Edelmetalle Aktuell

Der Platinpreis ist in der vergangenen zehn Tagen zunächst kontinuierlich gestiegen und erreichte in der Spitze 1.350 $ je Unze. Im weiteren Verlauf fiel er dann aber in Abwesenheit irgendwelcher fundamentaler Meldungen wieder leicht auf 1.320 $ zurück.
In Frankfurt findet derzeit die Internationale Automobilausstellung IAA statt. Auch wenn einige japanische Hersteller der Messe ferngeblieben sind, präsentieren die verbleibenden Autohersteller aus der ganzen Welt ein wahres Neuheitenfeuerwerk. Aber nicht nur Modelle, die demnächst in den Verkaufsräumen landen, werden in Frankfurt präsentiert: So scheint es für alle Autoproduzenten ein Muss zu sein, auch möglichst viele Konzepte mit alternativen Antrieben zu präsentieren, die dann aber zum großen Teil noch Jahre bis zur Serienreife brauchen.
Generell zeichnen sich einige Trends ab: Zunächst ist beobachten, dass die Hubräume bei den Fahrzeugen in Zukunft wohl immer kleiner werden. Dies gilt nicht nur für klassische Antriebsvarianten, sondern auch für Hybridfahrzeuge, bei denen der Motor in Zukunft aber immer öfter nur zur Stromerzeugung für den Elektroantrieb dienen wird. In diesen Bereichen werden je Auto in Zukunft tendenziell wohl eher weniger Platinmetalle eingesetzt werden.
Andererseits ist die Brennstoffzelle, die seit bald 20 Jahren ein stetes Auf und Ab erlebt, trotz aller Unkenrufe noch keineswegs aus dem Rennen. So soll z.B. in Deutschland in absehbarer Zeit ein flächendeckendes Netz an Wasserstofftankstellen geschaffen werden, um diese Technik voranzubringen. Solche Nachrichten dürften Musik in den Ohren der Platinmetallproduzenten sein, denn noch immer wird für eine Brennstoffzelle in einem PKW ein Mehrfaches an Platin im Vergleich zu einem herkömmlichen Katalysator benötigt.
Bei einer IAA-Vortragsreihe des Analysehauses CSM Worldwide zur Entwicklung der Automärkte in den nächsten Jahren gab es ebenfalls einige interessante Einblicke. Ein Vortrag beschäftigte sich u.a. mit dem erheblichen Nachholbedarf bei der Motorisierung der Bevölkerung in vielen sich entwickelnden Staaten wie z.B. China, Indien oder Brasilien. Hier wurde auf die großen Auswirkungen bei den Stückzahlen hingewiesen, wenn sich der Motorisierungsgrad in diesen Ländern langfristig auch nur um einige Prozent erhöhen sollte.
Nur das nächste Jahr betrachtend, waren die Prognosen von CSM allerdings erst einmal noch gemischt ausgefallen. Gerade auch in Deutschland werde es 2010 aufgrund der ausgelaufenen Abwrackprämie einen bitteren Einbruch bei den Neuzulassungen geben. Weltweit gesehen erwarten die Experten von CSM allerdings bereits im kommenden Jahr eine Erholung der Verkäufe, es werde aber noch bis 2013 dauern, bis die globalen Rekordabsatzzahlen von 2007 in Höhe von 65 Mio. Autos wieder erreicht würden. Bis 2015 könnte der jährliche Absatz dann aber sogar auf 75,3 Mio. Fahrzeuge ansteigen.
Dem weiter oben beschriebenen Drang zur schnellen Präsentation alternativer Antriebe und da insbesondere von rein elektrische Antrieben, bringt CSM aber derzeit noch einige Skepsis entgegen. Mit Verweis auf die langen Entwicklungszyklen im Automobilsektor, hohe benötigte Subventionen und die bislang völlig ungeklärte Frage wie in ausreichender Zahl öffentliche Ladestationen zur Verfügung gestellt werden könnten, sieht CSM auch auf längere Sicht erst einmal keine Chance, den klassischen Verbrennungsmotor durch die neuen Techniken vollständig abzulösen. Erst nach dem Jahr 2020 könnten reine (Batterie-)Elektroantriebe überhaupt größere Marktanteile gewinnen, allerdings nur, um ab 2030 ihrerseits wieder von der Brennstoffzellentechnik bedroht zu werden.
Angesichts der plausiblen Prognosen von CSM sieht es aktuell nicht so aus, als könnte der Einsatz von Platinmetallen im Automobilsektor in absehbarer Zeit - abgesehen von den normalen Schwankungsbreiten - größer zurückgehen. Damit dürften die Preise der weißen Metalle auch mittel– und langfristig weiterhin eine gute Unterstützung erfahren.
Falls die Notierungen von Platin und Rhodium - z.B. weil Spekulanten aus dem Markt aussteigen - irgendwann noch einmal in den dreistelligen Bereich absinken oder Palladium die 200er-Marke testet, sollten industrielle Verbraucher dies in jedem Fall als eine günstige Gelegenheit zur Absicherung ihres zukünftigen Bedarf ansehen.
Bei Interesse an den Vortragsunterlagen von CSM stellen wir gerne einen Kontakt zu dem Institut her.
Palladium
Nach einer längeren Seitwärtsbewegung im Bereich von 290 $ je Unze konnte das Palladium gegen Ende letzter Woche die Marke von 300 $ kurzzeitig durchstoßen. Allerdings hatte dies nicht lange Bestand und aktuell liegt der Preis wieder leicht unter dieser psychologisch wichtigen Marke.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der Rhodiumpreis profitierte nur kurz von der Hausse bei den anderen Metallen und legte dabei auch nur um gerade einmal 25 $ auf 1.675 $ je Unze zu. Allerdings hatte selbst dieser kleine Anstieg keinen Bestand, denn der unverändert andauernden industriellen Nachfrage aus Asien steht noch immer das Verkaufsinteresse von Händlern gegenüber. Vor diesem Hintergrund sank der Preis rasch wieder auf die 1.650 $ der Vorwoche zurück.
Keine Veränderung gab es bei den anderen beiden "kleinen" Platinmetallen. Iridium liegt weiter bei 390 $ - 440 $ je Unze und Ruthenium notiert wie in der Vorwoche bei 70 $ - 100 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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