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China: Noch keine nachhaltige Abschwächung erkennbar

16.09.2008  |  Redaktion

Während sich die Konjunkturperspektiven in den klassischen Industrieländern von den USA über Europa bis nach Japan deutlich eingetrübt haben, trotzen die meisten Emerging Markets dem Abschwung bislang recht erfolgreich. Das eng mit der US-Wirtschaft verzahnte Mexiko berichtet zuletzt zwar nur noch einen BIPZuwachs um 2,8% (Y-Y).

Das Wachstum in Brasilien als größter Volkswirtschaft Lateinamerikas beschleunigte sich im 2. Quartal hingegen auf Jahresbasis von 5,9% auf 6,1% und im Quartalsvergleich sogar von 0,8% auf 1,6%. In Osteuropa zeichnet sich eine Verlangsamung der Konjunktur ab, gestützt von einem robusten Konsum fällt diese bislang aber moderat aus. Auch Hongkong, Taiwan und Südkorea wiesen mit Werten um die 4,5% (Y-Y) zuletzt nur mäßig schwächere Wachstumsraten auf. Lediglich das extrem von Exporten, Öl und Finanzdienstleistungen abhängige Singapur zeigt im 2. Quartal mit nur noch 2,1% deutlichere Bremsspuren.

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Gebannt schaut die Welt derzeit vor allem aber auf die Volksrepublik China als drittgrößter Volkswirtschaft der Erde und wichtigem Wachstumsmotor nicht nur für die Region Ostasien. Im 2. Quartal hatte sich dort das BIPWachstum auf Jahresbasis von 10,6% auf 10,1% reduziert, blieb damit aber dynamisch. Im August hat sich der Zuwachs der Industrieproduktion nach vorläufigen Angaben allerdings auf ein 6-Jahrestief von 12,8% (Y-Y) abgeschwächt. Als Alarmzeichen werten wir dies allerdings noch nicht. Zu viele Sonderfaktoren im Zusammenhang mit den am 8. August eröffneten Olympischen Spielen wirkten hier mit. Insbesondere war zur Luftreinhaltung in dieser Zeit ein weiträumiges Produktionsverbot erlassen worden. Auch der Rückgang der Automobilverkäufe im August um 6% dürfte mit dem größten Sportereignis der Welt in unmittelbarem Zusammenhang stehen.

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Ermutigend waren dagegen eine Reihe anderer Daten. So erzielte China im August einen Rekordüberschuss in der Handelsbilanz von 28,7 Mrd. USD. Die Ausfuhren waren auf Jahresbasis um 21,1% gestiegen, die Importe um 23,1%. Die Investitionen legten von Januar bis August ggü. dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 27,4% zu, die ausländischen Direktinvestitionen steigerten sich im Juli gegenüber Juli 2007 von 5,0 Mrd. USD auf 8,3 Mrd. USD. Robust bleibt auch der private Konsum. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze belief sich im Juli auf 23,3% (Y-Y). Aufgrund der jüngsten Daten kann von einer nachhaltigen konjunkturellen Abkühlung in China jedenfalls noch keine Rede sein.


Unter dem Eindruck des unsicherer gewordenen Umfeldes lässt die Regierung beim Einsatz restriktiver wirtschaftspolitischer Maßnahmen inzwischen allerdings deutliche Zurückhaltung erkennen. Insbesondere wurde die Aufwertung des CNY zum USD gestoppt. Da die Inflationsrate dank guter Ernteergebnisse im Sommer sowie einer Produktionsausweitung bei Schweinefleisch zuletzt auf 4,9% gesunken ist, dürfte die PBoC auch von weiteren Zins- und Mindestreservesatzerhöhungen vorerst absehen. Die gute Haushaltslage - China erzielte 2007 einen Budgetüberschuss von 0,7% des BIP - eröffnet in Verbindung mit den hohen Devisenreserven zudem Spielräume für staatliche Maßnahmen zur Konjunkturstützung, z.B. in Form eines forcierten Ausbaus der Infrastruktur. Vor diesem Hintergrund erachten wir kurz- bis mittelfristig eine moderate aber keine deutliche Wachstumsabschwächung für wahrscheinlich.


© Matthias Krieger
(Bond Markets/Economics)

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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