Industriemetalle: Ernüchterung bei Kupfer & Co. - folgt nun der Kater?
06.11.2007 | Sven Streitmayer
US-Zinssenkung verpufft, Sentiment bleibt negativ
Vier Wochen ist es nun her als wir an selbiger Stelle vor der unserer Meinung nach übertriebenen Euphorie an den Basismetallmärkten warnten (siehe Weekly Nr. 13 und Nr. 14). Dem vorausgegangen war die überraschend starke Leitzinssenkung in den USA, welche die Preise für Industriemetalle haussieren ließ. Während der Benchmarkindex LMEX bis Mitte Oktober auf den höchsten Stand seit drei Monaten kletterte, markierten die Metalle Kupfer und Blei zwischenzeitlich gar neue Jahres- bzw. Allzeithochs. Nun ist die Hochstimmung an den Metallmärkten einer spürbaren Ernüchterung gewichen.
So blieb sowohl die erneute Senkung der Fed
Funds Rate um 25 BP, wie auch die positiver ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten ohne Wirkung auf die Grundstimmung der meisten Marktakteure. Der LMEX schloss im Wochenvergleich rund 2% tiefer. Kupfer zur Lieferung in drei Monaten verbilligte sich um rund 300 USD auf den tiefsten Stand seit elf Wochen.
LME-Lagerbestände zuletzt mit deutlichem Anstieg
Neben den wieder entflammten Sorgen um den Zustand der US-Ökonomie und der wieder gestiegenen Nervosität an den Finanzmärkten wirkte v.a. die Trendwende bei den Lagerbeständen der London Metal Exchange belastend für die Notierungen der meisten Basismetalle. Außer Aluminium und Zinn erfuhren alle Metalle in den vergangenen zwei Wochen einen stetigen Zufluss an physischen Beständen. Dies ist ein Indiz für einen kurzfristigen Überschuss an Material, der jedoch angesichts der immer noch historisch niedrigen absoluten Lagerbestände nicht überbewertet werden sollte. Den stärkste Lageraufbau der letzten 14 Tage erfuhren Blei (+75%), Zink (+23%) und Kupfer (+20%).
Veränderung der Spread-Struktur - back to Contango
Der Anstieg der LME-Lagerbestände fand auch Niederschlag in der Spreadstruktur der Basismetalle. Besonders deutlich wird dies bei Kupfer, wo die gestiegene Verfügbarkeit an physischen Beständen zu einem Wechsel von Backwardation zu Contango führte. Damit ist das Schwermetall Blei nun das einzige LME-Metall, das noch einen Aufschlag des Spotpreises ggü. dem 3M-Kontrakt aufweist. Wenngleich auch hier der Spread im Zuge des sprunghaften Anstiegs der Bleibestände deutlich geschrumpft ist. Der anhaltende Zufluss an Lagerbeständen, aber auch die derzeit wieder hohe Korrelation der Basismetallpreise mit den Aktienmärkten wird u.E. dazu führen, dass die Notierungen von Kupfer und Co. in den kommenden Tagen weiter unter Druck geraten. Gleichwohl dürfte sich dies überwiegend auf die kürzeren Laufzeiten beschränken, da das längerfristige, fundamentale Basismetallszenario unverändert robust bleibt.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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