Kupfer - Wachstumssorgen in China
29.07.2013 | Achim Wittmann (LBBW)
Preisstabilisierung zur Jahresmitte
Seit Jahresbeginn ist der Kupferpreis analog zur durchschnittlichen Entwicklung der LME-Metallpreise um 11,0% gefallen (LME-Index -11,5%). Der Jahresdurchschnittskurs von LME-Kupfer liegt aktuell bei 7.465 USD/t. Mit Beginn der zweiten Jahreshälfte haben sich die Notierungen auf einem Niveau zwischen 6.800 und 7.000 USD/t stabilisiert. Gestützt hat die Kurse zuletzt unter anderem der schwächere US-Dollar. Die beherrschenden Themen auf dem Kupfermarkt sind derzeit zum einen die Sorge um die anhaltende Abkühlung der chinesischen Wirtschaft und auf der anderen Seite das wachsende Angebot, insbesondere seitens der Kupferminen.
Wachstumssorgen in China
Die Dynamik in der chinesischen Wirtschaft, die für rund 40% der weltweiten Kupfernachfrage steht, hat zuletzt kontinuierlich nachgelassen. So lag die Wachstumsrate der zweitgrößten Volkswirtschaft im zweiten Quartal bei 7,5% nach 7,7% in den ersten drei Monaten. Nach den neuesten Konjunkturindikatoren hat sich das Expansionstempo auch im Juli weiter verringert.
Hoffnung schöpfen die Märkte nun aus den zuletzt von chinesischen Staatsmedien verbreiteten Andeutungen, dass die chinesische Regierung, da sie ihre Konjunkturziele in Gefahr sieht, wachstumsfördernde Maßnahmen in Betracht zieht. Diese dürften insbesondere in Form von Infrastrukturinvestitionen zu erwarten sein und eine höhere Kupfernachfrage aus dem Bau- und Energiesektor generieren. Bislang keinen Korrekturbedarf für ihre Prognose vom Oktober 2012 sieht die halbstaatliche chinesische Agentur Antaike. Demnach steigt der Kupferbedarf in China 2013 um 5,5 %, was rund 420 Tsd. Tonnen entspricht. Deutlich zugelegt haben bei vergleichsweise niedrigen Notierungen im Juni die chinesischen Importe.
Deutliche Zuwächse auf der Angebotsseite
Nach den aktuellen Daten der International Copper Study Group (ICSG) ist die Produktion der Kupferminen von Januar bis April um 8,9% gestiegen. Die Hütten haben im gleichen Zeitraum 6,3% mehr raffinierten Kupfer produziert. Diese Zahlen unterstreichen die Markterwartungen, wonach das Kupferangebot die Nachfrage in diesem Jahr erstmals wieder übertreffen wird.
Dass die Prognosen auf der Angebotsseite jedoch mit einigen Risiken behaftet sind und in den vergangenen Jahren in der Tendenz nach unten korrigiert wurden, machen die zum Teil erheblichen Produktionsausfälle im zweiten Quartal deutlich. Darüber hinaus dürfte sich auch die mangelnde Schrottverfügbarkeit als Folge der niedrigen Preise in der Beschäftigung der chinesischen Hütten niederschlagen. Nichtsdestotrotz gehen wir angesichts eines bis April angelaufenen Angebotsüberschusses von 266 Tsd. Tonnen (ISCG) auch für das Gesamtjahr von einer überschüssigen Produktion aus.
LME-Lagerbestände auf hohem Niveau
Nach einem sehr dynamischen Anstieg in der ersten Jahreshälfte haben sich die Kupferbestände in den LMEWarenhäusern zuletzt auf vergleichsweise hohem Niveau stabilisiert. Rückläufige Bestände sind seit Anfang April an der Metallbörse in Shanghai zu beobachten. Deutlich zurückgegangen sind Medienberichten zufolge auch die Bestände an den chinesischen Zollagern, über die es keine offiziellen Angaben gibt. Die Nachfrage dürfte sich in den ersten Monaten des Jahres zunächst vorwiegend der hohen Zollagerbestände bedient haben. Nach deren Rückgang steigen nun folgerichtig wieder die Importe.
Fazit
Die Unsicherheiten bezüglich des chinesischen Wirtschaftswachstums dürften den Kupfermarkt auch in den nächsten Monaten begleiten. Mögliche konjunkturbelebende Maßnahmen könnten für entsprechende Nachfrageimpulse in der zweiten Jahreshälfte sorgen. Ein zunehmender Bedarf an Kupfer dürften zudem angesichts zuletzt optimistischerer Konjunkturberichte aus Europa, den USA und Japan zu erwarten sein. Im Hinblick auf das steigende Angebot und den für dieses Jahr insgesamt prognostizierten Angebotsüberschuss, der sich 2014 noch ausweiten dürfte, sehen wir das Potenzial für Preissteigerungen jedoch als begrenzt an.
© Achim Wittmann
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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