Supply-Freeze in Doha erwartet
Die Zuversicht im Vorfeld des Treffens der Ölförderstaaten erreichte am Dienstag ihren vorläufigen Höhepunkt: Mit einem dynamischen Kursplus durchbrach der nächstfällige Future die 200-Tage-Linie.
In den folgenden Tagen ging der Preis wieder auf Konsolidierungskurs, ohne jedoch allzu viel Terrain preiszugeben. Die hohen Erwartungen vermochte auch der russische Ölminister Novak am Donnerstag nicht zu dämpfen, als er in einem Treffen mit Analysten äußerte, man solle eher ein "Gentlemen Agreement" als eine formale Einigung erwarten. In den Tagen zuvor war es allerdings auch Novak selbst, der die Hoffnung auf eine Förderbegrenzung nährte.
Der Optimismus der Marktteilnehmer zeigt sich auch in den Daten zur Positionierung an den Terminbörsen, die durch die CFTC wöchentlich bekannt gegeben werden; hier notieren die "Brent-Netto-Longs" der spekulativ orientierten Anleger auf Rekordniveaus.
Enttäuschungspotenzial hinsichtlich des Doha-Treffens ist also genügend vorhanden; positives Überraschungspotenzial dagegen kaum, zumal zuletzt der saudische Ölminister al-Naimi ausgeschlossen hatte, dass es gar zu Förderkürzungen kommen könne. Man wird wohl kaum Iran zugestehen, seine Produktion nach dem Ende der Sanktionen zu steigern, während die eigene zurückgefahren wird.
Fundamentals im Hintergrund
Etwas Wasser in den Wein goss auch die IEA anlässlich der Veröffentlichung ihres monatlichen Ölmarktreports. Demnach würden die Gespräche in Doha wohl nur einen begrenzten Einfluss auf das globale Ölangebot haben, das erst im Jahr 2017 wieder im Ausgleich mit der Ölnachfrage zu erwarten ist. Derzeit sprechen jedoch zwei Faktoren dafür, dass sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage allmählich schließt:
1. Die US-Produktion geht allmählich zurück, in der Vorwoche fiel sie erstmals seit 2014 unter 9 Mio. Barrel pro Tag (vgl. Grafik).
2. Das Wachstum der iranischen Ölproduktion gelingt nur langsamer als erwartet/befürchtet.
Allerdings verliert auch die Nachfrageseite derzeit an Dynamik: Auf Basis der am heutigen Freitag veröffentlichten Daten lässt sich in China eine implizite Ölnachfrage von 10,31 mbpd für den Monat März errechnen - ein Rückgang von 2,4% im Vergleich zum Vorjahr und eine Zahl, die nicht so recht zum zeitgleich bekannt gewordenen BIP-Wachstum von 6,7% in Q1 passen mag (vgl. Grafik).
© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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