Industriemetalle: Turbulenzen voraus? Nervosität am Kupfermarkt nimmt zu
19.11.2007 | Sven Streitmayer
Kupfer: Stehen unruhige Zeiten bevor?
Kupfer beendete die vergangene Handelswoche erneut mit einem satten Minus von rund 5%. Im Wochenvergleich ist dies der sechste Preisrückgang in Folge. Binnen Monatsfrist hat der 3M-Kontrakt an der LME damit über 15% an Wert eingebüßt und notiert nun in etwa wie zu Jahresbeginn. Während die Korrektur bislang in relativ geordneten Bahnen verlief, scheint nun die Nervosität der Marktakteure deutlich zuzunehmen. Zumindest deutet die erhöhte Schwankungsbandbreite der Kupferpreise darauf hin.
Betrachtet man die Kennziffer der historischen (d.h. realisierten) Volatilität so fällt auf, dass sich diese zuletzt von den Jahrestiefständen gelöst hat. Noch markanter fiel dagegen der sprunghafte Anstieg der impliziten Volatilität aus (Abb. rechts), welche binnen einer Woche um rund 5% auf nun 33% zulegte. Die implizite Volatilität kann als Maßzahl für die erwarteten Schwankungen des Kupferpreises interpretiert werden. Tatsächlich geht eine Trendwende bei der impliziten Volatilität häufig - wenn auch nicht immer - turbulenten Marktphasen voraus (z.B. im August 2007).
Nickel: Neue Berechnung von Legierungszuschlägen
Führende Edelstahlhersteller wie Outokumpu, ThyssenKrupp und ArcelorMittal stellen ihre Methode zur Berechung von Legierungszuschlägen um. Mit diesen Zuschlägen geben die Stahlproduzenten die Kosten für Legierungsmetalle wie Nickel, Chrom oder Molybdän an ihre Abnehmer weiter. In die Aufschlagskalkulation geht nun der durchschnittliche Rohstoffpreis der letzten 30 Tage vor Lieferung des fertigen Stahls ein. Zuvor betrug die Referenzperiode 2-3 Monate, was besonders bei Nickel zu stark verspäteten Preiserhöhungen führte. Von der veränderten Berechnungsgrundlage versprechen sich die Stahlhersteller eine verbesserte Preisstabilität und weniger Spekulation. Ob dieser Schritt auch Rückwirkungen auf die Volatilität des Nickelpreises selbst hat, bleibt abzuwarten. Zumindest fällt die Ankündigung der Edelstahlproduzenten und der drastische Rückgang der Nickel-Volatilität (von 47% auf 30%) zeitlich zusammen.
Big Picture: Chinas Wirtschaft weiter hochtourig
Die zunehmende Straffung der chinesischen Zinspolitik findet bislang kaum Niederschlag in den makroökonomischen Daten der Volksrepublik. Angetrieben von erneuten Steigerungen bei der Herstellung von Automobilen, Computern und elektronischem Equipment wuchs die Industrieproduktion Chinas im Oktober mit 17,9% kaum schwächer als im Vormonat (18,9%). Die Inflation in China beschleunigte sich (wie schon im August) auf 6,5%, den höchsten Wert seit 11 Jahren. Vor diesem Hintergrund dürften weitere Zinserhöhungsrunden wohl nur noch eine Frage der Zeit sein.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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