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Bundesverband Neuer Energieanbieter e.V. - bne: Kompass 01/13 zu neuem Marktdesign erschienen - Fokussiert und fair

11.06.2013  |  DGAP

Berlin. Ein neues Design für den Erzeugungsmarkt ist überaus komplex - aber machbar. Das ist das Fazit der aktuellen Publikation Kompass des Bundesverbandes Neuer Energieanbieter e.V. (bne). 'Fair und Fokussiert: Anforderungen an ein neues Marktdesign' titelt die Fachzeitschrift, deren Herzstück ein Doppelinterview mit den Hauptprotagonisten der aktuellen Fachdebatte um ein neues Marktdesign ist: Dr. Felix Christian Matthes vom Öko-Institut e.V. und Prof. Dr. Uwe Leprich vom Institut für ZukunftsEnergieSysteme gGmbH (IZES). Denn ob ein neues Markt- oder doch eher ein neues Systemdesign der beste Weg zu einer erfolgreichen Energiewende ist, darüber kann lebhaft gestritten werden. Eines aber ist aus Sicht des bne gewiss: Die übereilte Einführung einer Übergangslösung wie die der Strategischen Reserve, die nur alten Bestandskraftwerken zu Gute kommt und überdies unnötig ist, braucht die Energiewende ganz sicher nicht.

'Innerhalb der Diskussion um die Schaffung eines neuen Marktdesigns muss eines klargestellt werden: Notwendig ist eine langfristige und effiziente Neuordnung des Erzeugungsmarktes - und über die darf und muss debattiert werden. Für die kurzfristige Sicherung der Stromversorgung jedoch stehen bereits heute alle nötigen Instrumente bereit', erläutert der Geschäftsführer des Bundesverbandes Neuer Energieanbieter e. V. (bne) Robert Busch. Mithilfe der Netzreserve und den Möglichkeiten des Redispatches könnten bereits heute sämtliche Engpässe bewirtschaftet und Versorgungslücken rasch und unbürokratisch geschlossen werden. 'Eine weitere Übergangslösung wie die Strategische Reserve ist daher vollkommen unsinnig und verfolgt nur einen Zweck: Alten abgeschriebenen Kraftwerken ein goldenes Ende zu bescheren', so Busch weiter.


Der Gedanke eines fokussierten zentralen Kapazitätsmarktes ist dem bne am nächsten

Unterschiedliche Wege zu einem wirklich langfristigen und neuen Marktdesign, das durchdacht und profund zum Erfolg der Energiewende beiträgt, werden im aktuellen Kompass diskutiert. Uwe Leprich vom IZES tritt für ein neues Systemdesign ein, bei dem sich alles an die Erneuerbaren anpassen muss und in dem man zurückkehrt zur physikalischen Wälzung der Erneuerbaren. Insgesamt ist er vorsichtig: 'Man würde sich verheben, schon heute einen Masterplan für das Design des Stromsystems über den gesamten Zeitraum der Transformation präsentieren zu wollen', so Leprich. Felix Christian Matthes vom Öko-Institut spricht weniger von einem Masterplan als vom Vertrauen in den Markt: 'Marktprozesse sind die einzigen Mechanismen, mit denen das zukünftig deutlich vielfältigere und heterogene Stromsystem effektiv und effizient betrieben werden kann.'

Unterstützung erhält er vom bne: Um das Missing-Money-Problem potentieller Investoren zu lösen, müssten diese künftig mit zwei Erlösströmen kalkulieren können, wie dies im Rahmen der Regelenergie schon lange üblich ist: Zum einen mit den Einnahmen aus der Vermarktung ihres Stroms, zum anderen mit einer gut antizipierbaren Komponente, die in wettbewerblichen Auktionen zu ermitteln ist. Dabei müssten geeignete Ausschreibungsmodalitäten für Wettbewerb um die besten Lösungsbeiträge aus dem Bereich der konventionellen Erzeugung, der Verbrauchssteuerung und der Speicher sorgen.


Die verpflichtende Direktvermarktung schafft neuen Markt für Erneuerbare

Dass die Direktvermarktung erneuerbarer Energie längst ihr Nischendasein gegen einen Platz im Rampenlicht getauscht hat, zeigen die jüngsten Zahlen: 80 Prozent der Windanlagenbetreiber vermarkten ihren Strom mittlerweile direkt und senken so die Kosten des Gesamtsystems. Gero Lücking, Geschäftsführender Direktor Energiewirtschaft der LichtBlick SE plädiert in seinem Kompass-Artikel für eine reformierte, verpflichtende Direktvermarktung ohne Management-Prämie. Er ist überzeugt: 'Ein Markt für Erneuerbare wird am einfachsten dadurch geschaffen, dass man Betreiber erneuerbarer Anlagen gesetzlich verpflichtet, die erzeugten Mengen direkt zu vermarkten.'

Wie das funktionieren kann, zeigt der Beitrag von Jonas Katz von der dänischen Neas Energy A/S: In dem kleinen skandinavischen Land werden heute 30 Prozent des Stroms aus Windkraft erzeugt - ohne dass sich Probleme wie überhöhte EEG-Umlage oder Netzüberlastung zeigen. Wie das geht? Durch eine flexible und aktive Marktteilnahme erneuerbarer Erzeuger. 'Denn bei aktiver Marktteilnahme bieten sich den Anlagenbetreibern Anreize, zur Lösung der entstandenen Probleme selbst beizutragen', sagt Katz. Vielleicht schafft man es in Deutschland ja, ein wenig vom kleinen skandinavischen Nachbarn zu lernen und damit Kosten zu dämpfen. Denn eines ist für den bne klar: 'Die deutsche Energiewende wird klimapolitisch unbedeutend bleiben, wenn sie aufgrund überbordender Kosten international keine Nachahmer findet.'

Der bne ist die schlagkräftige Interessenvertretung für alle netzunabhängigen Energieversorger in Deutschland - und Gründungsmitglied der Schlichtungsstelle Energie. Im Unterschied zu Anbietern mit verbundenem Netz sind bne-Mitglieder frei von Monopolinteressen: Sie kämpfen für Vielfalt, Effizienz und Fairness im Energiemarkt. 2012 haben bne-Mitgliedsunternehmen über sieben Millionen Kunden zuverlässig mit Strom, Gas oder energienahen Dienstleistungen beliefert.