OPEC im Blickpunkt
18.09.2007 | Frank Schallenberger
OPEC 10 mit mangelnder Disziplin
Im Oktober und Dezember 2006 hatte die OPEC bei den zehn Mitgliedsstaaten, für die eine Obergrenze bei der Ölförderung festgelegt wird, ein Senkung der Quoten in zwei Schritten um insgesamt 1,7 Mio. barrel pro Tag (mbpd) auf 25,8 mbpd festgelegt. Für den OPECNeuling Angola und den Irak wurden zuletzt keine Quoten festgelegt. Diese Obergrenze sollte den Output seit Februar 2007 deckeln. Tatsächlich hielt sich die Disziplin der Mitglieder aber seither in Grenzen. Denn aktuell fördert die OPEC 10 bereits ca. 26,7 mbpd und damit 0,9 mbpd mehr als eigentlich vereinbart.
Erhöhung der Quoten ab 1. November
Auf ihrer Sitzung am 11. September in Wien hat das Ölkartell die Kürzungen jetzt wieder rückgängig gemacht und die bereits höhere Förderung des ersten Halbjahres auch offiziell abgesegnet. Ab dem 1. November steigt der Output des Kartells vom heutigen Niveau aus um weitere 0,5 mbpd. Die Förderquoten werden damit um rund 1,4 mbpd auf 27,25 mbpd erhöht. In Anbetracht der anderslautenden Äußerungen der OPEC-Offiziellen im Vorfeld der Konferenz kann dies durchaus als Überraschung gewertet werden. Am Markt war erwartet worden, dass das Kartell seinen Ausstoß nicht erhöht und das nächste außerordentliche Treffen am 5. Dezember abwartet, um die konjunkturellen Auswirkungen der US-Subprime-Krise besser einschätzen zu können.
Tropfen auf den heißen Stein
Beim Ölpreis brachte die OPEC-Entscheidung jedoch keine Entspannung. Tatsächlich erreichte der WTIFuture mit über 80 US-Dollar sogar ein neues Rekordhoch - trotz höherer OPEC-Förderquoten und trotz relativ prall gefüllter weltweiter Öllager. Selbst eine konjunkturelle Abkühlung in den USA dürfte durch die anhaltend hohe Nachfrage aus Südostasien überkompensiert werden. Alleine die chinesische Nachfrage lag im August mit 3,3 mbpd etwa 19% oder 530.000 bpd über dem Vorjahr. Sollte die Nachfrage aus dem Reich der Mitte in Zukunft auch nur annähernd ähnlich stark zulegen, reicht die avisierte Erhöhung der Förderquoten gerade aus, um den zusätzlichen chinesischen Ölhunger der nächsten zu stillen. Neue Rekordstände beim Ölpreis sind damit wahrscheinlich. Zudem sind die Chancen relativ hoch, dass beim nächsten OPEC-Meeting am 5. Dezember in Abu Dhabi eine weitere Erhöhung der Förderquoten auf der Agenda stehen wird.
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.