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Prognosen sehen Vierjahrestief für Gold

17.10.2013  |  GoldSeiten

Die Website des Nachrichtenunternehmens Bloomberg veröffentlichte heute einen Artikel, demzufolge die besten Prognostiker ein weiteres Absinken von Gold in den gesamten nächsten vier Quartalen erwarten würden und als Ergebnis ein Vierjahrestief. Grund sei der rückläufige Anreiz aus den USA, der auf einem Nachfragerückgang von Edelmetallen als Sicherheit beruhen würde, ausgelöst durch ein schnelleres Wirtschaftswachstum.

Laut dem Mittelwert der Schätzungen würde das Metall bis zum dritten Quartal des nächsten Jahres auf 1.175 $ je Unze fallen. Damit würde der Goldpreis um 8,3% niedriger notieren als jetzt. Die Preise wären zuletzt 2010 auf solch einem Niveau gewesen. Die Prognosen würden belegen, dass einige Investoren den Glauben an Gold als eine Wertanlage verloren hätten, was zu dem ersten Jahresverlust der Preise sei 13 Jahren geführt habe. Über 63 Mrd. $ habe der Wert von goldgedeckten Fonds dieses Jahr verloren, was die Verluste für den milliardenschweren Hedgefond-Manager John Paulson weiter verschlimmert habe. Minenunternehmen hätten Abschreibungen in Höhe von mindestens 26 Mrd. $ verzeichnet.

Tom Kendall, Analyst bei der Credit Suisse Group AG in London sieht einen Rückgang des Verlangens nach Gold als Absicherung gegen die Auswirkungen der Währungspolitik. Er könne verstehen, dass bei der guten Entwicklung anderer Anlageklassen, insbesondere Aktien, man nur schwer seine Investitionen aus diesen abziehen und stattdessen in Gold stecken würde, dessen Preis weiter fällt.


Bärenmarkt

Das Edelmetall fiel im Verlauf des Jahres zwischenzeitlich unter die 1.300-$-Marke und notiert aktuell 32% unter dem Rekordwert von 1.921,15 $, der im September 2011 erreicht wurde. Sogar während des Shutdowns in den USA ist der Preis des gelben Metalls zurückgegangen. Als die Regierenden letzte Woche über eine Verschiebung der Deadline für die Schuldengrenze der USA diskutiert haben, so heißt es im Artikel weiter, verzeichnete das Edelmetall noch immer den größten Verlust in einem Monat. Gestern stimmte der Kongress für ein Ende der Pattsituation, wodurch Gold ganze 0,2% verloren habe.

Obwohl die Fed im September von einer Kürzung des Stimulus absah, würden laut dem Bericht des Treffens die meisten Entscheidungsträger Kürzungen der Fed in diesem Jahr erwarten. Die von Bloomberg gesammelten 90 Ökonomenschätzungen würden im Schnitt einen Anstieg des Wirtschaftswachstum der USA für 2014 auf 2,6% prognostizieren, gegenüber 1,6% in diesem Jahr.


Goldman Sachs

Die Studie von Bloomberg zeige, dass Gold dieses Quartal im Schnitt bei 1.250 $ liegen werde, in den ersten drei Monaten 2014 auf 1.225 $ und anschließend auf 1.195 $ fallen werde. Jeffrey Currie, Vorsitzender für Rohstoffanalysen bei Goldman Sachs, habe die diesjährige Flucht bei Gold korrekt vorhergesehen und Anfang Oktober erklärt, dass das kommende Jahr im Hinblick auf Gold eine sichere Verkaufsgelegenheit sei. Als Grund nannte er die Erholung der US-Wirtschaft, die auf die gestrige Einigung der Gesetzgeber folgen werde. Goldman würde mit Preisen von 1.050 $ für Ende 2014 rechen.


Währungsfonds

Im Artikel heißt es allerdings weiter, dass immer noch das Risiko bestünde, dass die globale Erholung schwächer ausfallen könnte, als erwartet. So verringerte der Internationale Währungsfonds etwa seine Wachstumsprognose für 2014 von 3,8% auf 3,6%. Gemäß den von Bloomberg zusammengetragenen Schätzungen werde Chinas Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr auf 7,4% sinken und das der 17 Staaten umfassende Eurozone 1% erreichen, nachdem es bereits seit Anfang 2012 rückläufig gewesen sei.





