Skandal um Winsway - Die chinesische Kohlebranche im Visier der Shortseller?
20.01.2012 | EMFIS
RTE Peking - (www.emfis.de) - Winsway Coking Coal, einem der größten Vertreiber von Kokskohle in China, wurde jetzt vorgeworfen, seine Zahlen manipuliert zu haben. Wie erwartet schmierte der Kurs ab ...
China ist ein Land mit einem gigantischen Energiehunger. Dabei wird zur Deckung des Bedarfs vornehmlich auf Kohle zurückgegriffen. Eigentlich exzellente Voraussetzungen für die chinesische Kohlebranche. Muss man da überhaupt noch Zahlen türken?
Irgendjemand scheint das anders zu sehen: Gestern erschien ein Report von Jonestown Research, in dem Winsway Coking Coal Betrug vorgeworfen wird. Das Unternehmen habe in Bezug auf Lagerhaltung, Profitmargen und Importzahlen gefälschte Daten angegeben. Auch einige Geschäftsbeziehungen und die Rolle der Importagenten wurden dabei ins Zwielicht gerückt.
Winsway hat diese Anschuldigungen umgehend dementiert - allerdings zu spät, um einen Kurssturz zu verhindern. Gestern war die Aktie an der Börse Hongkong bereits um 8,6 Prozent eingebrochen. Auch heute setzte sich die Talfahrt fort: Im Tagesverlauf fielen Winsway Coking Coal Holding Ltd zwischenzeitlich um 7,9 Prozent auf 1,76 Hongkong-Dollar. Aktuell verzeichnet die Aktie ein Minus von 5,2 Prozent auf 1,81 Hongkong-Dollar.
Expansionsstrategie von Winsway umstritten
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es laut Winsway keine Informationen gibt, wer eigentlich hinter Jonestown Research steckt. Dies nährt den Verdacht, dass ein anonymer Hintermann die Aktie geshortet hat und sich nun die Hände reibt - ein in den USA weit verbreitetes Geschäftsmodell. In der Vergangenheit hatten US-Sortseller wiederholt chinesische Konzerne mit Betrugsvorwürfen attackiert. Allerdings gab es in diesem Zusammenhang auch Fälle, bei denen sich später herausstellte, dass die Anschuldigungen frei erfunden waren.
Trotzdem ist bei Winsway nicht alles eitel Sonnenschein: Das Unternehmen ist erst seit Ende 2010 an der Börse gelistet. Das eingenommene Kapital wurde nicht nur zur Aufstockung der Transportkapazitäten genutzt, sondern auch zum Einstieg in die Kohleförderung. Aus diesem Grund hatten die Analysten von S&P im Dezember das “BB-“-Rating von Winsway erneut bestätigt. Zudem befindet sich die Aktie unter negativem Vorzeichen auf der CreditWatch-Liste. Laut S&P werde sich Winsway mit seiner Expansionsstrategie künftig stärker an die Entwicklung des Kohlepreises binden. Dieser könne 2012 jedoch unter Druck geraten.