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Mais: Hervorragende Aussichten!

26.05.2008  |  Redaktion

In der heutigen Ausgabe werden wir uns näher mit dem letzten veröffentlichten USDA (United States Department of Agriculture = US Landwirtschaftsministerium) Report für Mais beschäftigen, der ebenso wie die letzte Veröffentlichung für Sojabohnen einige interessante Entwicklungen enthält.

Laut dem letzten Angebots- und Nachfragebericht werden die Übertragsraten am Ende der kommenden 2008/2009-er Saison bei momentan noch geschätzten 763 Millionen Scheffel liegen. Dieser Wert entspricht einem Ending Stocks to Use Ratio (Verhältnis der Übertragsrate zum Verbrauch) von nur noch sechs Prozent und entspricht damit dem zweitniedrigsten Wert seit 1982. Noch tiefer lagen die Bestände nur in der Saison 1995/1996 als ein Wert von fünf Prozent ausgewiesen wurde. Trotz der Rekordernten der letzten Jahre nimmt der Verbrauch stetig zu und drückt dadurch die Übertragsraten auf ein minimales Level. Die nachfolgende Abbildung zeigt den Verlauf der Übertragsbestände sowie des Ending Stocks to Use Ratios seit 1982:

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Äußerst interessant ist, dass das USDA für die neue Saison einen Verbrauch in Höhe von vier Milliarden Scheffel für die Ethanolproduktion ausweist. Dies entspricht einem Zuwachs um eine Milliarde Scheffel gegenüber 2007/2008 und hebt damit den Verbrauch entsprechend an. Damit am Ende der Saison die U.S.A. zumindest unter statistischen Gesichtspunkten (dieser Report ist nur eine Schätzung und kann auch falsch sein) nicht vollkommen ohne Mais da stehen, wurden die Exporte um 400 Millionen Scheffel sowie die Kategorie “Feed/Residual“ (Futtermittel und nicht näher definierte Verwendungen des Mais) um 850 Millionen Scheffel reduziert.

Aufgrund des deutlich gestiegenen Preises, die USDA Prognose liegt für die kommenden Saison bei einem Band zwischen fünf bis sechs US Dollar sollte sich die Nachfrage aus dem Ausland sowie die Nachfrage der Züchter von Tieren reduzieren. Allerdings impliziert diese Tatsache auch, dass Mais keinen großen Spielraum nach unten hat und umfangreichere Korrekturen damit ausgeschlossen sind. Der Grund hierfür ist, dass bei einem Einbruch der Notierungen sehr schnell die Nachfrage aus dem Ausland sowie der Züchter zurückkommen dürfte und dadurch die Übertragsraten noch stärker rückläufig sind.

Die folgende Abbildung zeigt im Detail die Prognosen für die laufende 2007/2008-er sowie neue 2008/2009-er Saison:

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Auf globaler Ebene ist ebenfalls mit einem Rückgang der Endlagerbestände um fast 10,70 Millionen Tonnen zu rechnen. Dies ist ebenfalls sehr positiv für die fundamentale Lage und sollte die Maispreise weiterhin gut unterstützen.

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Es gibt allerdings momentan einen wichtigem Faktor, den die Märkte meiner Meinung nach viel zu wenig beachten. Während die Aussaat bei Mais fast auf dem langsamsten Niveau der letzten 18 Jahre verläuft, ist diese dennoch bald abgeschlossen. Die jüngsten Wettervorhersagen sprachen davon, dass es in großen Teilen des amerikanischen Anbaugebietes trockenes Wetter geben wird, jedoch mit vereinzelten Niederschlägen. Unterm Strich sollten die Farmer die Maisaussaat welche in der letzten Woche bei 73% lag mittlerweile bis auf 80% bis 90% voran getrieben haben. Die neuen Sämaschinen erlauben es den Landwirten sehr schnell voranzukommen sofern sich ein gutes Wetterfenster öffnet.






