… Und der Oscar für den besten Hauptdarsteller geht an ... Palladium
12.03.2018 | Martina Fischer (Heraeus)
Die diesjährige Oscar Verleihung lieferte die schlechteste Einschaltquote aller Zeiten. Nimmt man das Interesse an den Oscars als Indiz für die öffentliche Stimmung, dann scheint der Optimismus zu schwinden, was sich in der Vergangenheit negativ auf die amerikanische Wirtschaft ausgewirkt hat.
Vergleicht man die US Aktienmärkte (erwartete Wirtschaftslage) mit der produktiven Arbeitsleistung, dem US Bruttoinlandsprodukt (tatsächliche Wirtschaftslage), so befinden sich diese indessen auf Höchstniveau. Dieser Vergleich korreliert stark mit der Prämie von Palladium über Platin. Das letzte Mal, als das Verhältnis von Dow Jones und dem US BIP ein hohes Niveau erreicht hatte, war in etwa zum Höhepunkt der dot.com Blase.
Palladium handelte zuletzt in der Zeit von Dezember 1999 bis September 2001 höher als Platin und nur ganz selten war Platin in dieser Zeitperiode teurer als Palladium. Die Preise beider Metalle erreichten ihren Höchststand im Januar 2001 und die amerikanische Wirtschaft fiel offiziell im darauffolgenden März in Rezession.
Palladium handelte im Januar 2018 auf Höchstkursen, fiel dann kurzzeitig wieder unter das Preisniveau von Platin, um das Schwestermetall dann vor kurzem erneut hinter sich zu lassen. Wenn das schwächelnde Verbrauchervertrauen dazu führt, dass die US Wirtschaft ins Straucheln gerät, dann könnten Palladiums Tage als Hauptdarsteller gezählt sein und Platin wird wieder besser abschneiden.
Gold
Im Zuge jüngster Entwicklungen verbessert sich der Ausblick für Gold. Die von Präsident Trump angedrohten Strafzölle sind Realität geworden, nachdem am späten Donnerstagabend ein entsprechender Erlass unterzeichnet wurde. Die Aussicht auf Vergeltungsmaßnahmen und einen umfänglichen Handelskrieg - der zunehmend wahrscheinlich erscheint, nachdem die EU bereits eine Liste von US Produkten erstellt hat, die sie verzollen könnte - hat Gold bislang kaum beeinflusst. Das Metall verzeichnete letzte Woche lediglich eine kleine Bewegung von +0,45%.
Der US Dollar könnte weiter fallen, da amerikanische Investitionen an Attraktivität verlieren und die Erwartungen hinsichtlich einer Zinserhöhung geschwächt werden, was Gold zusätzlichen Antrieb verleihen würde. Die Zinsen in Europa scheinen noch eine Weile auf ihrem niedrigen Niveau zu bleiben, was den zinsbedingten Einfluss auf Gold begrenzt. Zusätzlich zu den Sorgen rund um die Strafzölle, sind bei den italienischen Wahlen zwei Euro-skeptische Parteien als Gewinner hervorgegangen.
Doch kann es noch Wochen dauern, bis eine neue Regierung gebildet ist, denn die Koalitionsgespräche werden als schwierig eingeschätzt. Derartige Unsicherheit lässt die EZB normalerweise etwas vorsichtiger agieren, was sich auf Gold eher positiv als negativ auswirken sollte.
Die am Freitag veröffentlichten US Arbeitsmarktzahlen (ohne Landwirtschaft) deuten darauf hin, dass es der US Wirtschaft gut geht. Die Aktienmärkte kletterten nach oben, während jedoch der US Dollar, verglichen mit dem Eröffnungspreis am Montag gegenüber dem Euro um -0,1% verlor und gegenüber Gold um 0,1% gewann. Aufgrund der regelmäßigen Korrekturen lohnt es sich die Aufmerksamkeit, die diesen Zahlen entgegengebracht wird, zu hinterfragen: Letzten Monat wurde die Zahl nachträglich um 20% korrigiert.
Silber
Aus technischer Sicht sieht Silber gut aus, doch es fehlt die treibende Kraft, die den Preis nach oben drücken könnte. Mit einer Au:Ag Ratio, die seit vier Wochen fast konstant bei 80 steht und einem Preis, der unter dem 200-Tage-Durchschnitt liegt, scheint Silber unterbewertet. Des Weiteren sollte sich das Wachstum der Weltwirtschaft positiv auf das Metall auswirken, da die industriellen Anwendungen deutlich höher sind, als für Gold. Nichtsdestotrotz mangelt es an Interesse seitens Investoren: die an der COMEX verzeichnete Nettoposition (nicht kommerziell) liegt bei -7,5 Mio. Unzen. Das entspricht dem tiefsten Stand in fast 15 Jahren - ein Niveau, das im April 2003, zu Beginn des letzten Bullenmarkes, das letzte Mal erreicht wurde.
Kommentare von führenden Vertretern der Industrie im Zuge der PDAC Konferenz 2018 verdeutlichen die Probleme, mit denen Silber zu kämpfen hat. Pan American Silver erklärte, dass die Investmentnachfrage den Preis derzeit nicht unterstützt, während die "industrielle Nachfrage das Metall nicht unter 14-15 $/oz fallen lassen. Erhöhte Nachfrage von Investoren wäre erforderlich, um den Preis wieder in die Höhe zu treiben".
