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Die Rohstoff-Woche - Kalenderwoche 36: Diamantenfieber

06.09.2008 | 13:14 Uhr | Roedel, Tim
Ziemlich holprig ging es diese Woche zu am Rohstoffmarkt! Die Berg- und Talfahrt der wichtigsten Metalle sowie von Öl und Gas hält weiter an, wobei letztgenannte weiterhin dominiert.

Vor allem beim Thema Öl scheinen sich nun doch eher die Bären durchsetzen zu können, trotz mehrerer Hurrikans, die im Anflug auf den Golf von Mexiko und damit auf das Gros der US-amerikanischen Ölquellen sind. Doch scheint es zur Zeit so zu sein, dass noch so viele Hurrikans das Ölangebot drosseln können, an der gesunkenen Nachfrage nach Öl in den USA ändert das freilich nichts.
So sank die Nachfrage nach Rohöl in diesem Jahr im Vergleich zu 2007 um etwa 5%, einer der höchsten Rückgänge seit über 40 Jahren! Lediglich nach den beiden Ölkrisen 1973 und 1979 gab es vergleichbare oder höhere Nachfragerückgänge beim Rohöl in den USA als aktuell. Folgende Grafik von Barclays Capital verdeutlicht diesen massiven Nachfrageabschwung:



Hauptverantwortlich ist sicherlich der anhaltend hohe Ölpreis, der vor allem auch den amerikanischen Autofahrern aufs Gemüt geht. Wie lange diese bearische Haltung der Amerikaner anhält hängt sicherlich vor allem von der weiteren Entwicklung des Rohölpreises ab, neben weiterer Gründe wie noch immer latenten Rezessionsängsten, dem Ausgang der US-Präsidentenwahlen und deren Folgen und damit verbunden der weiteren Entwicklung von Krisenherden im Nahen Osten oder dem Kaukasus.

Beim Gold dagegen sieht es für Goldbullen sowohl auf der Nachfrage-, als auch auf der Angebotsseite recht gut aus, lediglich der Goldpreis selbst spielt nicht ganz mit. Während die Angebotsseite wie bereits mehrfach in vorangegangenen Ausgaben der Rohstoff-Woche beschrieben, auf der einen Seite nicht mit neuen Mineneröffnungen nachkommt, um alte und erschöpfte Minen zu ersetzen, hat man außerdem auf der anderen Seite mit Streiks und Energieproblemen zu kämpfen. Demgegenüber ist auf der nachfragenden Seite – vor allem saisonal bedingt – ein deutlicher Aufschwung zu erkennen.
Sowohl die UBS Investment Bank als auch JPMorgan Chase & Co. halten allein durch die Goldnachfrage aus Indien einen Preisanstieg beim gelben Metall um bis zu 10% für möglich. In Indien ist traditionell in den Wintermonaten Heiratssaison, was sich bereits in den Monaten August bis Oktober bemerkbar macht.
So haben sich die Goldverkäufe der UBS nach Indien innerhalb der letzten vier Wochen nahezu verzehnfacht, wie die nachfolgende Grafik der UBS verdeutlicht:



Und auch sonst sieht es nicht schlecht aus beim Thema Gold. So haben bereits mehrere europäische Zentralbanken ihre Goldverkäufe eingefroren. Und sogleich machen – auch angesichts schwächelnder Finaanzmärkte neue Goldpreisprognosen die Runde..... Warten wirs ab!

Ungewöhnliche Wege, die Nachfrage nach Platin wieder anzukurbeln, geht in diesen Tagen Anglo Platinum. Mittels einer Promotionfirma namens „Platinum Guild International“ schaltet Anglo Platinum aktuell einen Werbespot im japanischen Fernsehen. Der Spot zielt darauf ab, vor allem japanische Männer mit gehobenem Einkommen dazu zu bewegen, ihren Ehefrauen als Ausgleich für längere Nächte im Büro oder zu viele Zechtouren, Ringe Armbänder und Ketten aus Platin mit nach Hause zu bringen. Eine innovative Idee, zumal Japaner sowieso mehr auf Platin „stehen“, da Gold seit jeher in Japan als zu schrill und auffällig gilt. Über das Ergebnis dieser Kampagne schweigt man sich bei Anglo Platinum derweil noch aus.

