Als sich in der letzten Woche die Krise um die Deutsche Bank (laut IWF die Bank mit dem weltweit größten Systemrisiko) gefährlich zuspitzte und der Aktienkurs auf ein Rekordtief von unter 10 Euro rutschte, wäre unter rationalen Gesichtspunkten eine völlig andere Marktreaktion zu erwarten gewesen:
- 1. Am gesamten europäischen Aktienmarkt hätte es zu einem Ausverkauf kommen müssen - doch lediglich die Banken zeigten Kursverluste.
- 2. Gold hätte sprunghaft ansteigen müssen - doch das Gegenteil war der Fall.
- 3. Trotz der Deutsche-Bank-Krise und einem stärkeren Dollar, hielt die Fed weiter an ihrem "Geschwätz" über bevorstehende Zinsanhebungen fest.
Was sich hinter den Kulissen abgespielt haben könnte
Offensichtich waren gewisse Kräfte daran interessiert, den Goldpreis unter die Unterstützung von 1.310 Dollar fallen zu lassen, die über den gesamten Sommer gehalten hatte. Zum engeren Kreis der "Verdächtigen" könnte insbesondere die mächtige Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit Sitz in Basel zählen. Dort treffen sich regelmäßig die Präsidenten der 17 wichtigsten Zentralbanken, um ihre Entscheidungen zu koordinieren. Bei der BIZ sitzt eine weitere, inzwischen sehr einflussreiche Organisation, das Financial Stability Board. Es untersucht, welche Gefahren dem globalen Finanzsystem drohen und entwickelt Vorschläge, wie etwa das Problem zu lösen ist, dass Banken zu groß sind, um pleitezugehen.
Möglicherweise ist die Deutsche Bank in sehr viel ernsthafteren Schwierigkeiten, als es die Headlines der Medien suggerieren. Laut Berichten arbeitet die Bundesbank hinter den Kulissen bereits an einem Notfallplan für das angeschlagene Institut. Die berechtigte Sorge ist nicht nur, dass die Deutsche Bank implodiert, sondern mit ihr der gesamte Finanzsektor. Doch warum war es wichtig, Gold auf Talfahrt zu schicken?
Weil die Insider wussten, dass ein sprunghaft steigender Goldpreis den restlichen Märkten signalisiert hätte, dass eine neue Finanzkrise im Anmarsch ist. Schließlich steigt Gold nicht nur als Schutz gegen Inflation, sondern auch in seiner Funktion als sicherer Hafen. Ein starker Kurssprung im Gold hätte den Medien klar signalisiert, dass sich an anderer Stelle gefährliche Risse im Finanzsystem bilden.
Inzwischen deutet sich an, dass die Berichte, wonach sich die Deutsche Bank mit dem US-Justizministerium auf eine Strafzahlung von 5,4 Milliarden Dollar einigen konnte, nichts weiter als eine Presse-Finte waren. Das US-Informationsportal Zerohedge schlussfolgert, dass der Auslöser für den kräftigen Kursanstieg "nichts weniger als der letzte Versuch war, durch Medienmanipulation den Aktienkurs der Deutschen Bank nach oben zu treiben und eine besorgte Bevölkerung so davon abzuhalten, ihre Gelder aus der Bank abzuziehen".
Warum das Timing für den Gold-Abverkauf kein Zufall war
Als sich Gold am Dienstag der Unterstützung von 1.310 Dollar/Unze näherte, startete der Angriff der Commercials. Binnen sechs Stunden wurden mehr als 200.000 Kontrakte auf den Markt geworfen. Das entspricht 20 Millionen Unzen Papiergold mit einem theoretischen Gegenwert von über 25 Milliarden Dollar. Die Big-Player im Goldmarkt wussten, dass die Spekulanten technisch orientiert sind und die Reißleine ziehen, sobald der Goldpreis bestimmte Unterstützungen durchbricht.
Und nachdem der chinesische Markt feiertagsbedingt die gesamte letzte Woche geschlossen war, konnte der Zeitpunkt für die Attacke auf den Goldpreis nicht besser sein. Das Resultat war die schwächste Woche in den Edelmetallen seit 2013. Am Freitag wurde der Dezember-Kontrakt trotz enttäuschender US-Arbeitsmarktdaten bis auf 1.243 Dollar "durchgereicht". Allein in der letzten 15-Dollar-Bewegung nach unten, wurden nochmals mehr als 50.000 Kontrakte gehandelt. Auf den finalen "Ausschüttler" folgten Eindeckungen, die den Goldpreis wieder in Richtung 1.260 Dollar trieben.
Zwangsliquidationen der Hedgefonds
Weder finden sich Hinweise auf physische Goldverkäufe, noch auf den Abbau von Goldbeständen in den ETFs. Ganz im Gegenteil: Die kumulierten Goldbestände in den ETFs, stiegen über die gesamte letzte Woche weiter an. Am Freitag wurden sogar mehr als eine halbe Million Unzen Gold gekauft.
