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Gold als sicherer Hafen und Krisenwährung gefragt

03.03.2017 | 6:03 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Der Goldpreis ist wie schon in den vergangenen Jahren dank ETF-Zuflüssen mit Gewinnen in das neue Jahr gestartet. Diese erklären sich mit den zahlreichen politischen Unwägbarkeiten in den USA und in Europa. So sorgt US-Präsident Trump mit seiner Politik für Verunsicherung. In Europa stehen in mehreren wichtigen Ländern richtungsweisende Wahlen bevor, welche die EU und die Eurozone vor eine Zerreißprobe stellen könnten. In Kürze dürften zudem die Austrittsverhandlungen zwischen Großbritannien und der EU beginnen. Wir sehen Gold daher trotz der Erwartung steigender US-Leitzinsen gut unterstützt.

Gold ist stark in das Jahr 2017 gestartet. In den ersten beiden Monaten verteuerte sich Gold um 8% und verzeichnete Ende Februar mit gut 1.260 USD je Feinunze ein 3½-Monatshoch. Gold in Euro kletterte sogar auf ein 5-Monatshoch von 1.190 EUR je Feinunze. Dass Gold zu Jahresbeginn steigt, war in den letzten Jahren nicht ungewöhnlich (Grafik 1).



Besonders kräftig fiel der Preisanstieg im vergangenen Jahr aus, als Gold nach zwei Monaten bereits 15% über dem Jahresanfangsniveau notierte. Vor einem Jahr ging es mit dem Goldpreis noch bis Anfang Juli aufwärts. 2015 hatte Gold das Jahreshoch dagegen schon überschritten. Vor drei Jahren setzte sich der Preisanstieg noch bis Mitte März fort. Vom Verlauf her ähnelt der Preisanstieg in diesem Jahr bislang stark dem im Jahr 2014. Begünstigt wurde der positive Start in den letzten Jahren durch Zuflüsse in die Gold-ETFs (Grafik 2).

Im ersten Quartal 2015 beliefen sich diese auf 23 Tonnen, bis Ende Februar sogar auf fast 80 Tonnen, bevor im März Abflüsse einsetzten. Im ersten Quartal 2016 verzeichneten die Gold-ETFs sogar Zuflüsse von fast 300 Tonnen, davon 250 Tonnen bis Ende Februar. Im laufenden Jahr sind den Gold-ETFs in den ersten beiden Monaten 55 Tonnen zugeflossen. Was war der Auslöser für die Goldpreisentwicklung und die jeweiligen ETF-Zuflüsse zu Jahresbeginn?

Anfang 2015 kam es zu Turbulenzen an den Finanzmärkten, der Aufgabe des Euro-Mindestkurses zum Schweizer Franken durch die Schweizerische Nationalbank und der Ankündigung des Anleihekaufprogramms durch die EZB. Ein Jahr später gab es ausgehend von China und dem Absturz der Ölpreise erneut Turbulenzen an den Finanzmärkten, welche zu einem Auspreisen der Fed-Zinserhöhungserwartungen führten.

In diesem Jahr ist es vor allem die politische Unsicherheit, welche die Anleger in den sicheren Hafen Gold fliehen lässt. Diese Unsicherheit ist diesseits und jenseits des Atlantiks zu finden und dürfte das ganze Jahr über anhalten. Insofern ist es vorstellbar, dass sich das gängige Muster der letzten Jahre - Stärke im ersten Halbjahr, Schwäche im zweiten Halbjahr - dieses Jahr nicht wiederholt. Auch wieder gestiegene Fed-Zinserhöhungserwartungen belasteten den Goldpreis kaum.

In den Wochen nach der US-Wahl Anfang November 2016 hatte die Erwartung einer wirtschaftsfreundlichen Finanzpolitik von US-Präsident Trump die Zinserwartungen und den USDollar deutlich steigen lassen, was Gold stark unter Druck setzte. Dieses Bild hat durch den verunglückten Start der Trump-Präsidentschaft erhebliche Kratzer bekommen. So musste der Nationale Sicherheitsberater aufgrund umstrittener Kontakten zu Russland zurücktreten und der designierte Arbeitsminister seine Kandidatur aufgrund der drohenden Ablehnung im Senat zurückziehen.

Kommentare von Trump, Finanzminister Mnuchin und Wirtschaftsberater Navarro über US-Dollar, Euro, Yen und den Außenhandel schürten Sorgen vor einem Handels- und Währungskrieg. Die Aufkündigung des bereits verhandelten transpazifischen Freihandelsabkommens TPP, der geplante Bau einer Mauer zu Mexiko und ein inzwischen von den Gerichten kassiertes Einreiseverbot für Bürger aus sieben Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung ließen Ängste vor Protektionismus und Abschottung aufkommen. Hinzu kommt eine bislang einmalige Schelte der Medien und der Justiz.

Große Unsicherheiten gibt es aber auch und vor allem in Europa. Abzulesen ist dies unter anderem am Auseinanderlaufen der Zinsdifferenzen der drei größten Länder der Eurozone. Der Renditeaufschlag für 10-jährige französische Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen gleicher Laufzeit ist mittlerweile so groß wie zuletzt im Herbst 2012, also kurz nach dem Hochpunkt der Staatsschuldenkrise (Grafik 3).



Dies hängt insbesondere mit der steigenden Unsicherheit im Vorfeld der in zwei Monaten stattfindenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich zusammen. Die Präsidentschaftskandidatin des Front National, Marine Le Pen, hat im Falle ihres Wahlsieges einen Ausstieg Frankreichs aus der Europäischen (Währungs-)Union ins Spiel gebracht. Ein Wahlsieg Le Pens im entscheidenden zweiten Wahlgang am 7. Mai gilt Umfragen zufolge zwar weiterhin als unwahrscheinlich.

Seit dem Ausgang des Brexit-Referendums und der US-Wahl im letzten Jahr kann dies aber auch nicht ausgeschlossen werden. Dies gilt insbesondere für eine mögliche Stichwahl gegen den konservativen Kandidaten Fillon, der für die jahrelange Scheinbeschäftigung seiner Frau als parlamentarische Mitarbeiterin in der Kritik steht. Deutlich geringer sind dagegen weiterhin die Siegchancen für Le Pen bei einer Stichwahl gegen den unabhängigen Kandidaten Macron.

Auch der Renditeaufschlag Italiens gegenüber Deutschland ist zuletzt auf ein 3-Jaheshoch gestiegen (Grafik 3). Neben der Sorge vor einem Wiederaufflackern der Staatsschuldenkrise nach einem möglichen Wahlsieg von Le Pen spielen hier auch italienspezifische Faktoren eine Rolle. So wird der italienische Bankensektor weiterhin von einem hohen Berg an notleidenden Krediten belastet. Nach dem verlorengegangenen Verfassungsreferendum im Dezember und dem Rücktritt von Ministerpräsident Renzi wird Italien von einer politischen Krise gelähmt.

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