosten der Kleinwagen ging, während es bei Sport- und Geländewagen und in der Mittel- und Oberklasse deutliche Zuwachsraten gab.

Die nicht überragenden, aber global gesehen immerhin halbwegs zufriedenstellenden Autoverkäufe dürften der Hauptgrund sein, dass die industrielle Nachfrage nach Platin und Palladium in den letzten beiden Wochen eher etwas zugenommen hat. Ganz akut dürfte auch das Ende der Werksferien bei dem einen oder anderen Autohersteller seinen Beitrag geleistet haben.

Dem Platinpreis hat die leichte Steigerung der industriellen Nachfrage sicher nicht so viel geholfen wie die spekulativen Käufe, die es in den letzten beiden Wochen gab. Um immerhin drei Tonnen haben die Positionen an den Terminbörsen in New York und Tokio in dieser Zeit zugenommen.

Die eher langfristiger orientierten Anleger bei den ETFs haben sich dagegen zurückgehalten. Hier kam es sogar zu leichten Abgaben.

Die Käufe vor allem an den Börsen brachten dem Platinpreis im Vergleich zu vor zwei Wochen einen Anstieg um rund drei Prozent auf 1.572 $ je Unze. Dieses Niveau wurde schließlich heute morgen erreicht. Aktuell sieht es nicht nach einem raschen Rückschlag aus, falls ein solcher kurzfristig käme, gibt es bei 1.540 $ aber schon wieder die erste charttechnische Unterstützung.

Ein Streik von 8.000 Minenarbeitern bei Northam dürfte zu der positiven Preisentwicklung eher wenig beigetragen haben, da hierfür die Bedeutung des Unternehmens für die weltweite Versorgung nicht groß genug ist. Nähere Einzelheiten zu den Hintergründen des Streiks finden sich unter dem entsprechenden Link auf Seite 4 dieses Berichts. Problematisch würde es jedoch, wenn die Streikbewegung auch die großen Produzenten erfassen würde, wofür es derzeit aber keine Anzeichen gibt.


Palladium

Das Palladium stand in den letzten beiden Wochen den anderen beiden wichtigen weißen Industriemetallen Silber und Platin nicht nach. Insbesondere um die Monatswende herum konnte es massiv zulegen und erreichte nach einem fast ununterbrochenen Anstieg um über 50 $ (oder 10% !) Spitzenpreise von 543,50 $ je Unze.

Dies war die höchste Notierung seit Mai und das hohe Wachstum des chinesischen Automarktes hat dabei sicher genauso geholfen, wie die kräftige Nachfrage nach Terminkontrakten an der New Yorker Börse. Dort wurden in den letzten beiden Wochen über 7 Tonnen Palladium vor allem von spekulativ orientierten Marktteilnehmern aus dem Markt genommen. Bei den ETFs hielten sich Käufe und Verkäufe dagegen die Waage.

Kurzfristig ist nicht auszuschließen, dass sich die Aufwärtsbewegung weiter fortsetzt, eine nachhaltige fundamentale Begründung für den starken Anstieg der letzten Zeit sehen wir aber nicht und darin steckt sicher über kurz oder lang auch einiges an Rückschlagpotential.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Kaum Änderungen gab es in den letzten beiden Wochen bei den “kleinen“ Platinmetallen. Rhodium sah sowohl Kauf - als auch Verkaufsinteresse, allerdings waren die Mengen jeweils gering und das Preisniveau deshalb sehr stabil. Die Notierung liegt weiterhin bei 2.050 $ - 2.150 $ je Unze, eine kurzfristige Änderung ist nicht in Sicht. Auf der unteren Seite scheint das Metall ohnehin gut unterstützt, so dass selbst im Falle eines Rückschlags bei den anderen Metallen die Luft nach unten begrenzt sein sollte.

Geringe Nachfrage bestimmt weiter die Situation beim Ruthenium. Hier liegt der Preis aktuell etwas tiefer als vor zwei Wochen bei 160 $ - 190 $ je Unze. Iridium hat sich nicht bewegt, das Metall notiert unverändert bei 690 $ - 740 $.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





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