Die Nachfrage nach physischen Gold könnte den Abstieg der Preise, wie er in der Studie von Bloomberg dargestellt werde, ebenfalls drosseln. Das Edelmetall sei Ende Juni innerhalb von zwei Monaten um 21% nach oben gesprungen, nachdem es mit 1.180,50 $ ein 34-Monatstief erreicht hatte. Grund für den Anstieg sei die erhöhte Nachfrage für Schmuck, Barren und Münzen in Asien gewesen. Die globalen Verkäufe von Barren und Münzen haben laut World Gold Council im zweiten Quartal um 78% zugelegt.

David Wilson, Analyst bei Citigroup Inc., zufolge hätte man beobachten können, dass immer, wenn es steil abwärts ging, eine Zunahme der chinesischen Käufe stattfand. Seiner Ansicht nach werde Gold nicht nur als Investition gekauft, der Schmuckmarkt wachse schnell und die Menschen würden auf Schnäppchenjagd gehen.


Zentralbanken

Bloomberg zufolge werde der Konsumentenverbrauch in Indien und China dieses Jahr bis zu 1.000 Tonnen erreichen und beruft sich dabei auf den WGC. Das würde Chinas Rekord von 778,6 Tonnen im Jahr 2012 übersteigen und fast an Indiens Allzeithoch von 1.006,5 Tonnen aus dem Jahr 2010 heranreichen. Der Fluss des Metalls von West nach Ost hat die Australia & New Zealand Banking Group Ltd., die Deutsche Bank AG und die UBS AG dieses Jahr dazu veranlasst, Tresore in Asien zu eröffnen. Auch die Zentralbanken würden ihre Vorräte aufstocken und haben ihre Reserven im vergangenen Jahr um 535 Tonnen erweitert, soviel wie seit 1964 nicht mehr. Der WGC vermutet, dass 2013 weitere 350 t dazukommen könnten.

Dem gegenüber stünde der Verkauf von Gold in Form von ETPs. Laut Bloomberg-Daten hätten sich Investoren in diesem Jahr von 731 Tonnen im Wert von etwa 30 Mio. $ getrennt. ETP-Anlagen hätten sich am 15. Oktober auf 1.906,2 Tonnen belaufen und damit den niedrigsten Stand seit Mai 2010 erreicht. Paulson habe als größter Investor des SPDR Gold Trust, dem größten Gold-ETP, seinen Anteil am Produkt im zweiten Quartal um 53% reduzieren müssen, wie eine Regierungsakte belegen würde.


Minenunternehmen

Schwergewicht Barrick hat Anfang August mitgeteilt, dass insgesamt zwölf Minen verkauft, geschlossen oder zurückgefahren werden können. Das kanadische Unternehmen hätte im zweiten Quartal Abschreibungen in Höhe von 8,7 Mrd. $ verzeichnet und die Dividende um 75% gekürzt, nachdem die Preise gefallen seien. Die Unternehmensaktien wären laut Artikel im New Yorker Handel dieses Jahr um 49% gefallen.

Die Goldflucht könne die Minengesellschaften dazu anregen, wieder zu einem Verkauf des zukünftigen Outputs zurückzukehren, um die Einnahmen zu sichern, nachdem der jahrzehntelange Trend zu einem Nachfrageanstieg geführt habe, weil die Produzenten Positionen glattgestellt hätten.

Barclays Plc gehe davon aus, dass das Hedging von derzeit 20 Tonnen auf 35 Tonnen im Jahr 2014 ansteigen würde. Die Branche werde langsam wieder zu Zukunftsverkäufen zurückkehren, habe auch Charles Carter, Executive Vice President des drittgrößten Produzenten AngloGold Ashanti Ltd., Ende September während einer Konferenz in Rom gesagt.

Robin Bhar, Analyst bei Société Générale SA in London würde erklären, dass ein Großteil des Goldes für Spekulationen, Investitionen und als Wertanlage zurückgehalten worden sei, Gründe gegen Zukunftshandel. Er würde außerdem darauf hinweisen, dass ein Verkauf von Gold und eine Investition dieses Geldes in Aktien, andere festverzinsliche Anlagewerte oder Immobilien Gewinne einbringen würde. Der Bullenmarkt bei Gold sei ihm zufolge definitiv vorbei.


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