Edelmetalle Aktuell

Nicht ganz unerwartet konnte das Platin in den letzten Tagen zulegen und stieg dabei heute Morgen in Asien sogar über die bisherige Widerstandslinie bei 1.590 $ je Unze hinaus an. Am Ende bedeutete dies ein Kursplus von fast 100 $ oder 6 Prozent innerhalb von knapp zwei Wochen.
Verantwortlich für die Gewinne waren vor allem Käufe von Investoren, so flossen in alle wichtigen ETFs zuletzt neue Anlagegelder. Um 10.000 Unzen nahm dabei alleine der neue in New York an der Börse notierte ETF zu.
Aber nicht nur die Investoren hatten einen erhöhten Appetit auf das weiße Metall. Auch die Autoindustrie benötigt nach der einsetzenden Erholung in den letzten Monaten wieder steigende Mengen physischen Metalls. Allerdings ist zumindest in den westlichen Ländern davon ein ordentlicher Teil bereits kursgesichert und hat deshalb keinen unmittelbaren Einfluss auf den Kassapreis.
Ein Automarkt, auf dem es zuletzt wieder aufwärts ging, war derjenige in den USA, wo sich im Februar die Erholung aus den Vormonaten fortsetzte. Nach Angaben von Marktbeobachtern stiegen die Gesamtverkäufe im Vergleich zum allerdings sehr schwachen Vorjahresniveau um 13,4 Prozent auf 779.000 Fahrzeuge an. Analysten erklärten, dass ohne die Schneestürme in vielen Landesteilen die Verkäufe branchenweit vermutlich noch um fünf Prozent höher ausgefallen wären. Zudem habe die laufende Rückrufaktion von Toyota die gesamte Branche belastet. Trotz dieser Hürden sehen Marktbeobachter für das Gesamtjahr in den USA weiter einen moderaten Anstieg der Autoverkäufe auf 11,5 bis 12 Mio. Fahrzeugen voraus. Im vergangenen Jahr war der Absatz ja bekanntlich auf rund 10,7 Mio. Autos eingebrochen.
Nicht so gut wie in den USA sah es im Februar in Deutschland aus. Der Absatz der Autobranche ist hierzulande gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresmonat um fast ein Drittel eingebrochen. Insgesamt wurden nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) 194.800 Autos neu zugelassen. Laut VDA war im Februar 2009 aufgrund des damaligen Anlaufens der Abwrackprämie ein Zehn-Jahres-Hoch bei den Neuzulassungen erreicht worden, der Vergleich zwischen dem letzten und diesem Jahr sei deshalb nicht besonders aussagekräftig. Nachdem am Ende im Jahr 2009 in Deutschland über 3,8 Mio. Fahrzeuge verkauft wurden, sei im laufenden Jahr mit einer Normalisierung und einem Volumen zwischen 2,75 Mio. und drei Mio. Pkw-Neuzulassungen zu rechnen, so der VDA weiter.
Auch aus China kommen erstmals seit langem nicht ganz so gute Nachrichten vom Automarkt (wobei dies alles relativ ist). Vor allem durch das im Februar gefeierte chinesische Neujahrsfest seit der Absatz im letzten Monat "nur" um 45% im Vergleich zum Februar 2009 gestiegen. Insgesamt wurde letzte Monat in China 881.100 Autos verkauft. Im Januar hatte die Zahl noch bei 1,22 Mio. Autos und damit bei einem Plus von 84% gelegen.
Für die nächsten Tage erwarten wir beim Platin eine Beruhigung, wobei sich der Preis in einem höheren Preisband als in den letzten beiden Wochen wiederfinden dürfte. Ein Überschreiten des Höchstkurses von heute Morgen bei 1.606 $ dürfte in den nächsten Handelstagen eher nicht auf der Agenda stehen. Nach unten bildet das Niveau von 1.560 $ nun eine erste Unterstützung, sollte der Preis darunter fallen, gibt es alle 30 Dollars wieder ein Niveau, auf dem industrielle Endverbraucher kurzfristige Bedarfe z.B. mit Hilfe von Kauforders einzudecken versuchen könnten.
Palladium
Das Palladium erreichte wie die anderen Edelmetalle auch am 25. Februar seinen Tiefstkurs für den Berichtszeitraum. Seit diesem Zeitpunkt stieg das Metall kontinuierlich an und erreichte am Freitagabend kurzzeitig einen Kurs von $482 je Unze, bevor es leicht zurückfiel.
Diese Notierung markierte nicht nur ein neues Jahreshoch, es war auch der höchste Kurs der letzten beiden Jahre. Verantwortlich für den positiven Unterton ist sicher die Kombination aus neuen Investments und den gleichzeitig positiven Entwicklungen auf den Automärkten in China und den USA. Beide bevorzugen eher Benzinmotoren und machen damit in den Katalysatoren den Weg für eine bevorzugte Nutzung des billigeren Palladiums frei. Dem Platin bleibt auf diesen Märkten mit Abstand nur der zweite Platz auf dem Treppchen.
Wir erwarten nun erst einmal eine Beruhigung, Kurse von über $500 für längere Zeit wären unserer Meinung nach zumindest kurzfristig nicht nachhaltiger Natur.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Rhodium und Ruthenium konnten in den letzten zehn Tagen nicht mehr an die jüngsten Kursgewinne anknüpfen und notieren im Großen und Ganzen unverändert, Rhodium bei 2.500 $ - 2.600 $ und Ruthenium bei 180 $ - 190 $ je Unze. Bei beiden Metalle beobachteten wir am Freitag und auch heute wieder gestiegenes Interesse auf beiden Seiten, allerdings hielten sich diese bis jetzt noch die Waage.
Auf der Abgeberseite standen dabei zuletzt vor allem Händler und Aufarbeiter, deren Verkäufe dürften auch eine Folge der relativ hohen Preise in Euro bzw. Pfund sein.
Das Iridium, mit rund vier Tonnen Weltjahresproduktion das seltenste der auf Finanzmärkten gehandelten Edelmetalle (nur Osmium ist noch rarer) gewann im Berichtszeitraum nicht nur durch Wechselkursveränderungen hinzu, sondern auch ganz real: Seine Notierung stieg in den letzten zehn Tagen auf der Briefseite um weitere 30 $ auf jetzt 500 $ an. Eine kurzfristige Änderung der Situation ist nicht in Sicht.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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