Tiberius Rohstoff-Research: Kommentar Januar 2015

Am 15. Januar 2015 gab die Schweizerische Nationalbank überraschend die Aufgabe der Euro-Untergrenze zum Schweizer Franken von 1,20 bekannt. Innerhalb von Minuten stürzte der EUR/CHF-Wechselkurs von 1,20 auf 0,85 (-30%) und schweizer Banken stellten vorübergehend den Handel und die Ausgabe von Euro-Noten ein. Vorausgegangen war der "Freifahrtschein" zu weiteren EZB-Anleihekäufen durch das positive Gutachten des Generalanwalts am Europäischen Gerichtshof. Eine Woche später verkündete die EZB ein Anleihekaufprogramm der Superlative: Bis mindestens Ende September 2016 wird die EZB monatlich für 60 Mrd. Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere aus den Euro-Ländern aufkaufen.
Während die europäischen Aktienmärkte euphorisch auf die größer als erwartet ausgefallene Geldspritze reagierten, tauchte der Euro ab. Der EUR/USD-Wechselkurs erreichte Ende Januar mit 1,12 einen vorläufigen Tiefpunkt, nachdem er am Jahresanfang noch bei 1,21 notierte. Bei den wenige Tage später abgehaltenen Wahlen in Griechenland gewann Syriza unter Alexis Tsipras, verfehlte jedoch knapp die absolute Mehrheit.
Wechselkurs des Schweizer Franken (CHF) und Entwicklung des Goldpreises

Europäische Aktien und Anleihen sind gefragt
Mit Ausnahme der Aktienmärkte in Europa sorgten die Aktienmärkte weltweit im Januar 2015 für negative Stimmung. Der MSCI World Aktienindex verlor -1,8%, der amerikanische S&P 500 tendierte mit -3,0% leichter und in Asien gab der Shanghai Composite um -0,7% nach während in Japan der Nikkei 225 mit +1,3% dagegen leicht vorne lag. In Europa sorgte das Anleihekaufprogramm der EZB für gute Stimmung: STOXX 600 und DAX eiferten mit +7,3% und +9,1% um die Wette. Nur der schweizer Aktienmarkt reagierte verschnupft auf den Anstieg des Schweizer Franken und gab -6,7% nach.
Der weitere Preisverfall von Rohöl belastete im Aktiensegment "Natural Resources" insbesondere die Energietitel. Unternehmen der Bereiche Öl & Gas (-5,4%) und Metals & Mining (-3,8%) beschlossen daher den Monat Januar mit negativen Vorzeichen, während Goldminen (+15,6%), gemessen am Philadelphia Gold & Silver Index, deutliche Zugewinne verzeichnen konnten.
Im Gegensatz zu den weltweiten Aktienmärkten setzten die Rentenmärkte ihren positiven Trend im Januar fort. Der Bund-Future erreichte zum Monatsende das Niveau von 159,5 Indexpunkten. Im Monatsverlauf fiel die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen auf knapp unter 0,30% zurück. Analog testete die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen mit 1,64% neue Tiefstände.
Rohstoffmärkte: Weiterhin keine Trendwende
Schwächere Konjunkturdaten belasteten im Januar 2015 die Rohstoffmärkte. Der Internationale Währungsfonds reduzierte die weltweiten Wachstumsaussichten für 2015 und 2016 auf 3,5% und 3,7%. Darüber hinaus lag das chinesische Wirtschaftswachstum im 4. Quartal 2014 zwar mit +7,3% leicht über den Erwartungen der Volkswirte, jedoch fielen die Zuwachsraten für das Gesamtjahr 2014 so niedrig wie zuletzt 1990 aus.
Zusätzlich trübten schlechte Daten der China Iron & Steel Association für die Stahlnachfrage in China das Gesamtbild. Konjunktursensitive Rohstoffsegmente wurden durch die Nachrichtenlage weiterhin belastet, aber auch den Agrarrohstoffen gelang keine positive Monatsrendite aufgrund der nach wie vor guten Versorgungslage. Edelmetalle hingegen standen im Fokus des Anlegerinteresses, da eine Vielzahl makroökonomischer Unsicherheiten die Flucht in die vermeintlich sicheren Häfen förderte.
Dementsprechend verlor der Bloomberg Commodity Index im Januar -3,3% und der Rogers International Commodity Index -5,4%, während der energielastigere S&P Goldman Sachs Commodity Index mit -7,5% größere Verluste zu verbuchen hatte.
Trotz des enttäuschenden Jahresbeginns bleiben wir für die Wertentwicklung der Anlageklasse Rohstoffe für das Gesamtjahr 2015 optimistisch gestimmt. Neben den bereits in den letzten Monats kommentaren erwähnten zu erwartenden positiven Rückkopplungseffekten niedriger Energiepreise auf das globale Wirtschaftswachstum überzeugt der Rohstoffbereich durch die im historischen Vergleich extremen relativen Bewertungsdivergenzen zu den Aktien- und Rentenmärkten sowie durch die Preisnotiz in US-Dollar in Zeiten erneuter Euro-Schwäche Faktoren, die darüber hinaus der Portfoliodiversifikation dienen.
Den kompletten Marktkommentar Januar 2015 können Sie hier downloaden.
© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 06.02.2015