Auf dem stark konjunkturabhängigen Markt für Naturkautschuk wurden die Erwartungen an die Nachfrage krisenbedingt mehrfach nach unten korrigiert. Noch besteht keine Einigkeit darüber, wie stark das Angebot darauf reagieren wird.
Am Markt für Palmöl wird der Preis derzeit gestützt durch die Abwärtsrevisionen für die Ernte an Sojabohnen in Südamerika, aus denen das Konkurrenzprodukt Sojaöl hergestellt wird. Vom Trend sinkender Sojaölanteile am Welthandel dürfte Palmöl auch weiterhin profitieren.
Kautschuk:
Nach dem langanhaltenden Anstieg der Kautschukpreise seit Anfang 2009 bis zum durch Überschwemmungen in Thailand getriebenen Rekordniveau von 42.640 CNY je Tonne oder 6.474 USD je Tonne in Schanghai bzw. gut 540 Yen je Kilogramm in Tokio aus dem Februar 2011 haben sich die Preise inzwischen deutlich verringert. Seit Jahresbeginn konnte sich der Preis zwar in China wieder um gut 10% bzw. um etwa 25% in Tokio erholen. Zuletzt allerdings gaben die Notierungen an beiden Börsen auf ein 3-Monatstief nach, nachdem das niedrigere Wachstum in China und die EU-Staatsschuldenkrise sich in einer niedrigeren Nachfrageerwartung niederschlagen.
Das weltgrößte Kautschukverbrauchsland China hatte gemeldet, die Wirtschaft sei im ersten Quartal 2012 gegenüber dem Vorjahr um "nur" 8,1% gewachsen, so wenig wie seit 11 Quartalen nicht mehr. Zudem soll die chinesische Wirtschaft nach Erwartung der chinesischen Regierung in 2012 um 7,5% wachsen. Das wäre der niedrigste Wert seit 2004. Derzeit notiert Kautschuk an der Börse in Shanghai bei 28.055 CNY je Tonne oder 4.447 USD je Tonne und in Tokio bei 288 Yen je Kilogramm.
Noch im Februar ging die International Rubber Study Group IRSG davon aus, dass der Markt für Naturkautschuk das Jahr 2011 leicht defizitär abgeschlossen hat und in 2012 nochmals ein geringfügiges Defizit auftreten könnte. Bereits zuvor hatte sich in 2010 ein - sogar erhebliches - Marktdefizit ergeben. Diese Erwartung hat ganz wesentlich zu dem höheren Preisniveau im Februar beigetragen. In seiner letzten Einschätzung allerdings gab sich die IRSG insbesondere für die Nachfrageseite pessimistischer. Dies hat zur Folge, dass nun für 2011 ein Überschuss von 100 Tsd. Tonnen und für 2012 ein ausgeglichener Markt gesehen wird.
Eine erste Prognose für 2013 geht davon aus, dass dann das Angebot etwas stärker als die Nachfrage zulegen dürfte, mit der Folge eines weiteren kleinen Überschusses in diesem Jahr (Grafik 2). Dies und auch das Nachgeben des für die Konkurrenz zu synthetischem Kautschuk wichtigen Rohölpreises hat die Preise gedrückt (Grafik 1).
Die Produktion an Naturkautschuk wurde in den letzten Jahrzehnten stark ausgedehnt. Während 1985 weltweit etwa 6 Mio. Hektar mit Gummibäumen bepflanzt waren, waren es 2011 bereits 11,5 Mio. Hektar. 1985 lag die Produktion an Naturkautschuk noch bei 4,4 Mio.
