Edelmetalle Aktuell
24.02.2010 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach (Heraeus)
Gold
Der Goldpreis setzte zu Beginn des Berichtszeitraumes seinen Aufwärtstrend fort und erreichte am 17. Februar kurzzeitig ein neues Monatshoch von 1.127 $ je Unze. Bei der Aufwärtsbewegung orientierte sich das gelbe Metall zunächst nicht wie so oft an der Entwicklung des US-Dollars. Dieser setzte nämlich zunächst seine Kursgewinne gegenüber dem Euro fort und erreichte fast die Marke von 1,3525, unter normalen Umständen wäre dies für den Goldpreis ein eher negatives Vorzeichen gewesen.
Dass es nicht dazu kam, war wohl eine Folge der griechischen Grippe, die speziell für schon länger im Gold engagierte Investoren in der Eurozone ein doppelten Grund zur Freude bot. Sorgte sie doch dafür, dass der Euro (u.a. gegenüber dem Dollar) wie oben beschrieben relativ schwach dastand und gleichzeitg heizte sie unterschwellig die Nachfrage nach dem sicheren Hafen Gold weiter an. Beide Faktoren zusammen führten in den letzten Tagen dazu, dass der Goldpreis hierzulande in Euro (und auch in der Vorgängerwährung Deutsche Mark) auf das höchste Niveau aller Zeiten gestiegen ist. In der Spitze notierte das Metall am 18. Februar bei 26.725 € je Kilo. Zwei Zahlen zum Vergleich: Das letzte offizielle Goldfixing vor der Euro-Einführung an der Frankfurter Wertpapierbörse hatte am 30.12.1998 bei 15.500 DM (7.925 €) gelegen, der "erste" Höchststand in DM am 21.1.1980 bei immerhin 46.530 DM (23.790 €).
In den Tagen nach dem Erreichen des neuen Euro-Allzeithochs ließ die Nachfrage nach Goldbarren in Deutschland etwas nach. Ähnliches berichten auch unsere Kollegen aus Hongkong: Während das Altgoldaufkommen im Reich der Mitte gestern und heute aufgrund der relativ hohen Preise eher wieder anstieg, hielten sich sowohl Investoren, wie auch industrielle Käufer zurück; zunächst wegen des chinesischen Neujahrsfestes und dann in dieser Woche mit Blick auf die anfangs relativ hohen Preise.
Auch den Zentralbanken scheint das derzeitige Goldpreisniveau für weitere Käufe eher etwas zu hoch zu sein. Jedenfalls konnte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine aus dem aktuellen Verkaufsprogramm verbleibenden 191,3 Tonnen Gold nicht an eine Zentralbank losschlagen. Aus diesem Grund erklärte der Währungsfonds am 18. Februar, dass er diese Menge nun auf dem freien Markt verkaufen wolle. Dabei wolle man marktschonend verfahren und sich entsprechend Zeit lassen. Von den insgesamt 403,3 zum Verkauf stehenden Tonnen Gold hatte der IWF vorher am Markt vorbei 200 Tonnen an Indien, 10 Tonnen an Sri Lanka und 2 Tonnen an Mauritius verkaufen können.
Der Markt reagierte auf die Nachricht über den Verkauf mit zwar vorübergehenden, in dem Moment aber unerwartet großen Abschlägen. Der Goldpreis fiel dabei rasch von 1.124 $ auf 1.098 $ zurück. Allerdings bügelte er die Verluste im weiteren Verlauf der Woche wieder aus und gestern Morgen konnte er, diesmal gekoppelt an eine Schwächephase des Dollars gegenüber dem Euro, sogar mit 1.130,65 $ ein neues Februar-Hoch markieren.
Das oben beschriebene Fehlen der physischen Nachfrage und die Tatsache, dass der Euro nach der Veröffentlichung schlechter Wirtschaftszahlen in Deutschland wieder unter Druck kam, führte in den letzten Stunden dann wieder zu einem Test der Marke von 1.100 $.
Was die kurzfristige Entwicklung angeht, sieht das Gold durch den heutigen Rückschlag gar nicht so gut aus. Allerdings hatte es auf den längerfristigen Charts mit dem seit Beginn des Monats verzeichneten Anstieg vorher schon den seit Dezember andauernden Abwärtstrend erst einmal durchbrochen. Angesichts dieser sich widersprechenden Signale könnte die weitere Kursentwicklung bis zu einer Neuorientierung des Marktes erst einmal in einer Seitwärtsbewegung zwischen 1.095 $ und 1.133 $ enden. Je nachdem auf welcher Seite der Goldpreis diese Handelsspanne dann verlässt, wird sich vermutlich ein neuer, mittelfristiger Trend herausbilden.
