Verkaufsdruck am Rohölmarkt
08.05.2017 | Björn Heidkamp (Kagels Trading)
Der abgebildete Chart zeigt die historische Kursentwicklung des Rohöl Futures von 1983 bis heute, bei Kursen von 46,22 USD/Barrel. Ein Notierungsstab bildet das Kursverhalten des Rohöl Futures für jedes Quartal ab.
Rohöl verliert mehr als 15% in einem Monat
Noch am 12. April erreichte der aktuelle Rohöl-Future bei 53,70 ein zyklisches Hoch. In den folgenden Wochen übernahmen die Bären dann das Zepter und drückten den Kurs des Rohöls ohne große Gegenwehr am vergangenen Freitag auf ein Tief von 45,29. Insbesondere in der letzten Handelswoche beschleunigte sich die Abwärtsbewegung.
Lang- und mittelfristiges Chartbild verschlechtert sich
Im Zuge dieses Kursverfalls sind viele positive lang- und mittelfristige Chartfaktoren zerstört worden: Beispielsweise kippte Rohöl unter eine seit April 2016 bestehende Aufwärtstrendlinie (nicht eingezeichnet). Ferner wurden wichtige Unterstützungen, wie z.B. das Tief des ersten Quartals im Bereich von 47 widerstandslos unterschritten. Somit verschlechtert sich das langfristige Chartbild eindeutig.
Die seit Januar 2016 bestehende Aufwärtsbewegung von 26,14 auf etwa 55 ist lediglich als technische Erholung im langfristigen Abwärtstrend zu betrachten. Die übergeordnete primäre Abwärtsbewegung hat sich nun wieder durchgesetzt. Um diesen langfristigen Abwärtstrend mit hinreichender Sicherheit zu beenden, müssten die Rohölpreise jedoch mindestens bis über den Widerstandsbereich von 55 steigen.
Kurzfristig besteht Hoffnung auf eine technische Reaktion
Die exponentielle Abwärtsbewegung der letzten Wochen und ein stark zunehmendes Interesse an 39 und 40$ Put-Optionen der Spekulanten (am Freitag stieg das Open Interest dieser Put Optionen mit Laufzeit August 2017 um ein vielfaches) deuten darauf hin, dass die Dynamik der letzten Bewegung den kurzfristigen Trend aus technischer Sicht überreizt hat. So dass eine kurzfristige Gegenbewegung nicht unrealistisch ist.
Die Stärke dieser möglichen technischen Erholung dürfte dann ein Indiz dafür sein wie nachhaltig die laufende Abwärtsbewegung ist. Erst Kurse über 50 neutralisieren das schwache technische Bild.
Fazit
Durch die dynamische Abwärtsbewegung der letzten Woche verschlechter sich das langfristige Chartbild.
Aus der Perspektive des historischen Quartalscharts hat sich der übergeordnete Abwärtstrend wieder durchgesetzt, so dass mittelfristig weitere Verlaufstiefs für die Bären die wahrscheinlichste Variante sind.
Ein Test der Unterstützungszone um das Januar- und das Märztief aus 2015 zwischen 43,50 und 42,85 scheint realistisch. Bei Kursen darunter rücken die nächsttieferen Unterstützungen bei 39 und 37,50 ins Visier der Bären.
Vollends aufgegeben werden müsste dieses bärische Szenario bei Kursen über 55,17. Bei diesem Szenario eröffnet sich weiteres Kurspotential bis in den Bereich zwischen 60 und 62,50.
© Björn Heidkamp
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