Was kann den Ölpreisanstieg noch stoppen?
02.11.2007 | Dora Borbély
1. Aktuelles
Der Ölpreis erreicht ungeahnte Höhen. Die Notierung für WTI überschritt am 19. Oktober die 90 US-Dollar-Marke, nachdem der Ölpreis erst 5 Wochen vorher erstmals über 80 US-Dollar pro Barrel gestiegen war. Ein Preisanstieg in diesem Tempo und auf solche Niveaus ist durch Fundamentaldaten nicht zu erklären. Zum Teil liefert die Ausweitung der Netto-Long-Positionierung der Spekulanten eine Erklärung. Es sind aber vor allem die übertriebenen Erwartungen der Investoren an die Ölnachfrage im Zuge der sich aufhellenden Konjunkturerwartungen, der schwache US-Dollar und das gestiegene geopolitische Risiko, die den Ölpreis treiben. Der reale Ölpreis erreicht in USD gerechnet bereits fast die Rekordniveaus aus dem Jahr 1980. In Euro gerechnet wird der Ölpreisanstieg jedoch durch die Stärke des Euro abgefedert.
2. Fundamentale Faktoren
Angesichts des damals schon hohen Preisniveaus beschlossen die OPEC-Länder bei ihrem letzten Treffen eine Anhebung der offiziellen OPEC-Förderquoten mit Wirkung zum 1. November um 500.000 Barrels pro Tag. Seit Mai kam es bereits zu einer schleichenden Ausweitung der OPEC-Rohölfördermengen, die sich auch im September fortsetzte. Das Nicht-OPEC-Ölangebot ist im September ebenfalls ausgeweitet worden, sodass das weltweite Gesamtangebot in den Sommermonaten zwar weitgehend stagnierte, im September aber um knapp ein Prozent zulegen konnte. Nach dem Ende der Sommerreisezeit wird sich die Rohölnachfrage weltweit etwas abgeschwächt haben, der Heizbedarf dürfte dies unter normalen Winterbedingungen nicht vollständig ausgleichen. In der Tendenz sollte sich der Rohölmarkt von der fundamentalen Seite im vierten Quartal entspannen.
3. Unsere Prognose
Der Ölmarkt neigt weiterhin zur Übertreibung. Preisniveaus im Bereich von 90 US-Dollar liegen bis zu 20 Prozent über dem fundamental gerechtfertigten Niveau. Wenn sich die geopolitische Lage beruhigt, das Hurrikanrisiko aus dem Markt entweicht und eine realistischere Konjunktureinschätzung der Ölinvestoren an den Tag gelegt wird, dürfte der Ölpreis auf Sicht von 3 Monaten kräftig sinken, danach moderat ansteigen.
© Dr. Dora Borbély
Commodity Analyst
Quelle: Makro-Research: Volkswirtschaft Rohstoffe, DekaBank
Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Eine Gewähr für ihre Richtigkeit kann aber nicht übernommen werden.