Die primäre Silberproduktion ist im Zuge hoher Zinkpreise gewachsen. Silber wird hier als Beiprodukt gewonnen, der hohe Zinkpreis begünstigt die Produktionsausweitung. Hecla Mining vertritt jedoch die Meinung, dass der Markt nun "die Spitze der Silberproduktion erreicht hat". Das Überangebot ist für Anleger derzeit wenig attraktiv, aber das könnte sich ändern, wenn der Markt wieder in ein Defizit dreht und somit Investoren wieder positiv stimmen könnte.
Platin
Eine neues Joint Venture im Bereich "Wasserstoffwirtschaft" könnte die Platinnachfrage in Japan erhöhen. Allerdings wird es keinen maßgeblichen Einfluss haben, wenn sich das Modell nicht auch im Ausland durchsetzt. "Japan H2 Mobility" (JHyM) wurde von einem Konsortium, bestehend aus 11 Firmen, gegründet. Unter den Mitgliedsfirmen befinden sich unter anderem die drei größten japanischen Autohersteller Toyota, Nissan und Honda.
Gemeinsam verfolgt man das Ziel, bis 2021 achtzig neue Wasserstoffstationen zu bauen und die Verwendung von Brennstoffzellenfahrzeugen zu fördern und so bis 2030 800.000 entsprechende Autos auf die Straße zu bringen. Diese Zahl entspricht etwa dem vierfachen Wert der bisherigen Vorhersagen für 2030. Die Auswirkung auf Platin wäre jedoch mit ca. 6 zusätzlichen Tonnen (200.000oz) in den nächsten 12 Jahren relativ gering.
Platin würde am meisten profitieren, wenn JhyM die Wirtschaftlichkeit von Brennstoffzellenautos belegen und so andere Länder überzeugen könnte. Das könnte jedoch eine Herausforderung darstellen, denn die geschätzten Kosten für eine Wasserstofftankstelle liegen bei 400-500 Mio Yen (3 - 3,8 Mio. €).
Palladium
Trumps Zölle auf Stahl und Aluminium könnten die amerikanische Nachfrage nach Palladium für Autos mindern. Alle großen Industrieverbände haben Mitteilungen herausgegeben, in denen sie die drohenden Jobverluste beschreiben und erklären, dass der Industrie weniger Geld für Investitionen zur Verfügung stehen wird und dass die Kosten für diese Zölle letztendlich an die Verbraucher weitergegeben werden würden. Autohersteller werden feststellen, dass die Kosten für ihre Rohstoffe stark ansteigen werden in einem Umfeld, in dem die Produktion im letzten Jahr bereits um 20% gesunken ist und für die nächsten 10 Jahre kein Wachstum vorhergesagt wird.
Ein solcher Schock könnte die Verkaufs- und Produktionszahlen zusätzlich belasten, welches wiederum die Nachfrage nach Palladium drücken könnte. Das kann globale Auswirkung auf den Palladiumpreis haben, da die amerikanische PKW Nachfrage 1/6 der Gesamtnachfrage nach Palladium ausmacht. Mexiko und Kanada wurden vorrübergehend von den Strafzöllen ausgenommen, bis die NAFTA Verhandlungen abgeschlossen sind. Wenn diese erfolgreich verlaufen, würde die Ausnahmeregelung dauerhaft gelten. Nichtsdestotrotz wird weiterhin erwartet, dass Stahl und Aluminium mit einer Prämie zu globalen Marktpreisen handeln werden.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Rhodium ist bei 1.875 $/oz auf Widerstand gestoßen - ein Niveau, das seit Anfang Februar schon dreimal erreicht wurde, bevor das Metall nun zurückgefallen ist. Der Rückgang von 20 $/oz am Montag erfolgte zeitgleich mit einer Reduzierung der Rhodium ETC Gesamtbestände um 4,2%. Nach der Korrektur am Freitag liegen diese nun 12% unter den 78.000 Unzen (2,4t), die noch vor einem Monat verzeichnet wurden.
Der Preis für Iridium ist vergangenen Mittwoch erneut gestiegen und hat dabei die 1.000 $/oz Marke erreicht. Aufmerksamkeit erhielt letzte Woche ein Artikel, in dem eine potentiell große Anwendung für Iridium vorgestellt wurde.
Denn es wird darin berichtet, dass man mit Hilfe eines Iridium Katalysators Fortschritte im Bereich der künstlichen Photosynthese gemacht habe. Dunwei Wang, ein Hauptautor des Artikels, erläutert, dass der Katalysator überraschend einfach und langlebig sei, aber eine hohe Aktivität bei der erwünschten Reaktion, der Wasseroxidation, aufweise, die für die Photosynthese maßgeblich sei. Die künstliche Photosynthese ist eine Quelle für erneuerbare Energie und speichert zusätzlich die Energie in chemischen Verbindungen, die aufbewahrt und später eingesetzt werden können. Auf diese Weise löst sie zwei entscheidende Probleme bei der Energieproduktion.
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