Silber
Die Preiskurven der letzten zehn Tage für Silber und Gold könnte man wieder einmal übereinanderlegen ohne dabei gravierende Abweichungen feststellen zu können. Anders als beim Gold haben aber die Investoren das Silber in der letzten Woche wieder neu für sich entdeckt. So haben sowohl die eher spekulativ orientierten Anleger an der New Yorker COMEX, wie auch die Käufer von ETFs ihre zuletzt skeptische Haltung geändert und ihre Pluspositionen ausgebaut. Im letztgenannten Fall waren es rund 60 Tonnen; an der COMEX sogar knapp über 70 Tonnen, die neu in den Besitz der Anleger übergingen.
Auch die Nachfrage nach Investmentbarren aus Silber ist in der vergangenen Woche in Mitteleuropa nach längerer Pause wieder angesprungen. Vereinzelt kam es dabei bei bestimmten Barrentypen sogar zu kürzeren Lieferfristen.
Und die Investmentnachfrage steht im derzeitigen Umfeld nicht alleine da. Auch die industrielle Nachfrage nach Silber entwickelt sich trotz des seit Anfang Februar verzeichneten Preisanstiegs weiter positiv. Die Kombination aus im Jahr 2009 weitgehend geleerten Vorratslagern der Industrie und einer inzwischen wieder zunehmenden Nachfrage der Endverbraucher ist die wahrscheinlichste Erklärung für die andauernden Käufe. Im Moment gehen Silbergranalien jedenfalls weg wie die sprichwörtlichen ‚warmen Semmeln‘ und handeln auch im Interbankenmarkt auf der Briefseite mit einem Aufgeld auf den Kassapreis.
Was die weiteren Aussichten angeht, muss das Silber nun die gar nicht mehr so weit entfernte Marke von 15,90 $ halten. Ansonsten würde der seit Anfang Februar andauernde Aufwärtstrend gebrochen werden und im Extremfall wären sogar Kurse von 14,65 $ möglich. Dieses Niveau war seinerzeit der Ausgangspunkt der aktuellen Hausseperiode. Nach oben hat das Metall derzeit noch viel Luft bis hin zur Marke von 16,95 $ je Unze. Erst bei einem Durchbrechen dieser Marke würde es wieder das Jahreshoch von fast 19 $ anpeilen.
Platin
Zusammen mit den anderen Edelmetallen und Rohstoffen konnte das Platin in den letzten beiden Woche wieder zulegen, abrupte Preisbewegungen blieben dabei allerdings aus.
Den Höchstkurs für den Berichtszeitraum erreichte das weiße Metall bereits zu Beginn der vergangenen Woche, ein am Ende nur kurzlebige Erholung des Euro/USD-Kurses auf fast 1,38 dürfte dabei vor allen anderen Faktoren die treibende Kraft gewesen. Der anschließende Absturz des Euros war es dann wohl auch, der das Platin wieder unter die Marke von 1.500 $ absacken ließ. Allerdings war auch diese Bewegung nur von kurzer Dauer; am vergangenen Freitag stieg das weiße Metall dann allerdings wieder nur vorübergehend auf rund 1.540 $ je Unze an.
Was die weitere Kursentwicklung angeht, wird in den nächsten Tagen weiter viel von den Vorgängen auf den Währungsmärkten abhängen. Ein Grund hierfür ist auch, dass bis Anfang März keine neuen fundamentalen Nachrichten, z.B. von den internationalen Automärkten anstehen.
Platin bleibt vorerst in alter Handelsspanne
Wir rechnen insgesamt damit, dass sich die Notierung auch in den nächsten Tagen weiter seitwärts bewegen wird und dass sie die Handelsspanne dieses Monats, die bisher zwischen 1.444 $ und 1.590 $ gelegen hat, nicht verlässt. Angesichts der Rückkehr der Marktteilnehmer in China nach dem Ende des dortigen Neujahrsfestes dürfte aber, wenn überhaupt, wohl eher die obere Seite der genannten Handelsspanne noch einmal getestet werden. Die ersten zwei Tage gaben allerdings noch keine Hinweise darauf, dass ein solcher Test unmittelbar bevorsteht. Die zuletzt vor allem auch durch die Schmuckindustrie getriebene Nachfrage in China fiel gestern und heute eher verhalten aus.
