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Edelmetalle Aktuell

22.09.2009  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach (Heraeus)

Gold

Zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts hatte es der Goldpreis wie erwähnt nicht geschafft, sich über der Marke von 1.000 $ je Unze zu etablieren. Stattdessen war er wieder unter diese psychologisch wichtige Hürde zurückgefallen. Der Rückschlag war allerdings nicht von langer Dauer: Angefeuert von einem neuerlich auf 73 $ je Barrel anziehenden Ölpreis und einen Anstieg des Euro/USD-Kurses auf über 1,4750 stieg der Goldpreis schließlich am vergangenen Donnerstag auf 1.024 $ je Unze und damit auf den höchsten Stand der letzten 18 Monate an. Das Allzeithoch vom März letzten Jahres verfehlte er damit um ganze 6 Dollars. Das Fehlen von Anschlusskäufen und die Beruhigung auf dem Devisenmarkt führte dann aber dazu, dass die Notierung das hohe Niveau rund um das Wochenende nicht halten konnte. Heute Morgen notierte das gelbe Metall in Asien dann zeitweise wieder bei “nur“ noch 995 $ je Unze.

Die eher langfristig orientierten Investoren haben sich in dieser Woche angesichts der hohen Preise zurückgehalten. So verzeichneten wir zwar weiterhin Nachfrage nach unseren Goldbarren, aber der zweite, diesmal sehr deutliche Sprung des Preises über die 1.000er-Marke innerhalb von einer Woche führte nicht zu einem nennenswerten Anstieg der Käufe. Ähnliches war auch bei den ETFs zu bemerken, hier stieg die Nachfrage zwar ebenfalls etwas an, aber der populärste ETF von SPDR Gold Trust legte in den letzten Tagen zum Beispiel nur um rund sechs Tonnen zu. Er ist damit, was die Bestände angeht, mit jetzt 1.086 Tonnen weiterhin deutlich von seinem am 1. Juni erreichten Höchststand entfernt.

Offensichtlich gibt es in Reihen der längerfristig orientierten Investoren noch immer einige Skepsis was die Nachhaltigkeit des Goldpreisanstiegs angeht. In diesem Umfeld helfen Meldungen der letzten Tage über einen massiven Einbruch der Schmucknachfrage in Italien nicht gerade. Wie ein Vertreter der italienischen Schmuckgroßhändler mitteilte, werde in diesem Jahr die Nachfrage auf Europas größtes Schmuckmarkt gegenüber dem Jahr 2008 wohl um 25 - 30% zurückgehen.

Auch eine andere Meldung hat möglicherweise die Euphorie auf dem Goldmarkt etwas gebremst: Der Internationale Währungsfonds (IWF) will sich nun endgültig von einem Teil seiner Goldreserven trennen und 403,3 Tonnen des Edelmetalls verkaufen. Mit dem Erlös - beim derzeitigen Goldpreis etwa 13 Mrd. Dollar - solle der Währungsfonds unabhängiger bei der Finanzierung seiner Aufgaben werden, teilte der IWF laut einem Bericht in der Zeitung “Die Welt“ mit. Ein Teil des Geldes solle für Kredite an arme Länder verwendet werden.

Das Gold soll zunächst ausschließlich Zentralbanken oder anderen staatlichen Institutionen angeboten werden, hieß es beim IWF und heute Morgen hat sich mit China dann auch gleich ein möglicher Kaufinteressent zu Wort gemeldet. Erst in einer zweiten Phase würden auch zeitlich gestreckte Verkäufe auf dem freien Markt ins Auge gefasst. Zuletzt hatte der Währungsfonds 1999 und 2000 Gold zur Finanzierung seiner Aufgaben verkauft. Der IWF verfügt derzeit noch über insgesamt 3.200 Tonnen Gold und damit nach den USA und Deutschland über die drittgrößten Goldreserven der Welt. Der angedachte Verkauf ist Teil eines im April vergangenen Jahres beschlossenen neuen Einnahmemodells des IWF. Er sei sehr erfreut, dass der Verwaltungsrat jetzt dem Goldverkauf zugestimmt habe, äußerte sich dazu der IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn.

