Edelmetalle Aktuell

Wie die meisten anderen Edelmetalle auch, hat das Platin im Jahr 2010 an Wert gewonnen. Allerdings fiel das Plus bei diesem Metall deutlich geringer aus als bei Gold, Silber und Palladium.
An den Investoren hat es nicht gelegen, dass das Platin in den letzten zwölf Monaten zurückgeblieben ist. Die Bestände der ETFs erhöhten sich in diesem Zeitraum prozentual zwar weniger als beim Palladium, aber immer noch um 80 Prozent auf jetzt 38 Tonnen. Und im Gegensatz zum Schwestermetall nahmen auch die Positionen an den Terminbörsen zu. Sie lagen zum Jahresende bei 65 Tonnen und damit um 35 Prozent höher als vor einem Jahr.
Offensichtlich waren es also andere Faktoren, die den Platinpreis zurückhielten und am wahrscheinlichsten dürfte sein, dass der erst letzte Woche zeitweise auf dem höchsten Niveau seit Anfang 2008 liegende Preis den Schmuckabsatz behinderte und dass auch die Autoindustrie deutlich weniger nachfragte. Dies nicht nur, weil in Europa als wichtigstem Markt für Dieselfahrzeuge der Autoabsatz rückläufig war, sondern auch, weil noch mehr Platin durch Palladium substituiert wurde. Hinzu kommt als dritter wichtiger Grund, dass die Autoindustrie während der Schwächephase des Platinpreises im Jahr 2008 sehr massiv mit Hilfe von Termingeschäften (vor-)gekauft hat und damit die Nachfrage auf dem Spotmarkt im vergangenen Jahr entsprechend niedriger ausfiel. Es wird mindestens noch zwei Jahre dauern, bis sich hier das Bild wieder normalisiert.
In den letzten vier Wochen ließ sich das Platin aber von dieser eher etwas negativen fundamentalen Lage nicht beeindrucken und legte erst einmal deutlich zu. Es notierte dabei zeitweise 100 $ über dem Stand zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts. Der Spitzenwert wurde sogar erst letzte Woche bei über 1.820 $ je Unze erreicht, Gold und auch Silber befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Rückwärtsgang.
Palladium
Der Palladiumpreis schwankte in den letzten vier Wochen wieder massiv. Seine Impulse erhielt er dabei zunächst vom Goldpreis, als dieser sich nach einem ersten Erfolg zum Jahresbeginn nicht mehr ganz so positiv entwickelte, koppelte sich das weiße Metall zusammen mit dem Platin ab und erreichte kurz vor diesem Wochenende sogar noch einmal einen neuen langjährigen Höchstkurs bei 822 $ je Unze, bevor er leicht zurückfiel.
Dieser letzte Anstieg setzte einen vorläufigen Schlussstrich unter eine beeindruckende Preisentwicklung, die im Prinzip die ganzen letzten zwölf Monate angedauert hat.
Maßgeblicher Faktor für den exorbitanten Preisanstieg des Palladiums im Jahr 2010 war dabei nicht die Nachfrage der Automobilindustrie, sondern das Kaufinteresse von Investoren. Die Käufer von ETFs haben beispielsweise letztes Jahr ihre Positionen auf jetzt 68 Tonnen ausgebaut und damit fast genau verdoppelt. Und die eher spekulativen Pluspositionen an den Terminbörsen haben darunter nicht gelitten, sie sind praktisch gleich geblieben. Im Plus dürfte auch wieder der physische Absatz an Barren und Münzen gewesen sein, wobei hier die Verkäufe mengenmäßig sicher weit unter den ETF-Verkäufen lagen.
Inzwischen liegen auch die ersten Zahlen über die Autoverkaufszahlen im Jahr 2010 vor. China hat danach seinen Vorsprung als weltgrößter Automarkt weiter ausgebaut. An zweiter Stelle liegen weiter die USA. Hier nahmen einer ersten Bilanz zufolge die Verkäufe im Jahr 2010 um 11% auf 11,6 Mio. zu. Dies war der erste Anstieg in den letzten fünf Jahren. Für 2011 wird derzeit eine weitere Zunahme auf rund 13 Mio. Fahrzeuge prognostiziert.
In China wurden 2010 13,8 Mio. Autos neu zugelassen. Das Wachstum dürfte sich 2011 durch die jüngsten Maßnahmen der Behörden zur Eindämmung der Neuzulassungswelle zwar verlangsamen, mit einem Rückgang rechnet derzeit aber kein Marktbeobachter.
Da sowohl in den USA, wie auch in China und den anderen BRIC-Staaten bevorzugt Benzinmotoren gekauft werden, dürfte die Erfolgsgeschichte für Palladium auch 2011 weitergehen. 3 - 5 Mio. mehr verkaufte Autos mit Benzinmotoren könnten bis zu 15 Tonnen mehr Palladiumverbrauch bedeuten. Hinzu kommen noch neue Abgasvorschriften für Motorräder im Fernen Osten und ein sinkendes Angebot aus den staatlichen Vorräten in Russland. Das erwartete, höhere Recyclingangebot dürfte diese Faktoren nur zum Teil aufwiegen und so rechnen wir für 2011 zwar - verursacht durch eine geringere Investorennachfrage - mit einem Rückgang des Palladiumpreises, aber auch damit, dass das Metall von den vier Hauptedelmetallen relativ gesehen am besten abschneiden wird.
In Russland gab es derweil Neuigkeiten bezüglich der Eigentümerstruktur von Norilsk Nickel, näheres hierzu findet sich unter dem Link auf Seite 4 dieses Reports.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der Rhodiumpreis konnte vor Weihnachten noch einmal zulegen und erreichte bei einem Plus von rund 4 Prozent rasch die Marke von 2.400 $ je Unze. Verantwortlich für den Anstieg war eher spekulatives Interesse durch Fonds. Nach dieser Kaufwelle ebbte das Interesse an dem Metall aber ab und bis Mitte Januar änderte sich nicht mehr viel.
Der Handel mit Ruthenium verlief im Gegensatz dazu völlig ruhig, das Metall liegt noch immer bei 180 $ je Unze.
Das Iridium - mit einer jährlichen Ausbringung von nur rund fünf Tonnen nach Osmium das seltenste aller Edelmetalle - konnte in den letzten Wochen einmal mehr an Wert zulegen. Es liegt jetzt nach Käufen vor allem aus Asien bei 780 $ - 820 $ und damit noch einmal knapp 50 $ höher als zum Zeitpunkt unseres letzten Berichts. Auf dem aktuellen Niveau hat die Nachfrage allerdings erst einmal wieder nachgelassen.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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