Apropos Schmuck:

Was macht eigentlich der Diamantenriese De Beers? – Oder sollte man eher sagen: der ehemalige Diamantenriese?
Seit mehreren Affären um sogenannte „Blutdiamanten“ in den 90er Jahren und Anfang dieses Jahrzehnts ist es zunächst einmal relativ still um den einstigen Quasi-Monopolisten des Diamantenmarktes geworden. Das alles mutet irgendwie wie eine Art „Gras über die Sache wachsen lassen“ an. Die Zeiten der uneingeschränkten Vorherrschaft De Beers‘ rund um alles was nur im Entferntesten mit funkelnden Diamanten zu tun hat, sind auf alle Fälle längst vorbei.
Bis in die 80er Jahre hinein lieferte De Beers über 80% aller weltweit geförderten Diamanten. Diese Quote sank stetig, von 65% Mitte der 90er Jahre über 50% Anfang dieses Jahrhunderts bis zu aktuell geschätzten 30%, die De Beers als Marktanteil übrig geblieben ist. Doch scheinbar scheint diese Entwicklung bei De Beers selbst keinen so wirklich zu stören, es scheint als solle die Firma gänzlich an die Wand gefahren werden. Wie sonst lässt sich erklären, dass man, statt in eigenen Minen geförderte Diamanten überhaupt zu verkaufen, diese lieber im Boden belässt und weit fortgeschrittene Minenprojekte von heute auf morgen auf Eis legt? Jüngstes Beispiel: Das AK06-Projekt in der Orapa-Region (eine der allerersten Adressen der weltweiten Diamantenförderung) in Botswana, das ein Gemeinschaftsprojekt von De Beers (Anteil 71%), African Diamonds (28%) und Wati (1%) ist.
Worum geht es? Seit 2004 wurde das AK06-Projekt (benannt nach der zugewiesenen Lizenznummer) von den genannten Partnern relativ weit fortentwickelt. Bis zu einer Tiefe von 400 Metern konnten über 11 Mio. Karat ausgewiesen werden, für tiefere Schichten existiert weiteres Potential. Nun ging es vor der heißen Phase von Finanzierung und Produktion ab Anfang 2010 darum, wie denn die Diamanten vertrieben werden sollen. De Beers bevorzugte den Vertrieb „über sich selbst“, African Diamonds dagegen über öffentliche Versteigerungen in Botswana, da dort mit einem um 40% (!) höheren Abnahmepreis zu rechnen sei. Das wollte nun wiederum De Beers so gar nicht, könnte man doch über die eigenen Vertriebskanäle womöglich noch mehr herausschlagen, selbstverständlich ohne die Partner daran zu beteiligen. Die Quintessenz des Ganzen war, dass De Beers lieber gar keine neue Mine wollte und das Projekt erst einmal auf Eis legte (womöglich in dem Glauben, dass den Partnern irgendwann einmal die Mittel ausgehen würden und man sich bei De Beers deren Anteile mit einverleiben könne). Auch eine gütliche Einigung mittels der Erstattung aller bisher von De Beers getragenen Kosten in Form eines Mehrheitsanteils an African Diamonds im Wert von 100 Mio. US$ scheiterte, sodass sich – auch auf Grund mangelnder Festlegungen über die Art des Vertriebs bei Unterzeichnung des Joint-Venture-Vertrages – nun die Gerichte in Botswana mit dem Fall beschäftigen müssen.
Und auch für die wird es nicht einfacher werden, ist De Beers doch auf der einen Seite einer der größten und wichtigsten Handelspartner Botswanas, auf der anderen Seite aber auch mehrere hundert Botswaner in African Diamonds investiert – mal von der eigentlichen Sache an sich abgesehen.
Abschließend sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass das AK06-Projekt als eine der 10 profitabelsten Minen der Welt eingeschätzt wird.
Soviel zu den schwierigen Abhängigkeiten von Cash-Flow auf der einen und Marktanteilen auf der anderen Seite.

Es bleibt weiterhin spannend an den Rohstoffmärkten! Machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken und handeln wenigstens Sie mit Bedacht!







© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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