In den USA ist derzeit wieder eine heiße Debatte darüber entbrannt, ob die Rohstoffmärkte von Spekulanten und hier insbesondere Hedge Funds und Banken manipuliert werden. Die amerikanische Commodity Futures Trading Commission, abgekürzt als CFTC, will striktere Regeln für den Handel mit Rohöl- und Erdgaskontrakten einführen, um dadurch die Spekulation in diesen Rohstoffen zu beschränken. Positionsgrenzen würden dazu führen, dass Hedge Funds nur noch eine bestimmte Anzahl an Futures kaufen oder verkaufen dürfen und nicht darüber hinaus. Den Politikern kommt dies natürlich sehr gelegen und daher wundert es nicht, dass auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy und der englische Premierminister Gordon Brown auf diesen Zug aufgesprungen sind. Es ist sehr einfach zu sagen, dass die bösen Spekulanten den Preis für Rohöl nach oben in Richtung der Marke von 150 US-Dollar getrieben haben und dadurch möglicherweise ein paar Prozentpunkte an globalem Wirtschaftswachstum gefährdet wurden. Allerdings ist es nicht so einfach wie es gerne in den Medien dargestellt wird.
Spekulanten handeln die Zukunft!
Zugegeben, ohne die Spekulanten wäre unserer Meinung nach, der Ölpreis wahrscheinlich im letzten Jahr nicht auf 150 US-Dollar gestiegen, sondern darunter geblieben. Jedoch wäre er sicherlich auf Sicht von einigen Jahren auf 300 US-Dollar geklettert! Sie denken dies ist paradox? Keineswegs! Spekulanten die Gelder für Kunden verwalten oder ihr eigenes Geld handeln, verarbeiten in ihrer Gesamtheit eine Menge an Informationen und führen dadurch dazu, dass alle verfügbaren Infos in die Kurse einfließen. Im letzten Jahr und davor, haben viele Händler erkannt, dass die Welt sehr rasant wächst und die Nachfrage deutlich zunehmen wird.
In der Tat waren die Nachfrageprognosen für die kommenden Jahre seitens der OPEC und der IEA deutlich höher als jetzt. Des weiteren gab es eine Menge an anderer Information die für steigende Preise gesprochen haben. Die Spekulanten haben dies erkannt und den Preis nach oben gezogen. Dadurch wurde die Exploration neuer Felder ermutigt wie beispielsweise der gigantische Ölfund vor Brasilien innerhalb des Tupi-Ölfeldes. Die Händler sorgen also dafür, dass zukünftige Ereignisse in die Gegenwart "gezogen" und sofort verarbeitet werden. Würde dies nicht der Fall sein, würde sich jetzt keiner Gedanken um die Erschließung neuer Ölfelder machen und der Preis würde langsamer aber dafür stetig in Richtung der Marke von 300 US-Dollar pro Barrel und darüber hinaus klettern. Niemand hätte einen Anreiz für zusätzliches Angebot zu sorgen, da der Preis aktuell zu niedrig wäre. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls wichtig festzuhalten, dass die Spekulanten anschließend den Ölpreis auch von 150 US-Dollar auf unter 35 US-Dollar gedrückt haben. Hierüber hat sich jedoch bisher noch kein Politiker zu Wort gemeldet, als sich die Lage deutlich verschlechtert hat und die vorherigen Preise nicht mehr gerechtfertigt waren.
© Sebastian Hell
Chefredakteur
Rohstoff-Trader