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Getreide, Soja, Baumwolle: Herbstgewinne schon geschmolzen

05.02.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Es bleibt aber dabei, dass die US-Maisfläche das dritte Jahr in Folge rückläufig sein soll (Grafik 5). Erstmals seit 2008/09 könnten wieder weniger als 90 Mio. Morgen mit Mais bebaut werden, was zunächst auch ein negatives Vorzeichen bei der US-Produktion wahrscheinlich macht.

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Nach dem vom USDA auf 17 Mio. Tonnen und vom IGC auf 19 Mio. Tonnen geschätzten Angebotsüberschuss im Erntejahr 2014/15 wird das weltweite Lager-Verbrauchs-Verhältnis zwar weiter steigen und mit 19,5% ein 12-Jahreshoch erreichen (Grafik 6). Dies ist aber nicht in Stein gemeißelt und könnte sich bereits 2015/16 ändern. Wir erwarten dann eine deutliche Einengung der Marktbilanz. Diese Aussicht sollte die Preise steigen lassen.

Unsere Prognose für den US-Maispreis im 4. Quartal 2015 lautet auf 400 US-Cents je Scheffel. Der Einfluss des US-Leitmarktes sollte gemeinsam mit einer niedrigeren Produktion in der EU und bei ihrem Hauptlieferanten Ukraine auch in Paris für steigende Notierungen sorgen. Hier erwarten wird für Q4 2015 einen Preis von 175 EUR je Tonne.


Sojabohnen und Raps:

Mitte Januar ist der Preis für Sojabohnen in Chicago aus dem zwischen 1.000 und 1.050 USCents je Scheffel liegenden Band nach unten ausgebrochen, in welchem er sich seit Ende Oktober größtenteils bewegt hatte. Die Sojabohnen schafften es nicht, den noch bis in den Dezember hinein anhaltenden Preisanstieg bei Mais und Weizen mitzumachen. Zu sehr drückten nochmalige Aufwärtsrevisionen der US-Ernte 2014/15 und der nun begonnenen brasilianischen Ernte auf die Preise (Grafik 7).

Die US-Ernte stellte mit 108 Mio. Tonnen einen neuen Rekord auf, und dies soll auch Brasilien mit 95,5 Mio. Tonnen und Argentinien mit 55 Mio. Tonnen gelingen - möglicherweise in Brasilien auch leicht weniger, in Argentinen leicht mehr. Die starke Nachfrage nach US-Sojabohnen konnte bedient werden, ohne dass die erwarteten Endbestände an Sojabohnen in den USA nach unten revidiert werden mussten. Die US-Bestände sollen zum Saisonende auf dem höchsten Niveau seit 2006/07 liegen und das Lager-Verbrauchs-Verhältnis sich von rekordniedrigen 2,6% vervierfachen.

Auch global wurde der erwartete Überschuss vielfach nach oben korrigiert und soll nun laut USDA 28 Mio. Tonnen erreichen, nach 11 Mio. Tonnen 2013/14. Anders als bei Mais stehen auch für 2015/16 die Zeichen bisher nicht auf Verknappung. Vielmehr wird beim wichtigsten Anbieter, den USA, eine weitere Ausdehnung der Fläche erwartet. Zwar dürfte diese schwächer ausfallen als bisher erwartet, da der relative Preis von Sojabohnen zu Mais über die letzten Monate deutlich gesunken ist. Viel wird davon abhängen, wie sich dieses Preisverhältnis bis zur Aussaat in den USA in einigen Wochen verhält.

Noch halten wir aber an der Erwartung einer weiteren deutlichen Flächenverschiebung zugunsten von Sojabohnen fest. Entsprechend rechnen wir auch für 2015/16 mit einer hohen US-Ernte. Trotz weiter steigender Nachfrage dürfte es daher dem Preis schwerfallen, sich nachhaltig zu erholen. Es überrascht uns daher nicht, dass der Preis wieder unter 1.000 US-Cents je Scheffel gefallen ist. Entsprechend lautet unsere Prognose für Q4 2015 auf 950 US-Cents je Scheffel.

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Zwar war auch der Rapspreis in Paris im September 2014 auf einen mehrjährigen Tiefstand gesunken, doch war der Sturz nicht ganz so stark gewesen. Anders als bei Sojabohnen ist auch der anschließende Preisanstieg bisher nicht nachhaltig korrigiert worden. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen: Anders als bei Sojabohnen konnte 2014/15 die Rapsproduktion weltweit betrachtet nur marginal gesteigert werden. Die wiederholt auf nun gut 24 Mio. Tonnen nach oben korrigierte Rapsernte in der EU wurde nicht zuletzt durch die 2014 stark rückläufige kanadische Produktion kompensiert.

Die Nachfrage dürfte das aktuelle Angebot fast vollständig beanspruchen. Nun steht 2015/16 auch für die EU und hier insbesondere für Deutschland eine deutlich rückläufige Produktion zu erwarten. Das Agraranalysehaus Strategie Grains erwartet für die EU-Ernte bei leicht niedrigerer Fläche ein Minus von 11% auf 21,5 Mio. Tonnen. In Deutschland soll die Fläche 6% niedriger als 2014/15 ausfallen, in Großbritannien wird mit einem Minus von 4-5% gerechnet, während der Flächenrückgang beim größten Produzenten Frankreich unter 1% bleiben soll.

Das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World geht noch weiter und erwartet, dass die EU-Produktion 2015 sogar um 15% auf ein 3-Jahrestief von 20,5 Mio. Tonnen fällt. Starken Einfluss hat hierbei, dass das Verbot einer Insektizidgruppe zu vermehrten Pflanzenschäden durch Insekten führt. Zugleich sind die Pflanzen dadurch anfälliger bei Frost. Unklar ist noch, wie beim zweitgrößten Rapsproduzenten Kanada das erstmalige Auftreten einer dort bisher nicht vorgekommenen Rapskrankheit die Erträge belasten wird.

In Kanada wird weitgehend Sommerraps (Canola) angebaut. Auch in der Ukraine, einem großen Rapslieferanten der EU, waren die Aussaat durch Trockenheit belastet und die Pflanzen beim Eintritt in die Winterruhe noch recht schwach. Dass der IGC auch weltweit 2015/16 mit einer Einschränkung der Rapsfläche um 4% rechnet, bestärkt uns in unserer eher skeptischen Einschätzung für die Ernte 2015/16.

Neben diesen fundamentalen Gründen hat vor allem der schwache Euro dazu beigetragen, dass die Rapspreise sich zwischenzeitlich sogar besser entwickelt haben als von uns Anfang Dezember erwartet wurde als Raps unter 340 EUR je Tonne notierte. Für Q4 2015 erwarten wir den Rapspreis bei 355 EUR je Tonne.


Baumwolle:

Der Baumwollpreis konnte den leichten Aufwärtstrend aus den letzten Wochen des Jahres 2014 nicht mit ins neue Jahr retten. Vielmehr neigte er zu Jahresbeginn zur Schwäche und fiel auf bis auf 57 US-Cents je Pfund. Damit ist Baumwolle so billig wie seit 5½ Jahren nicht. Die jahrelang angehäuften globalen Überschüsse drücken weiter auf den Preis. Für die laufende Saison 2014/15 hat das USDA seine Überschussprognose auf 1,5 Mio. Tonnen angehoben. Der Überschuss soll damit aber sehr viel kleiner als in den Vorjahren ausfallen. Die Prognose des International Cotton Advisory Committee ICAC liegt mit 1,7 Mio. Tonnen ähnlich hoch.




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