Nur am Rande politisch war in dieser Woche ein bemerkenswerter Kommentar der südafrikanischen Nedbank. Sie teilte mit, dass sie ggf. neben anderen Vorhaben auch Bergbauprojekte nicht mehr finanzieren würde, wenn die Minengesellschaften nicht ihre CO2-Emissionen reduzieren würden. Es bleibt abzuwarten, ob die sich selbst als “grüne Bank“ verstehende Nr. 4 in Südafrika Nachahmer in der Finanzindustrie finden wird. Sollte dies der Fall sein, wird die Minenindustrie auf diese zusätzliche Herausforderung eine am Ende sicher alles andere als billige Antwort finden müssen.

Dies dürfte dann am Ende die Produktionskosten für die Minengesellschaften noch weiter in die Höhe treiben und damit die - mit wenigen Ausnahmen - seit Jahren andauernde Preisspirale fortsetzen. Wie die Marktbeobachter von GFMS in ihrer neuesten Studie zum Goldmarkt (Gold Survey 2009 - Update 1) mitteilten, lagen die durchschnittlichen Produktionskosten für eine Unze Gold im 2. Quartal bei 608 $ je Unze, dies war der zweithöchste Stand in der Geschichte. Das bisher höchste Niveau war im 3. Quartal des letzten Jahres bei damals allerdings wesentlich höheren Energiekosten und vorübergehend deutlich stärkeren Währungen der verschiedenen Produktionsländer erreicht worden.

Ansonsten bleibt GFMS für das Gold eher positiv eingestellt: So werde der Absatz an Investoren wohl den Einbruch bei der Schmucknachfrage und die leicht höhere Neuproduktion ebenso ausgleichen, wie die sinkenden Rückkäufe von Sicherungsgeschäften durch Minen und den Anstieg der Altgoldabgaben. Ein zweiter positiver Faktor sei außerdem, dass Zentralbanken immer weniger verkaufen würden, bzw. per Saldo am Ende sogar ins Käuferlager wechseln könnten.


Silber

Wie das gelbe Metall auch, verzeichnete der Silberpreis nach einer kurzen Verschnaufpause kurz vor dem vorletzten Wochenende erst einmal einen kräftigen Anstieg. Dabei erreichte das Metall in der Spitze 17,63 $ je Unze, hier war dies der höchste Stand der letzten 13 Monate. Anders als das Gold war das Metall damit aber noch ein gutes Stück vom Höchstkurs des letzten Jahres, 21,20 $ je Unze, entfernt. Das Metall kam dann in den letzten 48 Stunden aber prozentual noch deutlich stärker als das Gold unter die Räder. In der vergangenen Nacht notiert es dabei zeitweise wieder unter 16,50 $ je Unze. In der letzten Stunden folgte eine marginale Erholung, allerdings besteht weiterhin das Risiko eines Tests der ersten charttechnischen Unterstützung bei etwa 16 $ je Unze.






Platin

Der Platinpreis ist in der vergangenen zehn Tagen zunächst kontinuierlich gestiegen und erreichte in der Spitze 1.350 $ je Unze. Im weiteren Verlauf fiel er dann aber in Abwesenheit irgendwelcher fundamentaler Meldungen wieder leicht auf 1.320 $ zurück.

In Frankfurt findet derzeit die Internationale Automobilausstellung IAA statt. Auch wenn einige japanische Hersteller der Messe ferngeblieben sind, präsentieren die verbleibenden Autohersteller aus der ganzen Welt ein wahres Neuheitenfeuerwerk. Aber nicht nur Modelle, die demnächst in den Verkaufsräumen landen, werden in Frankfurt präsentiert: So scheint es für alle Autoproduzenten ein Muss zu sein, auch möglichst viele Konzepte mit alternativen Antrieben zu präsentieren, die dann aber zum großen Teil noch Jahre bis zur Serienreife brauchen.

Generell zeichnen sich einige Trends ab: Zunächst ist beobachten, dass die Hubräume bei den Fahrzeugen in Zukunft wohl immer kleiner werden. Dies gilt nicht nur für klassische Antriebsvarianten, sondern auch für Hybridfahrzeuge, bei denen der Motor in Zukunft aber immer öfter nur zur Stromerzeugung für den Elektroantrieb dienen wird. In diesen Bereichen werden je Auto in Zukunft tendenziell wohl eher weniger Platinmetalle eingesetzt werden.

Andererseits ist die Brennstoffzelle, die seit bald 20 Jahren ein stetes Auf und Ab erlebt, trotz aller Unkenrufe noch keineswegs aus dem Rennen. So soll z.B. in Deutschland in absehbarer Zeit ein flächendeckendes Netz an Wasserstofftankstellen geschaffen werden, um diese Technik voranzubringen. Solche Nachrichten dürften Musik in den Ohren der Platinmetallproduzenten sein, denn noch immer wird für eine Brennstoffzelle in einem PKW ein Mehrfaches an Platin im Vergleich zu einem herkömmlichen Katalysator benötigt.

