Investieren in Technologiemetalle
26.10.2010 | Dr. Jürgen Müller (EG für Gold und Silber)
Seit ca. einem Jahr treten neben den Edelmetallen auch die Technologiemetalle immer mehr in den Blickpunkt des Interesses, wobei der Begriff der Technologiemetalle an sich nach meinem persönlichen Empfinden ebenfalls erst seit relativ kurzer Zeit vermehrt benutzt wird. Zuvor sprachen die Autoren von Anlagemetallen, Strategischen Metallen oder z. B. Gewürz- oder Pfeffermetallen, da der Anteil dieser Metalle im Endprodukt zumeist nur sehr gering ist.
Das vermehrte Auftreten dieser Metalle in den Medien ist nicht zuletzt China geschuldet, welches die Exportquoten vieler Metalle immer weiter limitiert, um die Rohstoffbasis für die eigene Industrie im Lande zu behalten. Einige Autoren sprechen diesbzgl. bereits von einem Krieg um Rohstoffe.
Ebenfalls interessant ist der Umstand, dass uns sehr viele Anfragen bzgl. Seltener Erden erreichen, obwohl aktuelle Studien vorliegen, dass andere Metalle in den kommenden Jahren eine weitaus größere Nachfrageausweitung erfahren werden. Die begrenzte Lagerfähigkeit von Seltenen Erden ist aus Investorensicht ebenfalls ein grosses Problem. Da China erst vor wenigen Wochen die Ausfuhr von Seltenen Erden drastisch einschränkte, schossen diese Metalle zudem um mehrere 100% nach oben, sodass es zumindest derzeit sehr fraglich erscheint, ob es sich lohnt, diesem abgefahrenen Zug noch hinterher zu laufen.
Falls und wenn er kommt, wird der 6. Kondratieffzyklus sich mit Nachhaltigkeit, erneuerbaren Energien, Kreislaufwirtschaft (Recycling), Bionik und Nanotechnologie beschäftigen. Diese Technologien verbrauchen entweder allesamt Technologiemetalle, oder versuchen einen möglichst hohen Prozentsatz derselben im Wirtschaftskreislauf zu halten. Schon aus rein energetischen Gesichtspunkten kann eine weitere exponentielle Ausweitung der primären Mineralienförderung, wie wir sie seit ca. 1900 sehen, jedoch nicht mehr sehr lange aufrecht erhalten werden.
Bei der Euroforum-Konferenz Technologiemetalle, die Ende September in Frankfurt stattfand, sprachen daher auch einige Referenten zum Thema Substitution und Recycling (“Urban Mining“) und sehen hier in der Zukunft enormes Nachholpotential. Derzeit werden sehr viele “Abfälle“ schlicht und ergreifend exportiert, da dies die vordergründig günstigste Alternative darstellt. Mit jedem Handy und jedem Bildschirm jedoch, der nach Afrika oder Asien exportiert wird, verlassen auch wichtige Rohstoffe unser Land. Bis 2009 wurden weltweit aufaddiert knapp 8,6 Milliarden Mobiltelefone verkauft, die insgesamt 2100 t Silber, 200 t Gold und 80 t Palladium enthalten. Deren Marktwert Stand Juni 2010: 8,5 Mrd. Euro (Quelle: Umicore).

Abb. 1: Elektronikschrott (Quelle: http://diepresse.com/home/reporter/464372/index.do)
Das Bundeswirtschaftsministerium forciert daher den Aufbau einer Rohstoffagentur unter dem Dach der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Deren Aufgabe: Unterstützung und Begleitung der Rohstoffaktivitäten der Wirtschaft.
Für Investoren scheinen die Technologiemetalle nach wie vor eine Art Novum darzustellen. Beleg hierfür mag die Google-Funktion “Insight“ liefern, die Suchanfragen seit 2004 protokolliert und grafisch zur Verfügung stellt. Für den Suchbegriff “Indium“ z. B. gehen die Anfragen seit 2004 kontinuierlich zurück. Gleiches gilt für “Germanium“ oder “Gallium“. Für den Suchbegriff “Technologiemetalle“ kann keine Grafik ermittelt werden, da die Datenbasis bei Google zu gering ist, sprich, niemand sucht nach diesem Begriff (würde man es tun, wäre unsere Einkaufsgemeinschaft für Technologiemetalle unter nur 576 Treffern auf den Plätzen 1 und 2 zu finden


Abb. 2: Entwicklung der weltweiten Suchanfrage “Indium“ bei Google von 2004 bis heute
Den interessierten Lesern bzw. potentiellen zukünftigen Investoren möchte ich im Folgenden einige Quellen nennen, um für die eigenen Recherchen einen Startpunkt zu haben.
