EIA-Wochendaten im Fokus
Die zu Wochenbeginn erzielten Gewinne büßte Brent im weiteren Verlauf wieder ein. Per Saldo traten die Rohölpreise weitgehend auf der Stelle, und die wöchentlichen EIA-Daten lieferten einmal mehr die Nachrichten zu den Kursbewegungen. So gingen in der vergangenen Woche die landesweiten Rohöllagerbestände zwar zurück, die stärker angestiegenen Bestände an Benzin am Ende der Driving Season lösten jedoch Sorgenfalten aus.
Wann kommt der Ölmarkt ins Gleichgewicht?
Das vielzitierte Überangebot an den Ölmärkten bleibt vorläufig intakt. So besteht derzeit, im dritten Quartal, laut den aktuellen Monatsreports von IEA, EIA und OPEC im Schnitt ein tägliches Überangebot von 1,6 mbpd, wobei die Schätzungen weit auseinander gehen. So sind laut IEA: 1,5 mbpd, laut EIA: 2,1 mbpd und lt. OPEC 1,3 mbpd zuviel Öl vorhanden, wenn man von einer OPECProduktion im dritten Quartal von 31,5 mbpd ausgeht. Dieses Überangebot dürfte bis weit ins Jahr 2016 deutlich über einer Mio. Barrel liegen und die globalen Lagerbestände weiter aufblähen.
Erst mit Blick auf das Jahresende 2016 dürfte die Überproduktion auf knapp 0,5 mbpd fallen. Unsere wesentlichen Annahmen für diese Erwartung: (1) Die OPEC-Produktion steigt dank der Rückkehr des Iran bis zum Jahresende 2016 auf 32 mbpd - wobei die wahrscheinliche Iran-Rückkehr in den Schätzungen der Agenturen vermutlich noch nicht berücksichtigt sein dürfte, (2) Die Ölproduktion außerhalb der OPEC fällt 2016 im Jahresvergleich um 450.000 bpd, wobei die USA den Löwenanteil tragen und (3) Die Ölnachfrage legt um moderate 1,2 mbpd zu. Damit sind wir zwar etwas vorsichtiger als etwa die IEA, die ein Plus von 1,4 mbpd sieht. Eine mögliche konjunkturelle Delle ist darin jedoch nicht berücksichtigt.
Ölkonzerne zücken den Rotstift
Die tiefen Preise machen viele Projekte naturgemäß unrentabel. Daher wird nicht nur in den USA der Rotstift angesetzt. So hat die Beratungsgesellschaft WoodMac-Kenzie in der laufenden Woche berichtet, zu Preisen um 50 USD/bbl seien global geplante Investitionen von 1,5 Bio. USD unrentabel. Alleine Total vermeldete diese Woche, ihre Investitionen 2016 um 3 Mrd. USD reduzieren zu wollen. Dies bildet letztlich die Basis für steigende Preise in der Zukunft. Bis dahin dürfte es angesichts der skizzierten Fundamentals jedoch noch ein weiter Weg sein. Vorerst sehen wir daher keine nennenswerten Preisavancen für Brent und WTI, und das Aufwärtspotenzial bleibt begrenzt.
© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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