US-Landwirtschaftsministerium sorgt für scharfe Zäsur
18.01.2010 | Manfred Wolter (LBBW)
Preisdruck des Mais Futures zieht weite Kreise
Die gute Nachricht einer vom US-Landwirtschaftsministerium erwarteten Rekordernte sorgte am vergangenen Dienstag für eine massive Korrektur des Mais Futures. Dass die gänzlich unerwartete Angebotsschätzung der USDA auf derart starken Widerhall stieß, dürfte auch auf die extrem einseitige Positionierung der Spekulanten am Maismarkt zurückzuführen sein, welche derzeit die höchste Netto-Long-Position (235.500 Kontrakte) seit 22 Monaten inne haben. Im Wochenvergleich führte der Kakao Future an der ICE mit gut 3% die Rangliste des Agrarsektors an. Am anderen Ende rangieren die Getreide Futures mit Ergebnissen zwischen -4,7% (Sojabohnen) und Hafer (-16%). Der Mais Future als "Auslöser" war mit -12,2% dabei.
USDA erwischt Händler auf dem falschen Fuß
Die Meldung einer erwarteten Rekordernte gehört eigentlich zu den positiven Nachrichten - es sei denn, man besitzt als Händler Longpositionen und muss sich nun auf angebotsseitigen Preisdruck einstellen. Der Mais Future wurde am Dienstag nur durch die "limit down"-Regelung (30 USc) an der Fortsetzung des freien Falls gehindert. Aufgrund der deutlichen wetterbedingten Verzögerungen der Maisernte in den USA war diese Aufwärtsrevision auf 13,15 Mrd. Scheffel eine echte Überraschung. Analysten hatten im Durchschnitt eine (wetterbedingte) Korrektur von 12,92 Mrd. Scheffel auf 12,82 Mrd. Scheffel erwartet.
Aber auch die Lagersituation und die Erträge wurden aufwärts revidiert, kurzfristig fehlte für Mais sowohl auf US- als auch auf Weltebene jeglicher Anker für die Preise. Die USDA hat zwar gleichzeitig die Aussaat des Winterweizens um 14% auf das niedrigste Niveau seit knapp 100 Jahren reduziert, aber dem wurde im Strudel der gesättigten Versorgungslage (auch für Sojabohnen) kaum Bedeutung beigemessen. Als Grund für die deutlich reduziert erwartete Aussaat (noch unterhalb der niedrigsten Analystenschätzung) wird neben der verspäteten und sehr feuchten Ernte auch die schwache Preisentwicklung für Weizen genannt. Unterstellt man den durchschnittlichen Ertrag der letzten fünf Erntejahre, so könnte daraus die geringste Winterweizen Produktionsmenge seit 1991 resultieren (1,372 Mrd. Scheffel).
Aufgrund der starken russischen und kanadischen Konkurrenz rechnet die USDA mit schrumpfendem 2009er US-Weizenexport auf den niedrigsten Stand seit 38 Jahren, während andererseits die Lager mit erwarteten knapp 980 Mio. Scheffeln auf das höchste Niveau seit über 20 Jahren anschwellen dürften.
© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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