Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar September 2011
14.10.2011
Performancerückblick: Herbstblues
Im September hat es die Rohstoffmärkte dann doch noch erwischt. Die Monatsperformance des Dow Jones UBS Commodity Index (DJUBS) betrug -14,73%. Das ist der zweitschlechteste Wert in der Historie des Index seit 1991. Beim S&P Goldman Sachs Commodity Index (GSCI), der bis zum Jahr 1970 zurückgerechnet wurde, ist der September 2011 der zehntschlechteste Monat. Die leicht bessere Performance des GSCI liegt daran, dass die Energiekontrakte, die im GSCI über 70% ausmachen, im September ein wenig besser wegkamen als die Metalle und die Agrarrohstoffe.
Bei den beiden Indizes finden sich unter den zehn schlechtesten Monaten fünf aus der zweiten Jahreshälfte 2008. Der September 2011 fühlte sich nun auch an den Rohstoffmärkten wie das Jahr 2008 an. Es liegt in der menschlichen Natur, dass sich immer die vorangegangene Krise tief in das Gedächtnis eingegraben hat und verzweifelt Analogien gesucht werden, wo möglicherweise gar keine sind. Wir haben in den letzten zwei Marktkommentaren ausführlich die Unterschiede zwischen 2008 und heute betont und können an dieser Stellen nur noch einmal wiederholen, dass wir vielmehr die Jahre 1998 und etwas abgeschwächt 2010 als Vorbilder für die gegenwärtige Situation sehen. Der Herbstblues des Jahres 2011 ist nicht das Präludium für, sondern nur ein kurzer Anklang an eine schwere Krise.
Unter den Rohstoffsektoren schnitt der Lebendviehsektor mit Abstand am besten ab. Beiden im DJUBS-Index enthaltenen Lebendviehkontrakten - Lebende Rinder und Magere Schweine - gelang inmitten der schweren Kursverluste der anderen Rohstoffe eine mit knapp +8% außerordentlich positive Performance. Wir hatten in früheren Drawdown-Phasen schon festgestellt, dass die Lebendviehkontrakte unter den Rohstoffkontrakten offenbar als sicherer Hafen angesehen werden.
Nachrichten, die dieses Kursverhalten begründen können, gab es im September nicht. Der monatliche “Cattle on Feed Report“ und der pro Quartal veröffentlichte “Hogs and Pigs Report“ des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) zeigten tendenziell eher überdurchschnittliche Bestände.
Die größten Kursverluste hatte im September mit knapp -28% Silber hinzunehmen. Wie im Mai 2011 ließ sich das Edelmetall auch im September nur drei Tage Zeit, um diesen Kursverlust auszubilden. Aber auch den übrigen an der Comex gehandelten Metallen erging es nur wenig besser. Kupfer verlor rund 25%, Palladium und Platin büßten mit -22,3% und -18,1% etwas weniger ein. Der Outperformer unter den Metallen war wieder einmal Gold, das eine Monatsperformance von -11,45% aufwies.
Hart getroffen wurden im September auch die Getreide. Weizen (-23,0%), Mais (-22,8%) und Sojabohnen (-19,1%) kamen besonders zum Monats-Ultimo, als der “Quarterly Grain Stocks Report“ des USDA veröffentlicht wurde, unter Druck. Sowohl bei Weizen als auch bei Mais haben die US-Beamten zusätzliche Lagerbestände “gefunden“. Gleichzeitig wurde aber für Weizen im laufenden Marketingjahr eine geringere Produktionsschätzung vom USDA herausgegeben. Der logische Schluss aus beiden Zahlen ist, dass die US-Nachfrage nach Weizen (und im vorangegangenen Marketingjahr auch die US-Nachfrage nach Mais) sehr stark eingebrochen sein muss. Dieser Schluss passt aber weder zu den im Vergleich zu Mais niedrigen Weizenpreisen, noch zu den leicht überdurchschnittlichen Viehbeständen. Die Märkte nahmen den USDA Report dennoch für bare Münze und sorgten für ein Minus von mehr als 6% bei Weizen und Mais am letzten Handelstag im September.
Relativ unspektakulär verlief der September für die Soft Commodities. Am besten hielt sich Baumwolle (-5,3%), die von der Dürre im US-Hauptanbaugebiet Texas gestützt wurde. Am schlechtesten in diesem sehr heterogenen Sektor entwickelte sich Kaffee (-20,6%), der verschiedene technische Marken riss.
Den kompletten Marktkommentar September 2011 können Sie hier downloaden.
© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 12.10.2011