Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar Juni 2012
11.07.2012
Performancerückblick & Marktperspektiven: Macht eine erste Schwalbe bereits einen Sommer?
Der Juni 2012 war eine regelrechte Achterbahnfahrt für die Rohstoffmärkte. Nachdem die großen Rohstoffindizes die meiste Zeit des Monats in negativem Bereich verharrten, brachten die letzten beiden Handelstage eine enorme Kursrallye, sodass diese letztlich im Plus schließen konnten. Die Indizes mit einer hohen Gewichtung von Agrarrohstoffen profitierten dabei am meisten. Der DJUBS Commodity Index (DJUBS) verzeichnete einen Gewinn von +5,5%, wohingegen der Rogers International Commodity Index (RICI) und der S&P Goldman Sachs Commodity Index (GSCI) "nur" etwa 2,6% bzw. 1,2% anstiegen. Letztere weisen ein höheres Gewicht im Petroleum-Komplex auf, der neben den meisten Industriemetallen zu den relativen und absoluten Verlierern des Monats zählte.
Die Streuung der Kursentwicklung war im Juni extrem. Die schlimmste Dürre in den USA während der letzten zwei Jahrzehnte sorgte dafür, dass die Getreidepreise regelrecht explodierten. Mais wies sogar einen Kursanstieg von mehr als 25% im Juni auf, aber auch Weizen und Sojabohnen legten jeweils etwa 14% zu. Die Maispreise waren besonders von den zu heißen Temperaturen und zu trockenen Wetterbedingungen in den USA unterstützt, da bei Mais in der letzten Juni-Woche 2012 die kritische Phase der Befruchtung, in der sich die Ertragskraft der Ernte entscheidet, begann. Die schlechte Einschätzung des Zustands der Ernte führte inzwischen zu deutlichen Ertragskürzungen im Vergleich zum Frühjahr 2012, als der frühe Ausbringungszeitpunkt zu optimistischeren Ertragserwartungen Anlass gegeben hatte.
Sollte sich in den nächsten drei Wochen keine deutliche Verbesserung der Wetterbedingungen abzeichnen, ist mit weiteren Ertragskürzungen zu rechnen. Gemäß unseren Berechnungen fällt der Maismarkt in den USA ab einem Ertrag kleiner 149 Bushel je geerntetem Acre ins Defizit und die Stocks to Use Ratio würde sich dann auf dem Niveau des Vorjahres von rund 6,5% befinden.
Unsere derzeitige Schätzung liegt bei etwas über 150 Bushel je Acre. In diesem Fall stellte das aktuelle Kursniveau eine Übertreibung dar und ab Herbst müsste wie im letzten Jahr mit deutlichen Preisrückgängen gerechnet werden. Deutlich kritischer sieht die Situation in unseren Augen bei Sojabohnen aus. Aufgrund der wetterbedingten Produktionsausfälle in Südamerika ist die globale Versorgungslage bereits aktuell nicht komfortabel.
Sollte wetterbedingt nun auch noch die Ernte in den USA niedriger als erwartet ausfallen, müsste die Nachfrage erheblich durch steigende Notierungen reduziert werden, um ein gewisses Lagerbestandsniveau aufrecht erhalten zu können bis die nächsten Ernten aus Südamerika im Frühjahr 2013 verfügbar sind. Weizen war sowohl durch global geringere Ernteerwartungen als auch durch die steigenden Notierungen bei Mais unterstützt.
Da Weizen im Vergleich zu Mais und Sojabohnen deutlich höhere Stocks to Use Ratios sowohl in den USA als auch global aufweist und die globale Produktion in geringerem Maße zurückgeht als in früheren Phasen, schätzen wir die Situation dort weit weniger kritisch als bei Sojabohnen und Mais ein. Wir rechnen mit einem Preisrückgang auf 650 US-Cent je Bushel im dritten Quartal 2012.
Insgesamt spielte uns das Wetter im Juni nicht in die Karten. Wir bleiben jedoch nach wie vor der Meinung, dass die Schwalbe bei Weizen keinen Sommer, bei Mais einen mäßigen Sommer und bei Sojabohnen hingegen einen vollen Sommer macht. Wir sind dementsprechend in den Fonds positioniert.
Den kompletten Marktkommentar Juni 2012 können Sie hier downloaden.
© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 09.07.2012