Oil Markets Weekly
11.09.2007 | Andy Sommer
Ölpreisentwicklung
Der Aufwärtstrend der Ölpreise setzte sich in der vergangenen Woche fort. Dabei wurden die Notierungen insbesondere von erneut stärker als befürchtet gefallenen Rohöl-Vorräten in den USA getrieben. Aber auch Ängste vor neuen Terroranschlägen (Informationen und Warnungen gab es aus Deutschland und Nigeria) sowie Unruhen im Nahen Osten (Konflikt zwischen Syrien und Israel) wirkten unterstützend. Zuletzt sorgten dann jedoch schwache Daten vom USArbeitsmarkt für neue Diskussionen über die Robustheit der amerikanischen Ölnachfrage und somit für eine leichte Preisabschwächung. Der Hurrikan Felix verursachte keine Störungen in der Öl- & Gas-Industrie im Golf von Mexiko und hatte daher ebenfalls eine leichte Entspannung zur Folge.
Die laufende Woche bringt den Ölmärkten eine ganze Reihe an Ereignissen. Am morgigen Dienstag wird die OPEC entscheiden, ob sie ihre Förderquoten anhebt und am Mittwoch veröffentlicht die IEA ihren Monatsbericht. Hinzu kommen am Mittwoch der Wochenbericht des US-Departement of Energy und im Wochenverlauf verschiedene neue Konjunkturdaten.
Kurzfristig ist zwar ein Test der Rekordmarke von knapp 79 USD bei WTI möglich, u.E. spricht jedoch die Unsicherheit über die Auswirkungen der USSubprime- Krise auf die Ölnachfrage gegen ein nachhaltiges Überschreiten dieser Marke. Andererseits dürften die andauernde Sturmsaison im Atlantik und die Befürchtungen, die OPEC könnte zu spät auf den Anstieg der globalen Nachfrage im vierten Quartal reagieren, für Unterstützung sorgen. Wir rechnen daher für die kommenden Wochen mit einer Seitwärtsbewegung zwischen etwa 70 und maximal 80 USD je Barrel.
US-Lagerbestände
Die Normalisierung der Importe nach dem Abziehen des Hurrikans Dean hat nicht ausgereicht, um die US-Rohöl-Vorräte in der vergangenen Woche zu erhöhen. Vor allem der Anstieg der Raffinerieauslastung von 90,3% auf 92,1% sorgte vielmehr für einen Bestandsrückgang um 4 Mio. boe (-1,2%). Damit sind die Vorräte zwar seit ihrem Höhepunkt Ende Juni um über 24 Mio. boe gefallen, liegen aber noch immer um über 8% oberhalb des 5-Jahre-Durchschnitts. Dies ist einer der Hauptgründe, weshalb wir nicht von einer Erhöhung der Förderquoten durch die OPEC am morgigen Dienstag ausgehen.
Die Benzin-Lagerbestände sind trotz der höheren Produktion der USRaffinerien auch in der vergangenen Woche gesunken. Nach einem Rückgang um 1,5 Mio. boe (-0,8%) liegt die Vorratsreichweite auf Basis der aktuellen Nachfrage nur noch bei 19,7 Tagen. Eine konstante Produktion auf dem derzeitigen Niveau vorausgesetzt, dürfte die nach dem Ende der Feriensaison typischerweise kräftig sinkende Nachfrage jedoch für eine Stabilisierung bzw. sogar eine Trendumkehr in den kommenden Wochen sorgen. Wie bereits in der vergangenen Woche betont, gehen wir daher nicht davon aus, dass die Vorratssituation zu weiterem Aufwertungsdruck bei den Rohölpreisen führt; wir erwarten aber auch einen geringen Rückgang der Benzinpreise als in den letzten Jahren.
Die Destillate-Vorräte profitierten von der zunehmenden Kapazitätsauslastung und Fokussierung der Raffinerien auf die Winter-Kraftstoffe mit einem Wachstum um 2,3 Mio. boe (+1,7%). Die Marktteilnehmer dürften diese Produktkomponente in den kommenden Wochen dennoch besonders im Auge behalten, da die Heizöl-Bestände aktuell ein Defizit gegenüber dem Vorjahr von 31% aufweisen. Auch hiervon sehen wir angesichts des Zeitfensters bis zum Beginn der Heizsaison und der (zumindest bisher) recht schwachen Nachfrage keine großen Auswirkungen auf die Entwicklung der Rohölpreise. Allerdings könnten weitere Raffinerieausfälle (durch technische Einflüsse, extensive Überholungsarbeiten oder Witterungseinflüsse) oder ein früher Wintereinbruch dieses Bild schnell kippen lassen.
Weitere Informationen
Kurz vor der morgigen OPEC-Konferenz haben sich nochmals fast alle Minister zu Wort gemeldet. Konsens scheint trotz des hohen Rohölpreises zu sein, dass mit Blick auf die komfortablen Lagerbestände in den OECD-Staaten und die Unsicherheit über die Auswirkungen der Subprime-Krise auf die US-Ölnachfrage zunächst keine Anhebung der Förderquoten nötig ist. Ein deutliches Indiz dafür, dass auch Saudi Arabien, der wichtigste OPEC-Produzent, diese Sichtweise teilt, ist die Ankündigung des Landes an die asiatischen Abnehmer, die Lieferungen auch im Oktober konstant zu halten. Selbst der Vorstandschef von ExxonMobil, Rex Tillerson, betonte in einem Interview, sein Unternehmen hätte keine Schwierigkeiten, die für den Betrieb der Raffinerien nötigen Rohöl- Mengen zu erhalten.
Wir gehen davon aus, dass die OPEC ihre Quoten erst dann erhöht, wenn die weltweiten Vorräte deutlich abgeschmolzen sind und damit auch die Solidität der Nachfrage bewiesen wurde. Auf Basis unserer derzeitigen Erwartungen an die Nachfrage und das Angebot (insbesondere der Nicht-OPEC-Staaten) könnte das nächste offizielle Kartell-Treffen am 5. Dezember der geeignete Termin hierfür sein. Bis dahin sollte jedoch die Unsicherheit über das richtige Timing der OPEC die Rohöl-Notierungen unterstützen.
© Andy Sommer
Economics & Research
Quelle: HSH Nordbank AG
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