Implats hofft auf bessere Zeiten
Natürlich hoffen die Minengesellschaften, dass die Nachfrage in den nächsten Wochen wieder anzieht, damit sich die ziemlich schlechten Meldungen hinsichtlich der 2009er Unternehmensgewinne nicht noch einmal wiederholen. Nachdem Anglo Platinum ja schon während unserer letzten Berichtsperiode für das Jahr 2009 einen Einbruch der Erträge um 95% bekannt gegeben hatte (siehe entsprechender Link im letzten Bericht), folgte in der vergangenen Woche die Nr. 2 unter den Platinproduzenten, Impala Platinum, mit einem Minus von 76% für die Zeit von Juli bis Dezember. Angesichts der Tatsache, dass die Platinnotierungen während des gesamten Jahres 2009 deutlich unter den aktuellen Werten lagen, dürften die Ergebnisse bei allen Platinmetallproduzenten im laufenden Halbjahr aber wieder deutlich besser ausfallen.
Abgesehen vom Ergebniseinbruch berichtete Impala, dass man im letzten Halbjahr - welches das erste des von Juli bis Juni dauernden Geschäftsjahres ist - im Vergleich zu den vorangegangenen sechs Monaten 2% mehr Platin ausbringen konnte. Von den insgesamt 895.000 Unzen, die produziert wurden, kam knapp die Hälfte aus der größten Impala-Mine. Für diese etwa 15 Tonnen Platin (plus entsprechende Mengen an anderen Platinmetalle) mussten übrigens rund 6,8 Millionen Tonnen erzhaltiges Gestein aus der Erde geholt werden!
Enttäuscht zeigte sich Implats-Chef Brown über die neuesten Pläne zur weitgehenden Nationalisierung des Minensektors in Zimbabwe innerhalb von 45 Tagen, mit Beginn des Prozesses am 1. März. Implats ist der größte Platinproduzent in dem Land, wobei die Firma aber immer noch hofft, eine erzwungene Mehrheitsübernahme von Zimplats durch die Regierung abbiegen zu können.
Ebenso unzufrieden zeigte sich Brown von Plänen, die Strompreise in Südafrika in Zukunft deutlich anzuheben. Geplant ist derzeit eine Steigerung um 35% in den nächsten drei Jahren. Dies würde zwar dem chronisch klammen lokalen Stromversorger Eskom sicher helfen, würde aber alleine Implats mit zusätzlichen Energiekosten in Höhe von 80 Mio. Rand (rund 8 Mio. €) belasten.
Palladium
Das Palladium bewegte sich in den letzten zwölf Tagen im Gleichschritt mit den anderen Edelmetalle und erreichte dabei in der Spitze ein Niveau von 446,75 $ je Unze. Dieses war die höchste Notierung seit dem 3. Februar. Am darauffolgenden Tag hatte der Palladiumpreis ja seinen Absturz auf nur noch 379,50 $ begonnen.
Was den Ausblick angeht, ergibt sich derzeit zumindest charttechnisch ein gemischtes Bild. Falls das Metall nicht kurzfristig über 445 $ steigt (dann läge das nächste Ziel bei 465 $), wird ein Test der Unterstützungsmarke bei aktuell 400 $ je Unze immer wahrscheinlicher. Falls der Preis am Ende tatsächlich unter dieses Niveau fällt, sollten industrielle Endverbraucher abwarten und erst wieder zwischen 360 $ und 390 $ über gestaffelte Käufe ihrer zukünftigen Bedarfe nachdenken. Langfristig bleiben wir für das Metall weiter positiv gestimmt; die hohe Autonachfrage in China und der wieder steigende Bedarf der Automobilindustrie in den USA sollten auch längerfristig für eine stabile Situation sorgen.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die "kleinen" Platinmetalle konnten in den letzten zwölf Tagen allesamt weiter zulegen. Das Rhodium stieg nach dem Ende des chinesischen Neujahrsfestes um 100 $ auf 2.550 $ an. Ruthenium sah weitere Nachfrage aus der Elektronikindustrie und notiert jetzt etwas höher bei 190 $. Das Iridium legte noch einmal deutlich zu und erste Käufe bei Kursen von 470 $ (dem Höchstkurs von 2008) haben bereits stattgefunden.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
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