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Industriemetalle: Indonesien lockert Exportverbot von Erzen

26.01.2017 | 6:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Die indonesische Regierung wartete Mitte Januar mit einem Paukenschlag auf: Sie hat das seit drei Jahren bestehende Exportverbot für unbehandelte Erze unter bestimmten Auflagen gelockert. Betroffen hiervon ist in erster Linie Nickel, daneben Bauxit und Kupfer. Der globale Nickelmarkt dürfte zukünftig deshalb besser versorgt sein als noch vor einigen Monaten befürchtet. Wir revidieren daher unsere Nickelpreisprognose nach unten.

Unter Protest hatte die indonesische Regierung im Januar 2014 ein Exportverbot für unbehandelte Erze verhängt. Ziel des Verbots war es, die Minenunternehmen dazu zu bewegen, Schmelzen im Land zu bauen, so dass ein größerer Teil der Wertschöpfungskette in Indonesien selbst verbleibt. Die am 12. Januar 2014 in Kraft getretenen Regularien beinhalteten zwei Kernauflagen: So gab es zum einen ein sofortiges Exportverbot für unbehandelte Erze zur Gewinnung von Nickel, Zinn, Gold, Silber und Chrom sowie von Bauxit. Zum anderen wurden Zölle auf die Ausfuhr von Konzentrat eingeführt, welche Kupfer, Eisenerz, Mangan, Blei, Zink, Titaneisen und Titan betrafen.

Diese Materialien durften zwar für zunächst drei Jahre weiter exportiert werden, allerdings zu einem progressiven Zollsatz von mindestens 20% im ersten Halbjahr 2014 bis 60% in der zweiten Jahreshälfte 2016. Die Regularien erstreckten sich auf Minenunternehmen, welche im Besitz von bestimmten Lizenzen und Verträgen waren. 2013 war Indonesien gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) der weltweit größte Produzent und Exporteur von Nickelerz (64,8 Mio. Tonnen) und damit auch der größte Lieferant für China (58% Anteil).

Bei der Bauxitproduktion belegte Indonesien 2013 hinter Australien den zweiten Platz, bei den Exporten des Vorprodukts von Aluminium war Indonesien wiederum die Nummer 1 (57 Mio. Tonnen bzw. 59% Weltmarktanteil). Mit einem Marktanteil von 6% laut WBMS nahm Indonesien darüber hinaus einen vorderen Platz bei den Exporten von Kupferkonzentrat ein.

Ein Grund für die jetzige Lockerung des Exportverbots könnte das steigende Haushaltsdefizit sein. Denn Indonesien hatte sich mit dem Verbot einer wichtigen Einnahmequelle beschnitten. Der Bergbausektor trug 2013, also vor dem Exportverbot für unbehandelte Erze, gemäß Daten von Global Insight fast 12% zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. 2016 waren es nur noch rund 7%. Das Haushaltsdefizit stieg Daten der Weltbank zufolge von umgerechnet gut 20 Mrd. USD 2013 (2,2% des BIP) auf geschätzte rund 23 Mrd. USD 2016 (2,5% des BIP). In heimischer Währung ist das Haushaltsdefizit noch deutlich stärker gestiegen.

Ganz ohne Erfolg blieb das Exportverbot aber nicht. Wie wir schon in unserem Jahresausblick 2017 berichtet hatten, befanden sich im Oktober laut Regierungsangaben 22 Schmelzen im Bau. Das Exportverbot hätte zudem Investitionen von rund 5 Mrd. USD ins Land gelockt. Andere Quellen berichten mittlerweile, dass chinesische Unternehmen in den letzten Jahren sogar rund 15 Mrd. USD in den Bau von Schmelzen in Indonesien investiert hätten. Dies hat zumindest zu einer deutlich gestiegenen Produktion und im Nachgang zu höheren Exporten von Ferronickel und Nickelroheisen (Nickel Pig Iron) beigetragen.

Laut WBMS hatte Indonesien 2013 rund 68 Tsd. Tonnen Ferronickel ausgeführt. 2015 waren es schon 182 Tsd. Tonnen, von Januar bis August 2016 etwa 169 Tsd. Tonnen. Ferronickel und Nickelroheisen sind billigere und qualitativ geringwertigere Alternativen zu reinem Nickel bei der Herstellung von Edelstahl. Diese werden überwiegend in China verarbeitet.



Der Protest der Unternehmen, die zuletzt Investitionen in Indonesien getätigt haben, gegen die nun angekündigte Kehrtwende ist jetzt verständlicherweise umso größer. Der Bau von Produktionsanlagen könnte nun deutlich langsamer vorangehen, da sich die Unternehmen entmutigt fühlen könnten, weiter in neue Anlagen zu investieren. Zwar haben zunächst noch keine Unternehmen bestehende Projekte verzögert oder gestoppt, noch nicht angestoßene Projekte würden nach ersten Äußerungen aber neu kalkuliert werden.

Mit dem erneuten Politikwechsel ist unseres Erachtens auch die Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit Indonesiens gesunken und es kommt bei einigen Marktteilnehmern das Gefühl auf, dass die Änderungen einer gewissen Willkür unterliegen. Die Änderung der Handelspolitik konterkariert unserer Meinung nach das Bestreben, Investitionen ins Land zu locken.

Was wird jetzt geändert? Am 12. Januar 2017 verkündete das Energie- und Bergbauministerium stellvertretend für die indonesische Regierung die Lockerung des Exportverbots für unbehandelte Erze und wird die bislang bestehenden Regelungen durch neue ersetzen. Diese müssen noch vom Parlament abgesegnet werden. Sofern bereits bekannt, ist unter bestimmten Bedingungen nun wieder der Export von überschüssigem, qualitativ geringwertigem Nickelerz erlaubt. Die Schwelle für den Nickelgehalt in den Erzen wurde dabei mit "unter 1,7%" definiert.

Das geringwertige Nickelerz muss zukünftig 30% des Bedarfs der Schmelzen in Indonesien decken. Kann nicht das gesamte geförderte Minenmaterial von den Schmelzen absorbiert werden, darf der überschüssige Teil ins Ausland verkauft werden. Die finalen Exportvolumina werden allerdings von der Regierung und unabhängigen Kontrolleuren festgelegt. Ausfuhrgenehmigungen können für bis zu fünf Jahre erteilt werden. Voraussetzung für den Erhalt von Exportlizenzen ist, dass die Minenunternehmen innerhalb von fünf Jahren Schmelzen fertigstellen müssen. Die Notwendigkeit von Investitionen besteht also fort.

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