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Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar Oktober 2011

12.11.2011

Performancerückblick: Durchatmen

Nach dem sehr schwachen September erholten sich die Märkte im Oktober wieder. Dafür sorgten vor allem die hektischen politischen Manöver in der Eurozone. Ein Gipfel folgte dem anderen, aber nachhaltig glaubwürdige Entscheidungen zur Lösung der Krise blieben erneut aus. Vor allem die Bondmärkte gaben diese Rückmeldung: Die Rendite-Differenzen zwischen deutschen und anderen europäischen Staatsanleihen weiten sich stetig aus. Mit Italien hat ein für die Eurozone zentrales Kernland die kritische Marke von 6% bei den Zinsen deutlich überschritten. Auf diese Entwicklungen gehen wir in unserem Kapitel "Marktperspektiven" detaillierter ein.

Die makroökonomischen Ereignisse standen auch an den Rohstoffmärkten im Vordergrund. Im Schlepptau der Aktienmärkte stiegen auch die großen Rohstoffindizes an. Der Dow Jones UBS Commodity Index (DJUBS) gewann +4,8% hinzu, der Rogers International Commodity Index +6,0% und der S&P Goldman Sachs Commodity Index (GSCI) aufgrund seiner höheren Gewichtung in den
Energierohstoffen +7,6%.

Die beste Performance im Energiesektor lieferte seit langem einmal wieder Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) mit +13,1% ab. Hier zeichnet sich endlich ein Sentiment-Wechsel dahingehend ab, dass die sinkenden Lagerbestände in und um Cushing, dem Erfüllungsort des WTI-Kontraktes, nicht weiter ignoriert werden. Der Abschlag von WTI gegenüber der Rohölsorte Brent hat sich inzwischen auf unter 16 US-Dollar / Barrel reduziert. Diejenigen, die auf die Spreadausweitung gesetzt hatten, bekommen möglicherweise noch eine gute Ausstiegsmöglichkeit:

Während des im Januar 2012 stattfindenden Rebalancings der Rohstoffindizes baut der DJUBS erstmals eine Brent-Position von 5,3% auf, während das Rebalancing-Gewicht von WTI um diese Größe reduziert wird. Auch der GSCI erhöht seine Brent-Gewichtung zu Lasten von WTI. Insgesamt müssen somit ca. 50.000 Kontrakte an Brent gekauft und an WTI verkauft werden. Es ist daher durchaus möglich, dass sich die Preisdifferenz zwischen den beiden Rohölkontrakten Anfang Januar 2012 nochmals kurzfristig etwas ausweitet und ein lokales Hoch während des Rebalancings ausbildet.

Auch die Raffineriemargen (Crack Spreads) gingen im Oktober zurück, was sich an der schwächeren, jedoch immer noch deutlich positiven Entwicklung von Heizöl (+8,8%) und Benzin (+6,8%) widerspiegelt. Unserer Ansicht nach haben die Crack Spreads ihre Trendwende nun endgültig vollzogen.

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US-Erdgas verbilligte sich um -4,5% und war damit der einzige Energierohstoff mit Kursverlusten. Eine Kaltwetterfront sorgte nur für kurzen Preisauftrieb, die schwachen Fundamentaldaten nahmen recht schnell wieder das Zepter in die Hand. Wir gehen davon aus, dass sich US-Erdgas noch um 4%-5% in Richtung 3,50 US-Dollar / mmBtu abschwächt, bevor die Wintersaison für höhere Preise am Kassamarkt sorgen dürfte. Bei den gegebenen Marktüberschüssen halten wir hingegen die Sommerkontrakte 2012 mit über 4,00 US-Dollar / mmBtu für zu teuer.

Unter den Metallen taten sich besonders Silber (+15,6%) sowie Kupfer (+14,2%) hervor. Diese waren im Vormonat regelrecht verprügelt worden, so dass eine starke Erholung nicht ungewöhnlich war. Gold (+8,0%) erhielt nach den Kursverlusten des Vormonates ebenfalls Auftrieb. Erwähnenswert ist ansonsten nur noch Aluminium (-0,6%), das als einziges im DJUBS vertretenes Metall den Monat negativ abschloss. Auch hier sehen wir den strukturellen Überschussmarkt als Grund dafür an, dass Aluminium weiterhin an seinen Jahrestiefs notiert.

Die Agrarrohstoffe entwickelten sich sehr homogen. Alle Soft Commodities (Kaffee, Kakao, Zucker, Baumwolle) verzeichneten jeweils ein Plus von +1,1% bis +2,1%. Hier ergaben sich keine gravierenden fundamentalen Neuerungen. Ähnlich verhielt es sich mit den Lebendvieh-Kontrakten, wo Lebende Rinder (-1,8%) sich etwas schwächer entwickelten als Magere Schweine (+0,8%).

Allenfalls bei den Getreiden zeichnet sich ab, dass der Maismarkt sowohl auf US- als auch globaler Ebene derjenige mit den besten Fundamentaldaten ist und auch bleibt. Mais (+3,6%) konnte sich erneut deutlich von Sojabohnen (-1,2%) und Weizen (-1,5%) absetzen. Bei Mais und Sojabohnen zeigt der US-Markt mit einem Stocks-to-Use Ratio von nur etwa 5% eine Knappheit an, die großen Produktionszuwächse in Lateinamerika (Brasilien, Argentinien) verringern allerdings die Exportnachfrage von US-Sojabohnen deutlich.

Bei Weizen sind die Lagerbestände trotz der Defizitsituation im laufenden Marketingjahr immer noch mehr als ausreichend, wodurch die Terminkurve mit einem ausgeprägten Contango notiert. Die jährlichen Roll-Renditen sind deswegen immer noch zweistellig negativ.

Den kompletten Marktkommentar Juni 2011 können Sie hier downloaden.


© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 11.11.2011