Agrar: Entspannungssignale an den Börsen
20.05.2008 | Manfred Wolter
Wochenperformance fast durchgängig negativ
Während mit den vier Spitzenplätzen und einer Veränderung zwischen 4,4% und 9,7% im Dreimonatskontrakt an der LME die Industriemetalle als klare Wochengewinner eine positive technische Reaktion präsentierten, gab es auf dem Agrarsektor zum Teil heftige Korrekturen: Unter den neun Schwächsten der beobachteten Werte war mit dem Natural Gas Future nur ein einziger, der nicht aus dem Bereich Agrar/Softs kommt und die Verluste lagen zwischen 2,3% (Kakao Future London) und 11% (O-Saft Future ICE). Lediglich Futures für Sojabohnen, Arabica und Baumwolle konnten kleine Gewinne zwischen 0,6% und 1,5% ins Wochenende retten.
Sojabohnen Future fast aus dem Band ausgebrochen Sowohl der Streik in Argentinien, einem der weltweit größten Exporteure von Sojabohnen (Nr. 3), -mehl (Nr. 1) und -öl (Nr. 1), als auch die feste Entwicklung des Rohöls und ein erneut schwächelnder USD sorgten dafür, dass der Future-Kurs hartnäckig am Widerstand bei 14 USD kämpft. Der Streik entbrannte über die Verhängung einer Exportsteuer, die inländische Versorgungsengpässe lindern soll. Als sich abzeichnete, dass der Arbeitskampf wohl mindestens bis zum Mittwoch fortgesetzt wird, zogen die Futurespreise in Chicago an.
Weiterhin steigende Rohölnotierungen fallen über die Kette Biodiesel und Sojaöl ebenso auf die Sojabohnen Futures zurück und ein nachgebender USD sorgt zusätzlich für relativ steigendes Interesse am US Markt im internationalen Vergleich. Schaut man sich den jüngsten CFTC Report zum Commitment of Traders an, so stuften die “Non-Commercials“ die beschriebene Kombination als so attraktiv ein, dass leicht Longpositionen aufgebaut und kräftig Shortpositionen abgebaut wurden. Die “Non-Reportables“ haben zwar sowohl die Longs als auch die Shorts erhöht, aber bei den Longs war es mehr als die vierfache Menge.
Brasilianische Ethanolquote wächst Die Prognosen für den Anteil der Zuckerproduktion aus dem Rohstoff Zuckerrohr lagen bei 42%, wobei dieser Wert durchaus auch bis auf 45% steigen könnte. Im Zuge der Rohölhausse haben sich jedoch inzwischen die Ertragsmargen der Mühlen und damit die Gewichte in Richtung Ethanol- statt Zuckerproduktion verschoben: Die Industriegewerkschaft für Zuckerrohr verkündete nun, dass im laufenden Erntejahr bisher der Rekordanteil von 66% des Zuckerrohrs für die Herstellung von Ethanol verwendet wurde. Der Zucker-Future erholte sich danach trotz der Vermutung von Angebotsüberschüssen aufgrund der guten Erntesituation im zentralen Süden Brasiliens von seinen Tiefständen.
© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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