Industriemetalle: Zinseuphorie stoppt Abwärtstrend
03.12.2007 | Sven Streitmayer
Zinsphantasien beflügeln Aktien- und Metallmärkte
Die US-Ökonomie wartete in der vergangenen Woche gleich mit einer ganzen Reihe frischer Konjunkturdaten auf. Für eine positive Überraschung sorgte die Revision für das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal, welches vom US-Wirtschaftsministerium auf 4,9% (annualisiert) von zuvor 3,9% angehoben wurde. Die weitaus größere Anzahl an Argumenten bekamen jedoch die Konjunkturpessimisten an die Hand. So beschleunigte sich der Preisrückgang bei Wohnimmobilien im September weiter auf -4,9% (ggü. Vorjahr). Auch das Konsumentenvertrauen (Zweijahrestief), die Auftragseingänge für langlebige Güter (dritter Rückgang in Folge) und der Anstieg der wöchentlichen Arbeitslosenanträge (+ 23.000) waren samt und sonders enttäuschende Nachrichten von der Konjunkturfront. Dass die Kapitalmarktakteure dennoch nicht in eine kollektive Depression verfielen, sondern (gemessen an den Aktienmärkten) gar neue Euphorie sich breit machte, liegt einzig und allein an der Hoffnung auf die Heilungskraft der US-Notenbank Fed. So wurden die Äußerungen von FED-Vizechef Kohn, der für eine flexible und pragmatische Geldpolitik plädierte, unisono als Signal für weitere Zinssenkungen gedeutet. Gemessen an den Fed Fund Futures rechnen die Marktteilnehmer inzwischen bereits mit zwei aufeinanderfolgenden Leitzinssenkungen im Dezember und Januar.
Drastischer Rückgang chinesischer Kupferbestände
An den Basismetallmärkten sorgte die neue Zinseuphorie für Preissteigerungen auf breiter Front. Der Leitindex LMEX schloss erstmals seit sieben Wochen wieder im Plus. Wochengewinner waren die zuvor am stärksten gebeutelten Metalle Zink (+14%), Blei (+ 5%) und Kupfer (+4%). Kupfer profitierte zudem von der Hoffnung, dass die chinesischen Händler, nach dem deutlichen Preisverfall der letzten Wochen, nun wieder auf der Käuferseite aktiv werden. Grund zu der Annahme gab der überraschend starke Rückgang der Lagerbestände in Shanghai, die bereits die zweite Woche in Folge um mehr als 20% abgenommen hatten.
Investoren weiter auf dem Rückzug
Die spekulativen Marktakteure an der New Yorker Comex zeigen sich weiterhin skeptisch ob der kommenden Entwicklungen am Kupfermarkt. So vergrößerten die so genannten Non-Commercials ihre Netto-Short Position auf den höchsten Stand seit Juli (8.000 Kontrakte). Bemerkenswert ist aber auch der starke Rückgang des Handelsvolumens (-11% seit vier Wochen), welcher den allgemeinen Rückzug aus risikobehafteten Assets, aber auch Gewinnmitnahmen (Schließen der Handelsbücher) zum Jahresende reflektiert.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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