Charts und Preisangaben für die Technologiemetalle sind im Internet schwer zu finden, bzw. kosten viel Geld. Stark zeitversetzte Bid und Ask Preise finden sich öffentlich zugänglich unter www.minormetals.com. Shanghai Metals Market bietet ebenfalls frei zugänglich Kurse für Minor metals oder auch Seltene Erden. Diese Preise sind jedoch in chinesischer Währung und beinhalten z.B. keine Zölle oder Transportkosten nach Europa. Eine bessere Quelle ist Metal Pages, allerdings kostet hier der Zugriff auf Charts oder aktuelle Kurse sehr viel Geld (1 Jahr kostet 1.049 britische Pfund, d. h. ca. 1.200 EUR). Bei metalbulletin.com kostet eine Lizenz ebenfalls 1.117 Pfund pro Jahr.
Folgende Anbieter, die ein Investment in Technologiemetallen anbieten, sind mir persönlich derzeit bekannt (in alphabetischer Folge, d. h. die Auflistung stellt in keinem Fall eine Wertung jedwelcher Art dar):
- Crystal International Consultants Ltd.
- Einkaufsgemeinschaft für Technologiemetalle GbR
- Haines & Massen GmbH
- MetalSafe Metallkonto Ltd. & Co. KG
- Multi-Invest Gesellschaft für Vermögensbildung mbH
- Safeport Strategic Metals & Energy Fund
- Schweizer Metallhandels AG
- Tradium GmbH
Im folgenden möchte ich Ihnen zu den Anbietern nur wenige, grundlegende Informationen geben, soweit ich persönlich diese für notwendig erachte. Aufgrund meiner naturgegebenen Befangenheit als Geschäftsführer der Einkaufsgemeinschaft für Technologiemetalle bitte ich Sie, weitere Recherchen selbständig anzustellen und die Angebote ggf. zu vergleichen.
Crystal Consult lagert die Metalle meines Wissens in Bremen ein. Angeboten werden zwei Körbe: Der aus 29 Metallen bestehende Base-Metal Korb (genannt “BM-Index“) bzw. der aus 8 Seltenen Erden bestehende REO-Index. Unsere Einkaufsgemeinschaft bietet die Metalle Indium, Gallium, Germanium und Rhenium an, wobei die Aufteilung zwischen den Metallen frei wählbar ist. Lagerort ist die Schweiz. Haines & Maassen ist ein Händler in Bonn, der meines Wissens selbst keine Lagerung anbietet. Multi Invest in Frankfurt ist eine Vertriebsgesellschaft, die neben Technologiemetallen auch normale Produkte wie Riester etc. anbietet. Safeport wiederum bietet einen Fonds an, der ca. 40% Rhenium enthält, welches physisch gekauft und meines Wissens in einer Bank hinterlegt wird. Die Schweizerische Metallhandels AG bietet zwei Warenkörbe und zwei Sparpläne an. Tradium (Frankfurt/Main) ist ebenfalls ein Händler, der für Privatinvestoren eine Einlagerungsmöglichkeit in Deutschland anbietet, und auch unsere Einkaufsgemeinschaft beliefert.
Auf der kommenden Edelmetallmesse am 5./6.11. in München werden wir, wie jedes Jahr, mit einem Stand für Sie vertreten sein. Mein Mitgeschäftsführer Herr RA Prof. Dr. Sakowski und ich freuen uns auf die Gespräche mit Ihnen. Weiterhin werden Herr Rüth und Herr Grob von der Tradium GmbH anwesend sein und sich mit Ihnen gerne über Technologiemetalle wie Indium, Gallium, Germanium oder Seltene Erden unterhalten. Zusammen über 50 Jahre Metallhandelserfahrung freuen sich auf Ihren Besuch am Stand 2.06 (oberes Stockwerk, direkt neben dem Bistro-Bereich).
© Jürgen Müller
www.goldsilber.org, www.technologiemetalle.org
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