Bei einer IAA-Vortragsreihe des Analysehauses CSM Worldwide zur Entwicklung der Automärkte in den nächsten Jahren gab es ebenfalls einige interessante Einblicke. Ein Vortrag beschäftigte sich u.a. mit dem erheblichen Nachholbedarf bei der Motorisierung der Bevölkerung in vielen sich entwickelnden Staaten wie z.B. China, Indien oder Brasilien. Hier wurde auf die großen Auswirkungen bei den Stückzahlen hingewiesen, wenn sich der Motorisierungsgrad in diesen Ländern langfristig auch nur um einige Prozent erhöhen sollte.

Nur das nächste Jahr betrachtend, waren die Prognosen von CSM allerdings erst einmal noch gemischt ausgefallen. Gerade auch in Deutschland werde es 2010 aufgrund der ausgelaufenen Abwrackprämie einen bitteren Einbruch bei den Neuzulassungen geben. Weltweit gesehen erwarten die Experten von CSM allerdings bereits im kommenden Jahr eine Erholung der Verkäufe, es werde aber noch bis 2013 dauern, bis die globalen Rekordabsatzzahlen von 2007 in Höhe von 65 Mio. Autos wieder erreicht würden. Bis 2015 könnte der jährliche Absatz dann aber sogar auf 75,3 Mio. Fahrzeuge ansteigen.

Dem weiter oben beschriebenen Drang zur schnellen Präsentation alternativer Antriebe und da insbesondere von rein elektrische Antrieben, bringt CSM aber derzeit noch einige Skepsis entgegen. Mit Verweis auf die langen Entwicklungszyklen im Automobilsektor, hohe benötigte Subventionen und die bislang völlig ungeklärte Frage wie in ausreichender Zahl öffentliche Ladestationen zur Verfügung gestellt werden könnten, sieht CSM auch auf längere Sicht erst einmal keine Chance, den klassischen Verbrennungsmotor durch die neuen Techniken vollständig abzulösen. Erst nach dem Jahr 2020 könnten reine (Batterie-)Elektroantriebe überhaupt größere Marktanteile gewinnen, allerdings nur, um ab 2030 ihrerseits wieder von der Brennstoffzellentechnik bedroht zu werden.

Angesichts der plausiblen Prognosen von CSM sieht es aktuell nicht so aus, als könnte der Einsatz von Platinmetallen im Automobilsektor in absehbarer Zeit - abgesehen von den normalen Schwankungsbreiten - größer zurückgehen. Damit dürften die Preise der weißen Metalle auch mittel– und langfristig weiterhin eine gute Unterstützung erfahren.

Falls die Notierungen von Platin und Rhodium - z.B. weil Spekulanten aus dem Markt aussteigen - irgendwann noch einmal in den dreistelligen Bereich absinken oder Palladium die 200er-Marke testet, sollten industrielle Verbraucher dies in jedem Fall als eine günstige Gelegenheit zur Absicherung ihres zukünftigen Bedarf ansehen.

Bei Interesse an den Vortragsunterlagen von CSM stellen wir gerne einen Kontakt zu dem Institut her.


Palladium

Nach einer längeren Seitwärtsbewegung im Bereich von 290 $ je Unze konnte das Palladium gegen Ende letzter Woche die Marke von 300 $ kurzzeitig durchstoßen. Allerdings hatte dies nicht lange Bestand und aktuell liegt der Preis wieder leicht unter dieser psychologisch wichtigen Marke.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Der Rhodiumpreis profitierte nur kurz von der Hausse bei den anderen Metallen und legte dabei auch nur um gerade einmal 25 $ auf 1.675 $ je Unze zu. Allerdings hatte selbst dieser kleine Anstieg keinen Bestand, denn der unverändert andauernden industriellen Nachfrage aus Asien steht noch immer das Verkaufsinteresse von Händlern gegenüber. Vor diesem Hintergrund sank der Preis rasch wieder auf die 1.650 $ der Vorwoche zurück.

Keine Veränderung gab es bei den anderen beiden "kleinen" Platinmetallen. Iridium liegt weiter bei 390 $ - 440 $ je Unze und Ruthenium notiert wie in der Vorwoche bei 70 $ - 100 $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





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