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Unter diesem Begriff versteht man die Entwicklung der Pflanzen auf den Feldern. Dieser Wert wir ebenfalls seitens des USDA veröffentlicht und gibt den Händlern Aufschluss darüber wie es der Ernte gerade geht. Da vor allem die Ertragsraten maßgeblich von diesem Wert beeinflusst werden, sollte sich der Fokus der Händler schon sehr bald hierauf verschieben. Laut dem letzten Bericht am vergangenen Montag lag die “Corn Emergence“ bei nur 26% verglichen mit 59% im vergangenen Jahr und 56% als Durchschnittswert von 2003 bis 2007. Aktuelle Studien das “Daily Livestock Report“ sowie von “Allendale Research“ zeigen, dass ein derartiges Hinterherhinken der Ernte zu einer Verringerung der Ertragsrate um acht Prozent führen kann. Ein prominentes Beispiel ist hierfür das Jahr 2002 in welchem die “Crop Emergence“ sogar besser war als in diesem Jahr, jedoch die Ertragsrate pro Acre um 6,4% gefallen ist.

Da das USDA für die aktuelle Saison mit einem Flächenertrag von 153,9 Scheffel pro Acre rechnet und insgesamt mit einer geernteten Fläche von 78,8 Millionen Acres, errechnet sich hieraus der aus obiger Schätzung bereits bekannte Wert in Höhe von 12,125 Milliarden Scheffel.

Legt man nun jedoch eine um vier bis acht Prozent verringerte Ertragsrate aufgrund der schlechten Entwicklung der Pflanzen zu Grunde, ergeben sich Produktionsziele zwischen 11,642 sowie 11,157 Milliarden Scheffel. Belässt man nun alle anderen Faktoren der jüngsten USDA Schätzung gleich, ergeben sich hieraus Übertragsraten von 280 sowie -205 Millionen Scheffel. Die U.S.A. können es sich also eigentlich nicht leisten, dass die Ertragsrate auch nur minimal von den Zielvorgaben abweicht, da ansonsten die Maisbestände in Richtung Null laufen. Ich bin der Meinung, dass dies in den Kursen noch nicht eingepreist ist.

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Ein Blick auf die obenstehende Graphik zeigt die Terminstrukturkurve für Mais. Momentan befindet sich der Markt in einem klassischen Contango Zustand bis Juli 2009. Danach bildet sich eine Backwardation ab und wieder eine flache contangoartige Kurve.

Sollte das von mir erwartete Szenario eintreten und die Ertragsraten wirklich um mindestens vier oder mehr Prozent fallen, dürfte sich die Terminkurve vollkommen verschieben und in eine Backwardation am kurzen Ende übergehen. Die enorme Knappheit von Mais wird dafür sorgen, dass der Markt keine Lagerung mehr bezahlt und dadurch eine sofortige Lieferung ermutigt wird. Der Dezember 08 Kontrakt sollte in diesem Zusammenhang über den März 09 Future steigen sowie des weiteren über den aktuell fast gleich hoch notierenden Dez 10 Future. Gegenüber dem Dez 09 Future wurde bereits eine Prämie von 12,75 Cents aufgebaut, jedoch besteht auch hier durchaus noch Potential bis in den Bereich um 50 Cents.

Zusammenfassend lässt sich an dieser Stelle festhalten, dass wir bei Corn & Oil sehr bullisch für den Markt gestimmt und auch entsprechend unsere Handelspositionen ausgebaut haben. In den kommenden Wochen werden wir den Markt genau beobachten um gegebenenfalls Teile unserer betreuten Konten auf eine Verschiebung der Terminkurve im Mais auszurichten.

Außerdem besitzt der Markt ebenfalls hervorragende Aussichten für eine reine Longposition, da die Märkte fundamental sehr gut untermauert sind. Obwohl Rücksetzer beim Trading nie auszuschließen sind, erscheinen diese aufgrund der dann aufkommenden Nachfrage seitens des Auslandes und der Züchter begrenzt.


© Sebastian Hell
Quelle: www.cornandoil.com