Tonnen, 2011 bei 10,97 Mio. Tonnen, wovon über 90% aus Asien stammen. Noch geht die IRSG davon aus, dass 2012 die Produktion gegenüber 2011 um 3,2% auf 11,3 Mio. Tonnen steigen dürfte. Da sie einen Anstieg der Nachfrage um 3,4% auf ebenfalls 11,3 Mio. Tonnen erwartet, sieht die IRSG für 2012 einen ausgeglichenen Markt. Die Association of Natural Rubber Producing Countries ANRPC, deren Mitgliedsländer 92% des weltweiten Angebots stellen (Grafik 3), hat allerdings ihre Erwartung eines geringfügigen Anstiegs der Produktion zuletzt aufgegeben und rechnet nun sogar mit einem - wenn auch nur marginalen - Minus bei der Produktion ihrer Mitglieder, die 2011 um 8,6% auf 10,3 Mio. Tonnen gestiegen war.
Thailand ist vor Indonesien der größte Produzent und Exporteur von Naturkautschuk und konnte 2011 seine ausgeführte Menge um 9,6% auf knapp 3 Mio. Tonnen steigern. Weltweit wurden im vierten Quartal 2011 2,9 Mio. Tonnen Naturkautschuk produziert. Im Frühjahr nimmt die produzierte Menge i.d.R. ab, da in wichtigen Anbauländern in dieser kühlen Saison die Gummibäume ihre Blätter abwerfen und weniger Milchsaft (Latex) produzieren, aus dem Kautschuk extrahiert wird. Daher war die Produktion in den Ländern der ANRPC im ersten Quartal um 9,5% gefallen, soll aber im zweiten Quartal um 3,9% steigen.
Gleichzeitig steigt auch die Nachfrage weiter, wenn auch das Niveau sowohl für 2011 als auch für 2012 durch die IRSG auf 10,9 bzw. 11,3 Mio. Tonnen nach unten korrigiert wurde. Größter Verbraucher ist China (Grafik 4). Da die Dynamik der Nachfrage nach gewerblichen Fahrzeugen dort nachgelassen hat, warnt der Vorsitzende eines großen chinesischen Kautschukunternehmens vor zu großem Optimismus. Im ersten Quartal 2012 waren die PKW-Verkäufe nach Angaben der China Association of Automobile Manufacturers sogar um 1,3% hinter dem Vorjahr geblieben, was den ersten Rückgang seit 2005 markierte.
Der drittgrößte Verbraucher Indien dürfte seine Nachfrage allerdings erheblich ausweiten. Nach Angaben der India Automotive Tyre Manufacturers’ Association könnte der Verbrauch an Kautschuk in 2012 um 10% zulegen, da ein Allzeithoch an Autoverkäufen im Land erwartet wird.
Angesichts der nachgebenden Preise hat die thailändische Regierung einen Plan vorgestsellt, mit dem der heimische Preis von Naturkautschuk bis 2013 um 50% steigen soll, indem Ware mit staatlichen Mitteln zu höheren Preisen aus dem Markt gekauft wird (Grafik 5). Zudem sollen mehr veraltende Plantagen aus der Produktion genommen werden als in den Vorjahren. Außerdem möchte die Regierung mit ihren Partnern in den zweit- und drittgrößten Produzentenländern Indonesien und Malaysia Gespräche über Möglichkeiten zur Stabilisierung der Kautschukpreise führen. Das A und O für die weitere Preisentwicklung sollte in dem stark konjunkturabhängigen Kautschukmarkt aber auch über die nächsten Monate die erwartete weltwirtschaftliche Entwicklung sein.
Der Preis für Kautschuk hat eine enge Beziehung zum Preis von Rohöl, aus dem synthetischer Kautschuk hergestellt wird. Knapp die Hälfte der weltweiten Nachfrage nach Kautschuk entfällt auf Naturkautschuk, der etwas größere Teil (ca. 57%) auf synthetischen Kautschuk. Von einer wesentlichen Veränderung dieser Anteile bis 2020 geht die IRSG nicht aus.
Die unterschiedliche Reaktion der Preise nach den Überflutungen in Thailand in 2010 und 2011 erklärt sich damit, dass im Herbst 2010 der Süden des Landes, in dem 85% der Kautschukproduktion stattfindet, deutlich stärker als im Herbst des Folgejahres betroffen war.