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OPEC-Vorschau: Festhalten am Status Quo

29.05.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)

Die OPEC dürfte bei ihrer Sitzung am 5. Juni das Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag bestätigen. Denn die OPEC-Strategie der Verteidigung von Marktanteilen trägt Früchte. Der rasante Anstieg der US-Rohölproduktion ist gestoppt und der Ölpreis hat sich seit Februar deutlich erholt. Eine überraschende Kürzung des Produktionsziels würde den Ölpreis weiter steigen lassen und damit die Schieferölproduktion in den USA wieder attraktiver machen. In diesem Falle droht das Überangebot noch länger bestehen zu bleiben und der Ölpreis erneut unter Druck zu geraten.

Die OPEC trifft sich am 5. Juni zu ihrer ersten turnusmäßigen Sitzung seit dem denkwürdigen Treffen Ende November 2014. Damals hatte die OPEC für heftige Turbulenzen am Ölmarkt gesorgt. Denn anstatt wegen des Überangebots die Ölproduktion zu kürzen, behielt sie das Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag bei und beschleunigte damit die Talfahrt des Ölpreises. Erst Mitte Januar fand der Ölpreis bei 45 USD je Barrel einen Boden.

Dass sich der der Preis seitdem um 50% erholt hat, ist nicht auf eine geänderte Politik der OPEC zurückzuführen. Vielmehr hat diese im April ihr Angebot sogar auf das höchste Niveau seit mehr als zwei Jahren ausgeweitet und produziert derzeit etwa 2 Mio. Barrel mehr Rohöl pro Tag als benötigt (Grafik 1). Offensichtlich will die OPEC ihre Marktanteile verteidigen und Anbieter mit hohen Produktionskosten aus dem Markt drängen, die aus Sicht der OPEC für das Überangebot verantwortlich sind. Im Fokus steht dabei insbesondere die Schieferölproduktion in den USA.

Die OPEC wird aller Voraussicht nach ihr Produktionsziel erneut bestätigen. Denn ihre Strategie zahlt sich offenbar aus. So ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA seit Jahresbeginn um mehr als die Hälfte gefallen, und die US-Rohölproduktion stagniert inzwischen, nachdem diese in den letzten drei Jahren rasant gestiegen war (Grafik 8, Seite 3).

Zwischen Juni und September soll sie laut Schätzung der US-Energiebehörde EIA sogar fallen. Insbesondere die Erwartung einer fallenden US-Rohölproduktion hat zur Preiserholung seit Februar beigetragen. Bei einer Kürzung des OPEC-Produktionsziels würde der Ölpreis wohl weiter steigen und damit die Ölförderung für viele Schieferölproduzenten in den USA wieder profitabel werden.

Insbesondere zuvor nicht ganz vollendete Ölbohrungen dürften dann fertiggestellt und in Betrieb genommen werden. Der Rückgang der US-Rohölproduktion könnte dann ausbleiben, das Überangebot noch länger bestehen bleiben und der Ölpreis in der Folge erneut unter Druck geraten.

Ein weiteres Thema dürfte auf dem OPEC-Treffen diskutiert werden, nämlich eine mögliche Rückkehr von iranischem Öl nach einer Lockerung bzw. Aufhebung der Sanktionen in der zweiten Jahreshälfte. Eine Entscheidung, wie in diesem Falle ein unerwünschter Anstieg der OPEC-Produktion verhindert werden soll, ist allerdings nicht zu erwarten.

Eine rasche Rückkehr der iranischen Ölproduktion auf das Niveau von vor Inkrafttreten der Sanktionen ist zwar unwahrscheinlich, stellt aber neben einer wieder steigenden US-Rohölproduktion ein Abwärtsrisiko für unsere Ölpreisprognose von 75 USD je Barrel am Jahresende dar.

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Auf einen Blick

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



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