Energie: US-Amerikaner fahren so viel wie noch nie, aber…
25.07.2016 | Frank Klumpp (LBBW)
Konsolidierung setzt sich fort
Die Konsolidierung an den Rohölmärkten setzte sich auch in der laufenden Handelswoche fort. Wie so oft, halten die wöchentlichen EIA-Daten sowohl bullische als auch bärische Puzzleteile bereit. Nach einem kleinen Rücksetzer erholten sich Brent und WTI-Futures wieder, weil man sich auf die landesweiten Rohöllager konzentrierte. Diese gaben um 2,3 Mio. Barrel nach, mehr als erwartet (2,1 mb).
Produktnachfrage stark, aber …
Saison vorbei, Lager gefüllt: Ein solches Fazit sollte etwa ein (Mode-)Einzelhändler am Ende des Sommers tunlichst vermeiden. Im ebenfalls saisonalen, aber weniger modeabhängigen Geschäft für Ölprodukte in den USA ist derzeit Ähnliches zu beobachten: In der Hochphase der Driving Season, die von Memorial Day (30.5.) bis Labor Day (5.9.) andauert, legten die Benzin-Lagerbestände in der Vorwoche um 911.000 Barrel zu; erwartet war ein unveränderter landesweiter Bestand.
Dies überrascht vor dem Hintergrund, dass die US-Amerikaner derzeit viel Benzin verbrauchen: Die Vehicle Miles Travelled, also die täglich auf Highways gefahrenen Meilen, erreichten im Mai einen neuen Rekordwert. Mit 9,226 Mrd. Meilen pro Tag wurde lt. EIA-Daten so viel gefahren wie noch nie, dies bedeutete den 27sten monatlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Dies korreliert naturgemäß mit einem höheren Spritverbrauch. So wurde im bisherigen Jahresverlauf (bis 15.07.) knapp 3,2% mehr Benzin nachgefragt als im Vorjahreszeitraum. Vor dem Hintergrund der nun zu erwartenden saisonal schwächeren Benzinnachfrage in Kombination mit hohen Lagerbeständen besteht für die kommenden Monate wenig Preispotenzial für Öl und Ölprodukte.
US-Schieferölaktivitäten nehmen zu
Außerdem dürfte die US-Schieferölindustrie angesichts der erholten Preise wieder ein Comeback erleben. Die landesweiten Rig Counts legten in der Vorwoche erneut um 7 auf 447 aktive Bohranlagen zu. Von erhöhter Nachfrage nach Bohrausrüstung und -service berichtete zuletzt auch das US-Unternehmen Haliburton bei der Vorlage seiner Quartalszahlen. Daher bleiben wir bis zum Jahresende vorsichtig und sehen etwas niedrigere Preise als derzeit (Prognose Dezember: 45 USD/Barrel Brent).
© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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