Halten wir fest: Wenn die physische Nachfrage sogar zunimmt und sich auch sonst keine makroökonomischen Ursachen finden lassen, die einen derartigen Rutsch im Goldpreis rechtfertigen, muss es einen exogenen Faktor geben.
Aufschlussreich ist, was in der letzten Woche sonst noch passierte:
- 1. Ein unnachgiebiger Anstieg der Ölpreise seit dem Opec-Meeting
- 2. Sprunghafter Anstieg der Währungs-Volatilität mit "Flucht" in den Dollar
- 3. Nikkei und japanische Staatsanleihen nach Entscheidung der Bank of Japan unerwartet fest.
Kommt es zu Zwangsliquidationen eines Hedgefonds, werden mit den Verlust-Positionen auch Gewinn-Positionen aufgelöst. Es benötigt nur einen Fonds, der Long im Gold und Short im Öl ist, um die Lawine loszutreten. Der nächste Fonds, den es erwischt, ist vielleicht Short im Nikkei oder in japanischen Staatsanleihen und Long im Gold. Es ist kein Wunder, dass mit Gold ausgerechnet das marktengste und gleichzeitig in den gehebelten Hedgefonds meistverbreitete Asset am stärksten unter die Räder kommt, wenn alle (Hedgefonds) gleichzeitig zum Ausgang rennen.
In der Vergangenheit wurde bei ähnlichen "Wash-outs" ein paar Tage oder Wochen später die Erklärung nachgereicht. Welche Fonds es diesmal erwischt hat, wissen wir noch nicht. Doch kürzlich schrieb die Financial Times über den Odey Fund aus London:
"Viele Finanzmarkt-Kommentatoren warnten, dass die derzeitige Geldpolitik eine Blase erzeugt hat, die eines Tages heftig platzen wird. Nur wenige haben Geld riskiert, um auf ein präzises Szenario zu wetten, in dem sich die chaotische Abwicklung von QE in den Finanzmärkten abspielt. Das macht das Portfolio von Crispin Odey zu einer interessanten Ausnahme. Mr. Odey ist nur einer von einer Handvoll Investoren, der seine düsteren Prognosen für die globale Wirtschaft mit einer Serie von großen, gehebelten Trades unterlegt, die sich im Falle eines Crashs auszahlen sollen".
Die größte Wette des Odey-Fonds ist Gold mit 100 Prozent des nicht gehebelten Fondsbestands. Ein fallender Goldpreis besiegelt das Schicksal des gesamten Portfolios. Die zweitgrößte Wette ist eine Short-Position in Japanischen Staatsanleihen. Auch diese Wette ging in der letzten Woche nach unten los. Zahlreiche andere Hedgefonds, die auf steigende Goldpreise setzten und gleichzeitig auf fallende Ölpreise, haben ihr Schicksal ebenfalls besiegelt.
Fazit
Der Einbruch von Gold und anderen Edelmetallen am Dienstag war möglicherweise die Folge des Zusammenbruchs eines größeren Hedgefonds aus London. Diesem folgten im Laufe der Woche vermutlich eine Anzahl weiterer Hedgefonds über die Klippe, die ebenfalls zwangsliquidieren mussten. Ob diese Entwicklung Zufall war, oder von gewissen "Marktkräften" aus dem Hintergrund bewusst angestoßen wurde, lässt sich nicht mit Fakten hinterlegen - die speziellen Umstände sprechen jedenfalls für diese Theorie.
Was die Deutsche Bank betrifft, so ist die "Kuh keinesfalls vom Eis". Vergessen wir nicht, dass Gold im Vorfeld des Ausbruchs der Finanzkrise bereits im August 2008 unter Druck geriet - nur ein paar Wochen später, im September 2008, folgten dann die "offiziellen Headlines" über die Pleite von Lehman Brothers und Bear Stearns.
Der aktuelle Ausverkauf bei den Edelmetallen hinterlässt kurzfristig allenfalls einen psychologischen Schaden. Doch des einen Pech, ist des anderen Glück. In der Vergangenheit erwiesen sich künstlich herbeigeführte Marktbereinigungen als hochkarätige Kauf- oder Nachkaufgelegenheiten. Wie sich an den Mittelzuflüssen in ETFs zeigt, scheint das Smart-Money diese Ansicht zu teilen. Warum es entscheidend ist, in Gold beziehungsweise Edelmetallen investiert zu sein? Weil es über die kommenden Wochen und Monaten nur so von "schwarzen Schwänen" wimmelt. Die US-Wahl im November, das am 4. Dezember anstehende Referendum in Italien und das ungelöste Bankenproblem in der Eurozone machen Gold zum ultimativen Schutz!
© Uli Pfauntsch
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