Marktbericht: Edelmetalle lustlos, Palladium gefragt
23.04.2012 | EMFIS
New York - (www.emfis.com) - Am Freitag hatte es fast den Anschein, als wären die Edelmetall-Anleger bereits einen Tag früher ins Wochenende gegangen. Im Verlauf eines lustlos wirkenden Handels mit ungewöhnlich geringen Umsätzen hielten sich die Kurs-Veränderungen in einem recht überschaubaren Rahmen. Lediglich Palladium erfreute sich einer erhöhten Kaufbereitschaft.
Das gelbe Metall unternahm in den ersten Handelsstunden zwei halbherzig wirkende Versuche, den Resist bei 1.650 Dollar zu knacken, pendelte sich schlussendlich aber dann doch unterhalb dieser zentralen Marke ein. Am Ende kostete eine Feinunze des Metalls der Könige 1.642,40 Dollar und damit 20 Cents weniger als am Donnerstag. Silber verbilligte sich Silber verbilligte sich um zehn Cents oder gut 0,3 Prozent auf 31,70 Dollar. Platin ging bei 1.577 Dollar aus dem Handel und damit im Vergleich zum Vortag unverändert. Ein deutlich höheres Kaufinteresse war bei Palladium zu beobachten, das um 13 Dollar (1,96 Prozent) auf 674 Dollar ansprang.
Erhöhte Risikobereitschaft belastet
Die Performance vor allem von Gold und Silber muss vor dem Hintergrund diverser bullischer Faktoren als enttäuschend bezeichnet werden. Weder die Rallye am Ölmarkt, noch ein schwächerer US-Dollar sowie die zunächst im Schlepptau erfreulicher Quartalszahlen von General Electric und Microsoft konnten den Notierungen der beiden Edelmetalle Aufwind verliehen. Offenbar sorgte die erhöhte Risikobereitschaft dafür, dass es zu weiteren Umschichtungen von Gold- und Silber-Positionen in Dividenden-Titel kam. Gold litt darüber hinaus unter stark rückläufigen Gold-Käufen aus Indien. Die Kombination aus einem (zu) hohen Goldpreis und einer schwächeren heimischen Rupie verdarben den Indern zuletzt zunehmend die Lust auf das gelbe Metall. Letztlich kann man sich zur Stunde des Eindrucks nicht erwehren, dass die edlen Metalle einfach nicht richtig nach oben durchstarten wollen. Und wie heißt es an der Börse doch so schön: Was nicht steigt, fällt über kurz oder lang.
Hoffen auf die Autobranche
Lediglich Palladium konnte von den Rahmenbedingungen profitieren. Dies dürfte seine Ursache primär darin gehabt haben, dass das Platin-Schwestermetall das konjunktursensitivste aller Edelmetalle darstellt, weil es fast ausschließlich in der Industrie Verwendung findet. Im Besonderen Maße gilt das für die Auto-Industrie und dort sieht es trotz der latenten Konjunktursorgen derzeit recht gut aus. Vor allem in den Schwellenländern mit einem überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum nehmen die Neu-Zulassungszahlen kontinuierlich zu. Und da der Lebensstandard in den betreffenden Staaten auch künftig zunehmen sollte und Autos als eines der Status-Symbole schlechthin gelten, ist es um die Branche insgesamt alles andere als schlecht bestellt.
Wenn Gold und Silber nicht einmal an Tagen zulegen können, an denen die Rahmenbedingen derart bullisch sind, darf man in Bezug auf die kurzfristige Kurs-Entwicklung unter keinen Umständen allzu optimistisch sein. Vielmehr muss damit gerechnet werden, dass die Notierungen weiter nachgeben. Mit nennenswerten Anstiegen ist unter saisonalen Gesichtspunkten frühestens in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen. Ob die Saisonalität aber auch in diesem Jahr ein guter Ratgeber ist, bleibt abzuwarten. Denn es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass die Edelmetall-Hausse sich in ihrer finalen Phase befindet oder gar bereits beendet ist.