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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Kaum mehr Überschüsse

24.06.2015 | 6:00 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
In den letzten Jahren überstieg die weltweite Produktion von Weizen, Mais, Sojabohnen und Baumwolle den Verbrauch zuweilen sehr stark. Zum Teil sind die Überschüsse bereits 2014/15 rückläufig. 2015/16 soll sich diese Entwicklung fortsetzen.

Bei Weizen dürfte es nun allenfalls zu einer ausgeglichenen Bilanz kommen, bei Mais und Baumwolle sogar zu einem nennenswerten Defizit. Lediglich bei Sojabohnen dürfte sich der Lageraufbau noch etwas fortsetzen. Da die Lagerbestände auch bei den anderen Produkten auf hohem - zum Teil rekordhohem - Niveau liegen, sind die Preiswirkungen aber wohl begrenzt. Das Klimaphänomen El-Niño erhöht allerdings die Unsicherheit an allen Märkten.

Seit unserem letzten Bericht von Ende April hat der US-Weizenpreis ein Wechselbad der Gefühle durchgemacht: Erst gab er ausgehend von 500 US-Cents je Scheffel weiter nach, dann sprang er innerhalb weniger Tage um 11% auf in der Spitze 529 US-Cents je Scheffel nach oben, fiel wieder unter die Marke von 500 US-Cents zurück, schaffte einen neuen Anstieg auf über 530 US-Cents je Scheffel und gab doch wieder unter die 500-USCents-Marke nach. Seit Jahresbeginn hat Weizen in Chicago rund 15% an Wert verloren.



Die gute aktuelle Versorgungslage und der starke US-Dollar drückten das Preisniveau zunächst ebenso wie die in vielen Regionen guten Wachstumsbedingungen für die Ernte 2015/16, die sich in zahlreichen Aufwärtsrevisionen der Ernteprognosen äußerten. Dass der Preis dann nach oben drehte, war den übermäßigen Regenfällen in Teilen der USAnbaugebiete geschuldet, die die Ernte und die Qualität des Ernteguts beeinträchtigen könnten.

Da sich dies bisher aber nur in einer leicht verschlechterten Bewertung der Pflanzenqualität (Grafik 2) und sogar einer leicht höheren erwarteten US-Weizenmenge durch das US-Landwirtschaftsministerium niedergeschlagen hat und auch in anderen Weltregionen die Erwartungen angehoben wurden, konnte sich der Preis nicht in den höheren Regionen halten.

Verbessert hatten sich die Aussichten nicht zuletzt für die EU-Weichweizenernte. Nach einigen Aufwärtsrevisionen des erwarteten Ertrags durch die Prognoseeinheit der EU-Kommission MARS in den letzten Monaten hat diese nun allerdings aufgrund der Trockenheit wieder eine Kürzung vorgenommen und erwartet den Ertrag nun fast 5% unter dem Vorjahr, wenn auch noch immer gut 3% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Die EU-Kommission schätzt die EU-Weichweizenernte 2015 aktuell auf 141,5 Mio. Tonnen nach 148,8 Mio. Tonnen 2014.

Auch in Russland und der Ukraine wird zwar weiterhin von Beobachtern ein klares Minus gegenüber 2014 erwartet, doch wird dieses inzwischen kleiner eingeschätzt als noch vor einigen Wochen. Trotz an einigen Stellen vorsichtigen Prognosen, zum Beispiel für das mit einer trotz starken Beginns wohl zweiten, eher schwachen Monsunsaison in Folge konfrontierte Indien, zeichnete das USDA in seinem Ausblick für den globalen Weizenmarkt 2015/16 denn auch ein positiveres Bild als der Internationale Getreiderat IGC, der zunächst eine um über 3% sinkendes weltweite Produktion und ein Defizit prognostiziert hatte.

Laut USDA dürfte die weltweite Produktion 2015/16 dagegen um weniger als 1% sinken und noch immer mehr als ausreichen, um die laufende Nachfrage zu decken. Allerdings soll der Überschuss mit 2 Mio. Tonnen deutlich kleiner als in den beiden Vorjahren ausfallen (Grafik 3). Inzwischen hat der IGC seine globale Produktionsprognose um 10 Mio. Tonnen angehoben und sieht den Markt ausgeglichen. Die Prognosen zeigen aber, dass es sehr guter Bedingungen in wichtigen Gebieten bedarf, um die Bilanz nicht rasch ins Negative rutschen zu lassen.

Noch sind zudem die Ernten nicht eingebracht und in einigen Regionen, insbesondere Australien, aber auch Indien, könnte es noch im Zusammenhang mit dem Klimaphänomen El Niño in der zweiten Jahreshälfte zu Problemen kommen. Gerade hat die australische Behörde Abares seine Erwartung an die Weizenernte 2015/16 gekürzt, da es schon häufig in El Niño-Jahren zu Einbußen bei der Pflanzenproduktion Australiens kam (Grafik 4).

Wir teilen daher die in den Preisen derzeit widergespiegelten Erwartungen nur zum Teil. Vielmehr trauen wir dem Weizenpreis eine Erholung zu und prognostizieren für das vierte Quartal 2015 weiterhin einen Preis von 550 USCents je Scheffel, zumindest solange es keine Entwarnung, insbesondere im Hinblick auf die Folgen von El Niño, gibt.

Der Weizenpreis in Paris hat sich seit Dezember deutlich besser gehalten als der US-Preis, hat aber in den letzten Wochen ebenfalls eine Berg- und Talfahrt hinter sich gebracht. Zuletzt war er wieder unter 180 EUR je Tonne gefallen. Die EU hat zum einen von der Schwäche des Euro profitiert. Hinzu kam, dass Russland zeitweise als Lieferant am Weltmarkt nur eingeschränkt in Erscheinung trat.

Inzwischen hat Russland die Exportsteuer vorzeitig aufgehoben. Ab dem 1. Juli wird allerdings eine anders konzipierte Exportsteuer eingeführt, die jedoch ebenfalls zum Ziel hat, dass russische Exporteure bei einer Abwertung des Rubels ihre Lieferungen ins Ausland nicht so stark steigern, dass es zu einem deutlichen internen Preisauftrieb kommt. Die EU muss sich zwar auf wieder härtere Konkurrenz einstellen.

Allerdings dürften die zum Export bereitstehenden Mengen an Weizen in Russland und auch der Ukraine 2015/16 niedriger als im Vorjahr sein. Und die EU sollte von der wahrscheinlich deutlich besseren Qualität seines Weizens, vor allem in Frankreich, profitieren. Trotzdem werden auch wegen der kleineren eigenen Ernte die EU-Exporte 2015/16 niedriger als 2014/15 geschätzt. Die Kommission hat bisher 27,3 Mio. Tonnen eingestellt nach 31,5 Mio. Tonnen im Vorjahr. Das USDA schätzt den Rückgang aber geringer ein. Wir bleiben denn auch für die weitere Preisentwicklung optimistisch.

Neben den positiven Vorgaben aus Übersee sollte auch der wohl weiter an Wert verlierende Euro dazu beitragen, dass der Preis in Paris zulegen kann. Trotz einiger Abwärtsrisiken bleiben wir daher bei unserer Einschätzung, dass der Preis für Weizen in Paris im vierten Quartal bis auf 200 EUR je Tonne steigen kann.



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