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Der Ölmarkt reguliert sich selbst

14.12.2012  |  Ole S Hansen (Saxo Bank)

In den letzten Jahren hat sich der Preis für Öl der Sorte Brent - von kurzen Phasen hoher Unsicherheit abgesehen - innerhalb einer relativ stabilen Preisspanne bewegt. Da er von verschiedenen Faktoren bestimmt wird, geht die Saxo Bank davon aus, dass sich der Preis auch 2013 zwischen 90 und 125 und bei durchschnittlich 111 US-Dollar pro Barrel bewegen wird.

Ole Hansen, Rohstoffexperte der Saxo Bank, erklärt: "Brent-Öl ist für die Mehrheit physikalischer Öltransaktionen zum globalen Vergleichsmaßstab geworden." Enorm zugenommen habe auch die Bedeutung dieser Ölsorte in Rohstoffportfolien. "Die beiden wichtigsten Rohstoffindizes S&P GSCI und DJ-UBS werden Brent nächstes Jahr um einen Prozentpunkt höher gewichten, zulasten der Sorte WTI", so Hansen weiter.

Zu den wichtigsten Preistreibern bei Rohöl zählen geopolitische Entwicklungen sowie spekulative Investments. Für die Preisspitzen 2010 und 2011 überwiegend verantwortlich waren die Sorgen um Angebotsengpässe, beispielsweise wegen des Bürgerkriegs in Libyen oder der angekündigten Sanktionen gegen den Iran. "Genau in die entgegengesetzte Richtung wirkten weltweite Konjunktursorgen. Deshalb hat sich der Brent-Preis in den vergangenen beiden Jahren kaum verändert und lag 2011 bei durchschnittlich 110,75 und 2012 bei 111,70 US-Dollar", schlussfolgert der Saxo Bank Experte.

Hinzu komme, dass Marktteilnehmer stets Maßnahmen ergreifen, wenn der Preis langfristig in eine bestimmte Richtung zu entgleiten droht. Steigt der Ölpreis massiv, werde etwa die Fördermenge erhöht oder von manchen Staaten die Freigabe strategischer Ölreserven erwogen. Beides erhöht das Angebot und drückt den Preis. Hansen hierzu: "Meist reicht schon die bloße Ankündigung solcher Maßnahmen, und spekulative Investoren lassen davon ab, den Preis weiter nach oben zu treiben. Die neuen Produktionstechnologien zur Ölförderung in den USA werden das weltweite Angebot 2013 stark ausweiten und zusätzlich massive Preissteigerungen verhindern."

Aber auch umgekehrt funktioniert laut Hansen der Markt gut: "Als etwa der Erdgaspreis Anfang 2012 massiv gesunken war, stiegen zahlreiche Energieerzeuger von Kohle auf Gas um. Folge: Die erhöhte Nachfrage ließ den Preis wieder steigen."

Außerdem hätten vor allem die Staaten des Arabischen Frühlings ein großes Interesse daran, den Ölpreis nicht unter ein bestimmtes Niveau fallen zu lassen, da dies ihre einzige Geldquelle sei und sie für ihren Haushalt steigende Sozialausgaben einplanen müssten.

Für Hansen steht daher fest: "Zwar wird der Ölpreis auch künftig mal heftig nach oben ausbrechen, aber diverse Marktmechanismen werden generell für relativ wenig Volatilität sorgen."

Den vollständigen Kommentar von Ole S. Hansen auf Englisch finden Sie hier: "Kommentar" (PDF)


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