Industriemetalle: Jahresausblick 2011

Ungeachtet der Vielzahl langfristiger Risikofaktoren zeichnet sich aktuell zunächst einmal eine (etwas verlangsamte) Fortsetzung der robusten Konjunkturentwicklung im kommenden Jahr ab. Auf globaler Ebene rechnen wir für 2011 mit einem Wirtschaftswachstum von 4,3%, womit auch die Zeichen für die Märkte von Kupfer, Aluminium und Co. grundsätzlich weiterhin auf Wachstum stehen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir einen Anstieg der weltweiten Industriemetallnachfrage von durchschnittlich rund 5%. Im Unterschied zum laufenden Jahr, in dem China noch von den Rekordimporten aus 2009 zehren konnte und damit nur eine untergeordnete Rolle für den Weltmarkt gespielt hat, werden die Nachfrageimpulse 2011 u.E. wieder vermehrt aus dem Reich der Mitte stammen.

Auf der Angebotsseite stellt die komfortable Ertragssituation der Metallförderer zwar einen klaren Anreiz für eine anhaltende Produktionsausweitung dar. Nachdem ein Großteil der krisenbedingt stillgelegten Kapazitäten inzwischen jedoch bereits wieder auf Hochtouren läuft und Neuprojekte speziell auf der Minenebene rar gesät sind, dürfte sich das Wachstum der Metallproduktion nach dem starken Anstieg 2010 (durchschnittlich 8%) im kommenden Jahr wieder normalisieren.
Eine Ausnahme stellt hierbei Nickel dar, wo wir aufgrund der Streikbelegung in den kanadischen Vale-Minen, dem wahrscheinlichen Start lange verzögerter Neuprojekte (u.a. Goro, Onco Puma) sowie vereinzelter Reaktivierungen mit einem signifikanten Produktionsanstieg rechnen (+9%). Für die übrigen Metalle prognostizieren wir ein Angebotszuwachs i.H.v. durchschnittlich 3%.

Unserer Einschätzung nach wird der Nachfrageanstieg das Angebotswachstum somit im kommenden Jahr auf allen Basismetallmärkten außer Nickel übersteigen. In der Folge wird sich der bestehende Angebotsüberhang bei Aluminium und Zink deutlich reduzieren (von 4% bzw. 3% einer Jahresnachfrage auf rund 1% bzw. 2%).
Im Falle des Schwermetalls Blei erwarten wir einen ausgeglichenen Markt, wohingegen Nickel von einem (streikbedingten) Marktdefizit in eine Überschuss Situation drehen dürfte. Die gravierendste Entwicklung vollzieht sich u.E. derzeit bei Kupfer, dessen unerwartet frühes Marktdefizit sich in den kommenden beiden Jahren noch weiter ausweiten wird. Unter Einbezug der verfügbaren Lagerbestände sind somit sowohl bei Kupfer, als auch bei Blei und Zinn bereits erste Knappheitsanzeichen auszumachen. Die Rückkehr der Backwardation an allen drei Märkten unterstreicht diesen Eindruck zusätzlich. Für die Metallpreise erwarten wir in unserem Basisszenario 2011 einen Anstieg von durchschnittlich 11%, bei einer Spanne von +4% bei Nickel bis zu 14% bzw. 18% bei Kupfer und Blei.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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