Edelmetalle Aktuell

Getrieben weniger von industrieller Nachfrage, sondern vielmehr von dem deutlich steigenden Goldpreis konnte das Platin in den letzten beiden Wochen zunächst noch kräftig zulegen. Dabei stieg die Notierung von 1.672 $ je Unze zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts relativ rasch auf 1.726 $ an. An diesen Höhenflug schloss sich aber eine Seitwärtsbewegung an, in der sich das Metall dann über einer Woche lang befand. Dabei notierte es unter relativ starken Schwankungen in einem Band zwischen 1.670 $ und 1.720 $ je Unze. Erst gestern fiel das Platin dann bis auf 1.652 $ zurück.
Für die kommenden Wochen wird erneut viel von der Entwicklung des Goldpreises abhängen. Und da dieser seit gestern Nachmittag eher etwas schwächelt, ist nicht ganz auszuschließen, dass das Platin jetzt erst einmal tiefere Gefilde testen wird. Die Marke von 1.650 $ ist dabei ein wichtiger Chart– und möglicher Wendepunkt.
Fast jede südafrikanische Minengesellschaft sorgte in den letzten beiden Wochen für Schlagzeilen: So endete am Montag nach sechs Wochen der Streik von 8.000 Bergarbeitern bei Northam Platinum. Am Ende einigten sich Gewerkschaften und Minenunternehmen auf eine Gehaltserhöhung von 10 - 13 Prozent.
Die Folgen für das Unternehmen sind nicht nur wegen der Höhe des Tarifabschlusses erheblich: Zusätzlich hatte die Gesellschaft in dieser Zeit Produktionseinbußen in Höhe von 1.000 Unzen täglich. Die Produktion wurde vorgestern mit Beginn der Nachtschicht wieder aufgenommen, aber es könnte Wochen dauern, bis wieder die normale Ausbringung erreicht wird.
Einen weiteren, wenn auch sehr viel kürzeren Ausstand gab es letzte Woche beim drittgrößten Platinproduzenten Lonmin. Hier traten 4.000 Kumpel für einen Tag in den Ausstand, um eines bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommenen Bergarbeiters zu gedenken.
In den ersten neun Monaten dieses Jahres ist übrigens die Zahl der bei Arbeitsunfällen gestorbenen Bergarbeiter in Südafrika trotz dieses neuen Zwischenfalls deutlich gesunken und zwar gegenüber dem Vorjahr um 26 Prozent auf 97. Davon kamen 46 Kumpel in den Goldminen des Landes ums Leben und 24 in Platinminen. Die Minenindustrie in Südafrika arbeitet zusammen mit den Gewerkschaften seit Jahren mit Nachdruck an einer Verringerung der Arbeitsunfälle und auch wenn jeder gestorbene Kumpel noch immer einer zu viel ist, ist es immerhin gelungen, die Zahl der tödlichen Zwischenfälle seit 2007 zu halbieren.
Außer durch die Streiks machte die südafrikanische Platinindustrie in den letzten beiden Wochen durch Übernahme-und Börsengangpläne von sich reden. So hatte Implats, die Nummer 2 am Kap, offensichtlich 2,9 Mrd. Dollars für die Übernahme der Rasimone-Mine geboten. Diese Mine ist aktuell noch ein Gemeinschaftsunternehmen von Anglo Platinum (Anteil 33%) und der bisher nicht börsennotierten Royal Bafokeng Holdings (RBH), einer Beteiligungsgesellschaft des lokalen Bafo-keng-Stammes. Die Übernahme der Mine durch Implats scheiterte allerdings rasch am Unwillen von Anglo Platinum, einem Verkauf an den Rivalen Implats zuzustimmen. Die Rasimone-Mine produzierte 2009 270.000 Unzen Platinmetalle.
RBH plant nun stattdessen noch in diesem Quartal einen Börsengang seiner Platintochter Royal Bafokeng Platinum. Mit den Erlösen soll vermutlich auch die Expansionsstrategie des Unternehmens unterstützt werden, das bis 2017 eine weitere große Mine erschließen will. Diese soll dann fast zu einer Verdoppelung der Produktion beitragen.
Eine ambitionierte Produktionsausweitung plant auch eine andere "Junior"-Minengesellschaft in Südafrika. Anooraq Resources will die Ausbringung der Bokoni-Mine bis 2014 auf 240.000 Unzen pro Jahr verdoppeln. Bis 2016 könnte die dortige Produktion dann noch einmal fast verdreifacht werden. Außerdem solle die derzeit nur projektierte Ga-Phasha-Mine eventuell weitere 400.000 Unzen fördern. Anooraq sitzt insgesamt auf geschätzten 200 Mio. Unzen Platinmetalle; es ist die drittgrößte bisher kaum erschlossene Platinerzreserve am Kap.
Palladium
Palladium bleibt zumindest im Moment das Lieblingsmetall von Anlegern und Industrie gleichermaßen. So haben die ETF-Bestände in den letzten beiden Wochen deutlich zugenommen und auch die industrielle Nachfrage nach Palladium-Schwamm ist bemerkenswert hoch.
Vor diesem Hintergrund und einer hohen Wahrscheinlichkeit weitgehend erschöpfter staatlicher russischer Vorräte (siehe unser letzter Bericht und unter dem Link auf Seite 4) ist es keine Überraschung, dass der Palladiumpreis zuletzt weiter stieg und in der Spitze in der letzten Woche 603 $ je Unze erreichte, den höchsten Stand seit Juni 2001. Damals war der Preis des Metalls auf dem Weg nach unten, nachdem zuvor ein Exportstopp Russlands ein Allzeithoch von 1.100 $ gebracht hatte.
Gewinnmitnahmen in den letzten 24 Stunden haben an diesem positiven Umfeld bisher nichts ändern können.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Von der Hausse bei den anderen Edelmetallen hat sich das Rhodium in den letzten beiden Wochen nicht anstecken lassen. Sein Preis liegt auf der Briefseite eine Spur tiefer bei 2.325 $ je Unze.
Bei Iridium gab es nach einer langen, ruhigen Phase eine überraschende Belebung der Nachfrage. Der Preis ist in den letzten beiden Wochen deutlich auf 705 $ - 765 $ gestiegen.
Ruthenium liegt unverändert bei 150 $ - 180 $.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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