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Angebotsausfälle lassen Nickelpreis deutlich steigen

08.05.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)

Der Nickelpreis hat sich seit Ende Februar kontinuierlich verteuert und jüngst den höchsten Stand seit fast 15 Monaten erreicht. Der Metallpreis wird in erster Linie durch Angebotssorgen getrieben. Dabei stehen mit Indonesien und Russland zwei der weltweit größten Nickelproduzenten im Fokus. Aber selbst wenn sich die Lage in der Ukraine beruhigen sollte, besteht unseres Erachtens nur kurzfristig Korrekturpotenzial. Der Nickelpreis dürfte anschließend wieder zulegen. Wir passen entsprechend unsere Prognose an.

Der Nickelpreis hat mit gut 18.700 USD je Tonne jüngst den höchsten Stand seit fast 15 Monaten erreicht (Grafik 1). Seit Jahresbeginn hat sich das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall um annähernd 35% verteuert. Der Nickelpreis wird in erster Linie durch Angebotssorgen getrieben. Dabei stehen mit Indonesien und Russland zwei der weltweit größten Nickelproduzenten im Fokus. Gemäß Daten von WBMS war Indonesien 2013 mit einem Anteil von 32% der größte Nickelminenproduzent, während Russland hinter China Platz 2 bei der Produktion von Nickelraffinade einnahm (13% Anteil).

In Indonesien besteht seit dem 12. Januar ein Exportverbot von Nickelerzen. Die indonesische Regierung wendet dieses bislang auch wie geplant an, obwohl das Land im Januar ein Handelsbilanzdefizit verzeichnete, als das Exportverbot erst einen halben Monat in Kraft war. Da im Februar und März allerdings wieder Überschüsse erzielt wurden, hat der Druck von dieser Seite nachgelassen, dass die indonesische Regierung das Exportverbot lockern wird.

Im Falle von Russland ist es die Angst vor möglichen weitreichenden Sanktionen gegen das Land im Zuge des Ukraine-Konflikts bzw. deren Auswirkungen auf Nickellieferungen, die dem Preis zusätzlichen Auftrieb gegeben haben.

Die International Nickel Study Group (INSG) hatte Anfang April ihre Prognose zur Lage am globalen Nickelmarkt für 2014 merklich nach unten revidiert und die Revision mit dem Exportverbot von Erzen in Indonesien und der damit verbundenen möglichen niedrigeren Produktion von Nickelroheisen (NPI) in China begründet.

Der größte japanische Nickelproduzent, Sumitomo Metal Mining Co., schätzt, dass die NPI-Produktion in China in diesem Jahr auf 420 Tsd. Tonnen sinken dürfte, nach rund 500 Tsd. Tonnen im Vorjahr, da diese ab Mitte des Jahres durch das indonesische Exportverbot beeinträchtigt würde. Dann sollen offenbar die Lagerbestände zur Neige gehen. Anfang des Jahres prognostizierten Industriekreise, dass die in China gelagerten Nickelerze für sechs bis neun Monate reichen dürften, nachdem China schon im letzten Jahr präventiv große Mengen Nickel importiert hat.

Seit Februar hat China wegen des Exportverbots deutlich weniger Nickelerze aus Indonesien eingeführt. Die März-Importe betrugen nur noch gut 900 Tsd. Tonnen - sie waren damit so niedrig wie zuletzt im Oktober 2010 und machten nur noch 15% des Januar-Niveaus aus (Grafik 2).

Sie werden in den kommenden Monaten wohl noch weiter zurückgehen. Die globale Nickelproduktion dürfte daher 2014 im Vergleich zum Vorjahr wegen der niedrigeren NPI-Produktion nicht weiter zulegen. Die weltweite Nachfrage soll dagegen ausgehend von China um 6,8% wachsen. Diese wird in erster Linie durch die Edelstahlindustrie getragen.

Die weltweite Edelstahlproduktion hat im letzten Jahr gemäß Daten des International Stainless Steel Forums ein Rekordhoch von 38,1 Mio. Tonnen erreicht, wobei China für fast 50% der Produktion stand. Das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS geht davon aus, dass die globale Edelstahlproduktion in diesem Jahr weiter auf 39,5 Mio. Tonnen ausgeweitet wird und der Markt damit weiterhin von strukturellen Überkapazitäten geprägt bleibt.

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Mittlerweile erwarten immer mehr Marktteilnehmer ein Angebotsdefizit am globalen Nickelmarkt in diesem Jahr. Gemäß Daten der INSG übertraf das Angebot in den ersten beiden Monaten dieses Jahres aber noch die Nachfrage – und zwar um 35,2 Tsd. Tonnen. Für 2014 insgesamt geht die INSG noch von einem Angebotsüberschuss von 50 Tsd. Tonnen aus (im Oktober lag die Prognose noch bei 120 Tsd. Tonnen). Im letzten Jahr wies der globale Nickelmarkt gemäß INSG einen rekordhohen Angebotsüberschuss von 172,7 Tsd. Tonnen auf (Grafik 3).





Dies war auf die Inbetriebnahme zahlreicher neuer Minenprojekte zurückzuführen.

Bedingt durch die hohe Nickelproduktion in den letzten Jahren wurden die Nickelvorräte in den LME-Lagerhäusern seit November 2011 kontinuierlich aufgebaut. Ende März erreichten sie mit fast 287 Tsd. Tonnen ein Rekordhoch. Die Lagerbestände haben sich somit im Beobachtungszeitraum mehr als vervierfacht. Dieser Trend könnte nun beendet sein. Die LMEVorräte steigen seit sechs Wochen nicht mehr und liegen aktuell rund 10 Tsd. Tonnen unter dem Allzeithoch. Die hohe Anzahl gekündigter Lagerscheine, die mit 120 Tsd. Tonnen ebenfalls nur 14% unter ihrem Rekordhoch liegen, spricht dafür, dass die Bestände in den kommenden Wochen und Monaten weiter abgebaut werden.

Mittlerweile sind wohl auch viele spekulative Finanzinvestoren auf den Zug aufgesprungen und haben den Preisanstieg von Nickel damit noch verstärkt. Darauf deutet unter anderem die Anzahl der ausstehenden Kontrakte an der Londoner Metallbörse, dem sogenannten open interest, hin. Dieses ist seit Jahresbeginn um 59% auf ein Rekordhoch von über 230 Tsd. Kontrakten gestiegen. Charttechnisch hat sich das Bild bei Nickel ebenfalls deutlich aufgehellt und es besteht aus dieser Sicht weiteres Aufwärtspotenzial. Knapp unterhalb von 19.000 USD je Tonne befindet sich allerdings ein starker Widerstand.

Fundamental betrachtet erachten wir den Preisanstieg von Nickel für übertrieben. Sollte sich die Lage in der Ukraine beruhigen, besteht unseres Erachtens Korrekturpotenzial. Wegen des Exportverbots in Indonesien erwarten wir aber keinen deutlichen Preisrückgang. Vielmehr dürfte der Preis im Laufe des zweiten Halbjahres weiter zulegen, sollte Indonesien das Exportverbot aufrecht erhalten und sich das erwartete knappere Angebot auch in "harten" Daten widerspiegeln. Wir haben entsprechend unsere Prognose angepasst und erwarten am Jahresende nun einen Nickelpreis von 19.000 USD je Tonne.

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Auf einen Blick

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



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