Marktbericht Edelmetalle: Gold, Silber - Himmelhoch jauchzend...
03.09.2012 | EMFIS
New York - (www.emfis.com) - Am Freitag sind Gold und Silber aufgrund der Bernanke-Rede nach oben gehüpft. War das nur ein Hysterie-Peak, oder kommt noch mehr?
Der Comex Gold Future für Dezember stieg am Freitag um 1,8 Prozent auf 1.687,60 US-Dollar pro Unze. Dies ist der höchste Stand seit fünf Monaten. In der vergangenen Woche konnte der Kurs 0,9 Prozent zulegen, im Monatsvergleich um fast 5 Prozent. Der Silber-Future für September verbesserte sich um 3,3 Prozent auf 31,44 US-Dollar. In der Woche verzeichnete das Weißmetall ein Plus von fast 3 Prozent, im Monat einen Zugewinn von über 12 Prozent.
Der Oktober-Future für Platin verteuerte sich um 2,2 Prozent auf 1.537,30 US-Dollar, während der im September auslaufende Future für Palladium ein Plus von 2,1 Prozent auf 629,40 US-Dollar verzeichnete. Platin fiel gegenüber der Vorwoche 1,0 Prozent, während im Monatsvergleich ein Plus von über 8 Prozent stand. Auch Palladium verlor über die Woche 3,5 Prozent und legte gegenüber dem Vormonat fast 7 Prozent zu.
Big Ben hat gesprochen
Am Freitag ist es zu einem jener hysterischen Übertreibungen gekommen, die man bei den Edelmetallen immer einkalkulieren muss. Auslöser war Ben Bernanke. Auf seiner Rede in Jackson Hole sagte er ? eigentlich nichts Neues. Allerdings ließ er das Scheunentor für QE3 weit offen und verwies mit drastischen Worten auf den miesen US-Arbeitsmarkt. Dies hat bereits ausgereicht, um unzählige Marktteilnehmer wieder hinter dem Ofen hervorzulocken.
Nun ist die Hoffnung auf neue Konjunkturmaßnahmen praktisch ins Unermessliche gestiegen. Im asiatischen Handel stiegen die Edelmetalle weiter, weil der chinesische Einkaufsmanagerindex schlechter als erwartet ausgefallen ist und auf diese Weise die Chancen auf ein korrigierendes Einschreiten der Regierung drastisch gestiegen sind.
Viele Anleger denken nun, dass neue Konjunkturmaßnamen bereits gebongt sind. Dies würde in einem steigenden Inflationsdruck resultieren, der die Kurse der Edelmetalle in die Höhe treiben dürfte. Ob diese Annahme auch zutrifft, wird sich in den nächsten Tagen zeigen: Die EZB trifft sich am 6. September, der Offenmarktausschuss der Fed in der nächsten Woche am 12. September.
Allerdings muss man sich vergegenwärtigen, dass Bernanke vor zwei Jahren zwar in Jackson Hole QE2 angekündigt hat, doch mit den Käufen dann bis zum Jahresende wartete. Auch stehen die Leitindizes derzeit eigentlich zu hoch, um eine neue Runde von Anleihekäufen zu rechtfertigen. Das Enttäuschungspotenzial ist nun immens.
Achtung, Baby!
Auch die technischen Indikatoren mahnen jetzt zur ÄÜSSERSTEN VORSICHT. Auf dem RSI-Index lässt sich erkennen, dass Gold und insbesondere Silber nach dem jüngsten Anstieg immer noch extrem stark überkauft sind. Bei Silber ist bereits ein kritischer Punkt erreicht, der zuletzt Ende Februar / Anfang März erreicht wurde, kurz bevor der Kurs gnadenlos einbrach. Auch die Short-Positionen der kommerziellen Marktteilnehmer sind in den letzten Wochen rasant angestiegen. Eigentlich wären dies die besten Voraussetzungen für einen brutalen Kurseinbruch.
Die Frage ist natürlich, wann er kommen wird. Generell wäre es möglich, dass die Party noch ein paar Tage weitergeht (vielleicht bis zum Fed-Day?), ehe es zu dem erwarteten Einbruch kommt. Wer jetzt Long-Positionen eröffnet hat, sollte AUF JEDEN FALL Stopps setzen und diese bei einem weiteren Anstieg nachziehen, damit es nicht zu gravierenden Verlusten kommt.
Gold konnte am Freitag deutlich aus dem Konsolidierungsdreieck ausbrechen, dass sich seit dem letzten Jahr herausgebildet hatte. Bei 1.700,00 US-Dollar befindet sich jedoch ein recht starker Widerstand. Nach einem Ausbruch aus diesem Dreieck wäre jetzt ein erneuter Test der oberen Begrenzung bei etwa 1.650,00 US-Dollar an sich normal. Sollte der Kurs jedoch wieder unter diese Marke einbrechen, wäre der derzeitige Ausbruch als Fehlsignal zu werten.
Silber hat es hingegen noch nicht geschafft, nachhaltig aus dem Konsolidierungsdreieck auszubrechen. Aktuell steckt der Kurs knapp über der oberen Begrenzung fest. Unter 31,00 US-Dollar wäre der Ausbruch vorerst ad acta gelegt.