Yingli Green Energy, Suntech Power & Co - Solarwerte im Abwärtstaumel
02.09.2011 | EMFIS
RTE Peking - (www.emfis.de) - Auch den zweiten Tag in Folge mussten chinesische Solarwerte Kursverluste hinnehmen. Warum eigentlich? EMFIS klärt auf...
Am Anfang stand ein Konkurs: Es ist nicht lange her, dass Präsident Obama den kalifornischen Solarzellenhersteller Solyndra als Vorzeigeunternehmen der Öko-Branche gepriesen hatte. Doch obwohl das US-Unternehmen staatliche Kredite in Höhe von einer halben Milliarde US-Dollar erhalten hatte, musste es jetzt Konkurs anmelden und entließ seine 1.100 Beschäftigten. Damit ist Solyndra der dritte US-amerikanische Solarzellenhersteller, der im vergangenen Monat Gläubigerschutz beantragen musste, nachdem die Verkaufspreise der Bausteine in diesem Jahr um 42 Prozent gefallen sind.
Dass diese Pleite eine erneute Verkaufswelle unter den Solarwerten startete, ist nicht verwunderlich. Branchenkenner hatten bereits erwartet, dass vor allem Hersteller von Solarzellen und -wafern durch den jüngsten Preisrückgang in Mitleidenschaft gezogen werden. Allerdings befremdet doch ein wenig, dass auch gleichzeitig die großen chinesischen Solarkonzerne abgewatscht wurden, die den Weltmarkt für Photovoltaik immer stärker dominieren.
Die großen, vertikal integrierten Marktführer wie Yingli oder Suntech verfügen immer noch über beträchtliches Einsparungspotenzial, da sie das gesamte Spektrum der Fertigung von der Zelle bis hin zum fertigen Modul abdecken. Zudem werden sie die großen Gewinner sein, wenn es in der Branche zu der Konsolidierungswelle kommt, die von Marktbeobachtern schon lange erwartet wird. Und dass Yingli & Co. vom Konkurs eines US-Konkurrenten nachhaltig profitieren werden, ist offensichtlich, da die Vereinigten Staaten derzeit als wichtiger Wachstumsmarkt gelten. Der Wegfall von lokalen Anbietern dürfte dort die Präsenz der chinesischen Konzerne noch weiter stärken.
Chinas Solarkonzerne überrunden US-Konkurrenz
Auch die neuesten Zahlen von IMS Research sprechen eine eindeutige Sprache: Die drei weltgrößten Modulhersteller waren im zweiten Quartal in absteigender Reihenfolge Suntech Power, Yingli Green Energy und Trina Solar. Gegenüber dem Vorquartal konnten diese drei Konzerne ihren Absatz um 20 Prozent steigern. Während Suntech das fünfte Mal in Folge die Spitzenreiter-Position verteidigte, fiel der US-Konzern First Solar, der im letzten Jahr noch den zweiten Platz belegte, auf den vierten Platz zurück.
Und tatsächlich sind die Konsolidierungstendenzen sich nicht zu übersehen: Während kleine Firmen ums Überleben bangen müssen, konnten die großen Konzerne nach Angaben des Marktforschungsinstitutes ihre Produktion auch weiterhin mühelos absetzen. Auch unter Kunden bilde sich in diesem Marktsegment immer stärker ein Markenbewusstsein heraus. Es zeigt sich also, dass auch das Sponsoring von deutschen Fußball- und amerikanischen Football-Vereinen durch Yingli und Suntech erste Früchte trägt.
Doch nicht alles ist eitel Sonnenschein – zumindest kurzfristig: Obwohl sich der Absatz in der zweiten Jahreshälfte so weit erholen soll, dass das Jahresergebnis bei 22 Gigawatt liegen wird, sei es noch zu früh für eine Entwarnung. Mit einer mehr als doppelt so hohen Produktionskapazität wird 2011 voraussichtlich als negatives Rekordjahr in die Annalen eingehen. Die Experten von IMS Research rechnen damit, dass Umsätze, Gewinne und Bruttomargen in der Solarindustrie im dritten Quartal weiter unter Druck geraten werden. Die starke Konkurrenz habe auch bei den Modulen zu einem Preisverfall geführt. Diese mageren Zeiten werden nur Konzerne mit einem dicken Finanzpolster überstehen. Womit wir wieder bei den chinesischen Solarkonzernen wären, die von Peking kräftig unterstützt werden...