Eisenerz auch 2008 weiter auf dem Vormarsch
04.01.2008 | Rainer Hahn
RTE - (www.rohstoffe-go.de) - Der Eisenerzmarkt weist aktuell, vor allem auf Grund weiterhin rasant steigender Eisenerzimporte in China ein Angebotsdefizit aus.
So steigerte allein China seine Eisenimporte in den beiden ersten Monaten 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 26%. Eine Studie der Credit Suisse geht für 2007 von einer Erhöhung der chinesischen Stahlproduktion in einer Range von 13% bis 17% aus.
Nimmt man eine jährliche Steigerung der chinesischen Stahlproduktion von lediglich 10% bis 2010 an, so ergibt sich daraus ein Mehrbedarf von 260 bis 270 Millionen Tonnen in 2010, welcher mit heutigen Kapazitäten nicht befriedigt werden kann.
Diese Mehrkapazitäten dürften alleine von den großen Drei der Branche, der brasilianischen CVRD, BHP Billiton und Rio Tinto - welche für 2010 eine Erhöhung ihrer Kapazitäten in Höhe von lediglich 190 Millionen Tonnen angekündigt haben - nicht zu stemmen sein, es müssen also neue Förderunternehmen mit weiteren Kapazitäten an den Markt kommen.
Dabei wurden von neuen, kleineren Unternehmen bereits für 2007 neue Kapazitäten in Aussicht gestellt. Wie die Erfahrung aber gezeigt hat, kommt es gerade bei Newcomer-Firmen regelmäßig zu monatelangen Verzögerungen bei der Inbetriebnahme neuer Minen oder zu massiven technischen Schwierigkeiten, Wassereinbrüchen etc., die in der Anlaufphase zu Produktions- und damit auch zu Kapazitätsausfällen und somit zu einer Verschärfung der angespannten Lage an den Eisenerzbörsen führen.
Dies wird nicht spurlos an den Eisenpreisen vorbei gehen. Auf der EU Iron Ore Insights Conference im Oktober 2007 in Berlin, einer Fachmesse der größten Eisenerzförderer, wurden Preissteigerungen von 30 bis 35% für 2008 genannt. Der Eisenerzmarkt bildet dabei im Vergleich zu anderen Rohstoffmärkten einen Spezialfall, da 75% allen geförderten Eisenerzes von den benannten großen Drei stammt und die Preisentwicklung im Allgemeinen in Verhandlungen dieser drei Majors mit den Hauptabnehmern festgesetzt wird.
Ein sehr wahrscheinliches, daraus resultierendes Szenario geht davon aus, dass China auf Grund eines zu erwartenden Angebotsdefizits, eigene Lagerstätten zu weitaus höheren Kosten anzapfen muss, was sich weiterhin steigernd auf den Preis für Eisen auswirken dürfte.
Credit Suisse geht davon aus, dass neue Projekte eine Minimum IRR von 15% aufweisen müssten. Dem läge eine durchschnittliche Capex - Rate von 80$ je Tonne bei Cash-Kosten von 15$ je Tonne zu Grunde. Zum Vergleich: Mittal beabsichtigt sein senegalesisches Faleme - Projekt mit einer Capex von 2,2 Milliarden $ auf eine jährliche Kapazität von 20 Millionen Tonnen auszubauen. Dies entspräche 110 $ je Tonne.
Vor 2012 wird derweil nicht mit einer Entspannung der beschriebenen Situation gerechnet.
Im Allgemeinen dürfte man auf Grund rückgängiger Förderraten in Indien, anhaltend schlechter Aussichten im Bereich der Klima-Entwicklung (und damit zunehmend störender Einflüsse des Wetters auf die Förderung, so zum Beispiel eine zu beobachtende Intensivierung der Zyklonen-Saisons in Australien) und damit verbunden, weiteren Verschiebungen von Produktionsstarts, mit einer erneuten Aufwärtsspirale der Eisenpreise rechnen. Langfristig gesehen wird sich der Preis für eine Tonne wohl zwischen 50 und 60 $ einpendeln.