Industriemetalle: Furioser Jahresauftakt von Kupfer und Co.
15.01.2008 | Sven Streitmayer
Jahresauftaktrallye an den Metallmärkten
An den Basismetallmärkten in London, New York und Shanghai fiel der ernüchternde Silvesterkater nach den Neujahrsfeierlichkeiten in diesem Jahr offenbar aus. Unbeeindruckt von sich verschärfenden Rezessionsgefahren in den USA starteten die meisten Basismetallnotierungen mit starken Preissteigerungen in das neue Jahr. Wie so oft gibt Kupfer die Richtung für den gesamten Basismetallkomplex vor. In den ersten beiden Januarwochen legte das rötliche Metall entgegen den Konsenserwartungen um über 7% zu und markiert damit bereits ein neues Acht-Wochen-Hoch.
Chinas Hunger nach Metallen & frische Investments
Der erste Schnappschuss der chinesischen Kupfer-Handelsdaten für Dezember bestätigt erneut wie robust die physische Nachfrage nach dem Metall dort nach wie vor ist. So stiegen die gesamten Kupferimporte (raffiniertes Metall, Legierungen, Produkte) im Dezember um 8,6% (ggü. Vorjahr) auf 224.553 Tonnen an, dem höchsten Wert seit acht Monaten. Ein ähnliches Bild vermitteln die Kupfer-Lagerbestände in Shanghai, die zuletzt signifikant gefallen waren. Zusätzlichen Treibstoff für die Jahresauftaktrallye lieferte aber auch der Zufluss frischer Investments. So trieb das jährliche Rebalancing von einigen der großen Rohstoffindizes die Preise voran. Dabei erfahren die einzelnen Indexbestandteile eine Neugewichtung auf Basis aktueller Preise. Hiervon profitierten Industriemetalle in besonders starkem Maße, da diese in den Monaten zuvor deutlich korrigiert hatten. Darüber hinaus beflügelte auch eine generelle Reallokation von Kapital zugunsten der Assetklasse Rohstoffe. Unlängst kündigten zahlreiche institutionelle Investoren wie z.B. der einflussreiche Pensionsfond des Bundesstaates Kalifornien an künftig einen höheren Portfolioanteil in Rohstoffanlagen zu halten.
Outlook 2008: Basismetallthesen
Trotz unseres insgesamt weiterhin positiven Bildes der Basismetallmärkte erscheint uns der Jahresauftakt einmal mehr über das Ziel hinauszuschießen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Unwägbarkeiten (US-Konjunkturschwäche, geldpolitische Kontraktion in China) erwarten wir für das 1. HJ noch den ein oder anderen deutlichen Rücksetzer bei einigen Basismetallen zu sehen. Gleichwohl wird das Preisniveau auf Jahressicht hoch bleiben, da die Industrialisierung in einigen der bevölkerungsstärksten Länder der Welt, als der primäre Treiber, weiter voranschreitet. Preissteigerungen dürften niedriger und v.a. differenzierter ausfallen als noch in den Vorjahren. Die immer noch historisch niedrigen Lagerbestände bei allen Metallen außer Nickel und der zu erwartende weitere Zustrom von Investments in die Anlageklasse Rohstoffe lassen nachhaltige Preisrückgänge daher unwahrscheinlich erscheinen.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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