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Weizen: Längerfristig hui, kurzfristig pfui!

22.06.2007 | 9:23 Uhr | Nitzsche, Marc
Anfang Mai bezeichneten wir Weizen als unseren klaren Long-Favoriten im Getreide-Sektor. Nun, damit haben wir eindeutig Recht behalten, wenngleich wir eingestehen müssen, dass wir von explosionsartigen Kurszuwächsen in der Vorwoche doch überrascht wurden. Zu solchen Bewegungen kommt es natürlich niemals ohne guten Grund. Was aber war die genaue Ursache und – noch viel wichtiger – wie geht es am Weizenmarkt jetzt weiter?


Drohende Missernten in Osteuropa

Auslöser der jüngsten "Rallye" waren vor allem die aktuellen Ernte-Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums für Osteuropa. Auf Grund des außerordentlich trockenen Winters in den Hauptanbaugebieten reduzierten die Experten ihre Ertragsschätzung für die Ukraine gegenüber dem Vormonat um 3,5 auf 14 Millionen Tonnen. Noch dramatischer stellt sich die Lage in Russland dar: Dort erwartet man mittlerweile für die Saison 2007/08 einen Output von mageren 45 Millionen Tonnen. Verglichen mit der Mai-Schätzung bedeutet das ein Minus von sieben Prozent.


Geringere Anbaufläche in Argentinien

In Argentinien und Australien beginnen in Bälde die neuen Aussaaten. Für Argentinien erwartet das US-Landwirtschaftsministerium eine Anbaufläche von fünf Millionen Hektar. Das sind neun Prozent mehr als im Mai, gleichzeitig aber fünf Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Die dortige Weizen-Produktion sehen die Behörden nunmehr bei 14 Millionen Tonnen, was gegenüber dem Vormonat einem Zuwachs um neun Prozent entspricht. Dennoch liegt dieser Wert ein Prozent unter dem 2006er Niveau.


Ending Stock to Use Ratio auf Allzeit-Tief

Die weltweiten Lagerbestände sind mittlerweile auf einen Level abgefallen, den wir zuletzt in den Jahren 1980/81 gesehen haben. Diese absoluten Zahlen haben allerdings nur eine begrenzte Aussagekraft. Viel aufschlussreicher ist das so genannte "Ending Stock to Use Ratio", weil dieses auch die Nachfrageseite berücksichtigt. Und hier zeigt sich ein fast schon beängstigendes Bild: Das Verhältnis zwischen Vorräten und Verbrauch beträgt aktuell nur noch 18,1 Prozent. Mit anderen Worten: Mit den vorhandenen Lagerbeständen kann die globale Nachfrage gerade noch circa 66 Tage gedeckt werden. Die angesprochenen 18,1 Prozent sind der niedrigste Wert seit Einführung der Datenerhebung im Jahr 1962. Sie sehen also, dass die "Weizen-Hausse" ganz und gar nicht "auf Sand gebaut" ist.


US-Winterweizen-Zustand leicht verschlechtert

An der tendenziell angespannten Versorgungssituation wird sich vorläufig auch nicht allzu viel ändern. In Kansas und Illinois wurde ein nicht unerheblicher Teil des Winterweizens durch die Kälteeinbrüche im April zunichte gemacht. Derzeit ist es im "US-Corn-Belt" für die Jahreszeit ungewöhnlich trocken und heiß. Bislang hielten sich die negativen Auswirkungen auf die Pflanzen zwar noch in Grenzen. Ausweislich des Crop Progress Reports von Montag werden aktuell 50 Prozent des Winterweizens mit "good to excellent" bewertet. In der Woche zuvor waren es auch nur 52 Prozent. Gegenüber 2006 (29 Prozent) ist das natürlich eine signifikante Verbesserung. Mit einer Rekordernte, welche die geschrumpften Lagerbestände wieder nennenswert auffüllt, sollte aber dennoch eher nicht gerechnet werden, zumal auch in Mittel-Europa der historisch warme und trockene April den Pflanzen nicht unerheblich zugesetzt hat.


Lagerbestände könnten weiter abnehmen

Alles in allem ist es recht wahrscheinlich, dass das US-Landwirtschaftsministerium im Rahmen des am 29. Juni veröffentlichten Grain Stocks Report die Bestände erneut reduzieren wird. Kommt es dazu, sind Kurse oberhalb des 1996er Hochs durchaus vorstellbar. Aus fundamentaler Sicht deutet Vieles auf weiter steigende Weizenpreise hin, wenngleich kleinere Rücksetzer nach den "Panikkäufen" der vergangenen Woche natürlich nicht auszuschließen sind. Diese können dann aber zum Aufbau von Long-Positionen genutzt werden.


Weizen technisch überkauft

Charttechnisch wirkt der September-Future erheblich überhitzt. Die stabile langfristige Aufwärtsbewegung ging zuletzt fast in einen senkrechten "Steigflug" über. Gegenwärtig bewegen sich die Notierungen trotz der jüngsten Rücksetzer immer noch im Bereich ihres oberen Bollinger Bandes und lassen somit eine recht überkaufte Situation erkennen. Kurzfristig sollte es daher zu Abwärts-Korrekturen kommen. Das Momentum liegt mit 111 (über 100) zwar noch im "bullischen" Bereich, ist aber bereits im Fallen begriffen. Der dynamischere Williams hat mittlerweile das Niveau von -20 schon nach unten durchbrochen und weist somit auf eine weitere bevorstehende Schwäche des Marktes hin. Und schlussendlich steht auch der MACD kurz davor, ein Verkaufssignal zu generieren.


Rücksetzer zum Long-Einstieg nutzen

Insofern ist es durchaus möglich, dass die starke Unterstützung bei etwa 530 US-Cents in den nächsten Tagen und Wochen noch einmal getestet wird. Spätestens auf diesem Niveau bieten Long-Positionen allerdings ein hervorragendes Chance/Risiko-Verhältnis. Etwa mutigere Investoren können ein entsprechendes Engagement auch bereits bei 550 US-Cents in Betracht ziehen, sofern der Future dort einen sichtbaren Boden ausbildet. Sehr risikofreudige Anleger können ihr Glück auch mit einer kurzfristigen Short-Position versuchen, wobei das Gewinn-Potenzial auf Grund der Fundamentals und der Saisonalität etwas begrenzt sein dürfte. Für eine Long-Einstieg ist es zur Stunde nach unserer Einschätzung noch deutlich zu früh.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
 
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